Die Heimatstube in Nazza bietet viel an Material und Infos zu Carl Grübel und Hermann Frank 

Vor einigen Wochen berichtete ich anhand der im Mihlaer Ortsarchiv befindlichen Unterlagen zum Wirken von Carl Grübel, der lange Zeit als „Wohltöter“ der Region galt. 

Er hatte, gemeinsam und unterstützt von Kommerzienrat Hermann Frank aus Ludwigsburg und anderen Gothaer Kaufleuten, die Weberinnung, die in den Dörfern des damaligen Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha noch intensiv vorhanden war, materiell unterstützt und durch den Bau der „Faktorei“ in Nazza versucht, dem Handwerk den Übergang zur Industriezeit zu ermöglichen. 

Sein Wirken galt aber auch dem Brauchtum und dort vor allem dem Erhalt der traditionellen Trachten in unseren Dörfern. 

Nach dem Erscheinen des Artikels baten mich die sehr emsigen Mitarbeiterinnen der Nazzaer Heimatstube um Frau Weißenborn und Frau Moschkau um einen Besuch. Dieses Angebot nahm ich gern an. 

Im intensiven Gespräch ergaben sich einige notwendige Ergänzungen zu den genannten Persönlichkeiten. 

     
Carl Grübel (links) und Hermann Frank, die Förderer des Weberhandwerks und Carl Grübel der Gründungsvater des Thüringer Trachtenverbandes. Über ihr Leben kann man in der Nazzaer Heimatstube viel erfahren. 

In Nazza wird ihnen noch heute in der Heimatstube ein dankbares Erinnern gewidmet. So erfuhr ich von Frau Moschkau, dass man sich seit längerer Zeit mit dem Wirken von Hermann Frank beschäftigt. Gemeinsam mit einem Wissenschaftler, der dessen Lebensweg nachzeichnet, konnte so sehr viel herausgefunden werden. Die Ergebnisse zu Hermann Frank kann man in Nazza anschauen. Immerhin schlug Carl Grübel bei der Einweihung der Faktorei, des Warenhauses der Weber, in Nazza vor, das Gebäude fortan als „Karl-Frank-Stiftung“ zu bezeichnen. Beide Männer gingen vom gleichen Ansatz aus, der vor allem auch von liberalen und sozialen Gedanken geprägt war. 

Weitere Fakten waren in Nazza zu erfahren: Im Ort galt die Barchentweberei als Haupterwerbszeig für die meisten Familien. Noch 1992 gab es 86 Weber in Nazza! Meist wurde die Landwirtschaft als „Nebenerwerb“ betrachtet, denn die Nazzaer Tallage gestattete meist nur kleine und steinige Felder. 

Schon 1884 gab es den Versuch der Mühlhäuser Fabrikanten Busch, in Nazza ein Verlagswesen für die Weber aufzubauen. Aber erst der Einstieg des Gothaer Unternehmers Grübel stellte diese Versuche auf eine solide Basis. Seit 1896 versuchte Grübel, ein zentrales Gebäude für die Weber, ein Warenhaus und Zentrum für den Verlagshandel, im Ort zu erwerben oder neu zu bauen. Dies gelang ihm vor allem mit Unterstützung von Hermann Frank als Geldgeber. 

1898 kam es zum Neubau eines solchen Gebäudes auf dem Plan. Die Einweihung und die Feier des einjährigen Bestehens vereinte dann nicht nur die Nazzaer Weber in „ihrem“ Warenhaus, sondern auch die Weber der anderen gothaischen Orte, vor allem auch aus Frankenroda, wo das Weberhandwerk ebenso stark vorhanden war. 


Einjährige Jubiläumsfeier der der Eröffnung des Nazzaer Warenhauses 1899. Im Hintergrund am Gebäude der Leitspruch des Unternehmens: „Grübels Hilf- und Gemeinsinn Armen Webern zum Gewinn Lagerhaus für Weberei Gottes Hilfe sei dabei“. 

Im Jahre 1904 konnte Grübel dann den aus Soran stammenden Oskar Bergmann als Fabrikleiter in Nazza gewinnen. Er führte die Faktorei bis nach dem Tode von Grübel. 

Die Nazzer verehrten ihren Kaufmann. Im Jahre 1909, zu seinem 60sten Geburtstag, wurde der Schlossplatz in „Carl-Grübel-Platz“ umbenannt. Die Gemeinde ließ dort einen Springbrunnen mit Grotte zu seinen Ehren errichten. 

All dies und noch vieles mehr, Fotos, Texte, Originale aus der „Grübelzeit“, das kann man in der Nazzaer Heimtstube erleben und von den sachkundigen Frauen gezeigt und erklärt bekommen. 

Ein Besuch lohnt sich für alle an Heimatgeschichte Interessierten! Vielen Dank an das interessante Gespräch in der Nazzaer Heimatstube. 

Rainer Lämmerhirt
- Ortschronist Mihla -