Besuch im Creuzburger Rathaus 

Auch das gibt es: Handwerksburschen auf der Walz. Fünf von ihnen, darunter eine Frau, besuchten nach alter Tradition das Creuzburger Rathaus. Sie hatten sich bereits am Vortag angekündigt. 

Was bedeutet „Walz“? Eine interessante Frage, da in den letzten Jahren die Wanderschaft der Burschen zugenommen hat. 

Der Begriff der Wanderjahre, auch Walz, bezeichnet die Zeit der Wanderschaft zünftiger Gesellen nach dem Abschluss ihrer Lehrzeit (Freisprechung). Sie war seit dem Spätmittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine der Voraussetzungen der Zulassung zur Meisterprüfung. Der praktische Gedanke dabei war, dass die Gesellen bei anderen Meistern neue Arbeitspraktiken lernen, fremde Orte und deren Sitten und Gebräuche kennenlernen sowie Lebenserfahrung sammeln. 


Gruppenfoto im Sitzungszimmer des Creuzburger Rathauses, Foto M. Senf. 

Auch heute dauert die Walz mindestens drei Jahre und ein Tag. Einer der Gäste im Creuzburger Rathaus war sogar schon fünf Jahre unterwegs! 

Ihr Hab und Gut tragen die Wanderburschen in einer Art Tornister mit sich. Bekannt ist der Wanderstab, auch „Stenz“ genannt. Auffallend auch die Kleidung; ein schwarzer Hut und breite Schlaghosen, eine Weste meist mit sechs Knöpfen (jeder für einen Arbeitstag in der Woche) und einer sprichwörtlichen „weißen Weste“. 

Die Gesellen führen ein von ihrer Gesellenvereinigung herausgegebenes Wanderbuch mit sich. In diesem werden nur Arbeitszeugnisse sowie die Städtesiegel der besuchten Ortschaften eingetragen, nachdem bei deren Bürgermeistern mit dem traditionellen Handwerksgruß „zünftig um das Siegel vorgesprochen“ wurde, so geschehen auch in Creuzburg. 

Nachdem Bürgermeister Rainer Lämmerhirt die Wanderbücher gesiegelt hatte erhielten die Wanderburschen noch das traditionelle „Zehrgeld“, ehe sie sich zu einem Gruppenfoto stellten.

Übrigens, vier von ihnen waren als Zimmerleute unterwegs, die „Gesellin“ als Schneiderin. Ihr nächstes Ziel war dann Netra in Hessen. 

- Amt Creuzburg -