Archäologische Entdeckungen rund um Mihla - Der "Eierberg" im Mihlaer Tal - Standort der ersten Burg der Herren von Harstall? 

Die gemeinsame Begehung, die Wanderwegewart Jörg Rödel mit dem Fachbereichsleiter für die Archäologische Denkmalpflege, Herrn Dr. Grasselt, Anfang Dezember letzten Jahres organisiert hatte, führte zuletzt auch tief ins Mihlaer Tal hinein. Dort wird der Burgsitz der Herren von Harstall vermutet. Von der Siedlung Harstall aus begann die Geschichte dieser Adelsfamilie... 

Die Siedlung Harstall lag an der Nordseite des Tales, auf einer kleinen Anhöhe des Wernershäuser Berges. Dort wurden Siedlungsreste 1990 gefunden, geschützt vor dem Hochwasser des Baches, dessen Sturzfluten noch in neuerer Zeit ein Problem darstellten. Im Siedlungsbereich weitet sich das Tal zur Harstallwiese, trotzdem blieb die Anbaumöglichkeit für Getreide sehr begrenzt, tiefer im Tal ist dann noch das "Alte Feld" bekannt.

Einige wenige hundert Meter weiter im Tal, nördlich über der Talsohle der Harstallswiese, erhebt sich der Eierberg auf die Höhe von 321 Metern. Sein Name ist unklar, könnte von der Bergform abgeleitet sein. Dieser Berg beherrscht das gesamte Tal und schon früher vermuteten Heimatforscher, mündlich überlieferten Legenden nachgehend, dort den Standort einer mittelalterlichen Befestigung. Der Berg trennt das „Alte Feld", sicher eine weitere landwirtschaftlich genutzte Fläche, von der Harstallwiese, also dem Siedlungsort, ab, markiert aber gleichzeitig die früher mögliche Dorfflur. 

Schon bald nach dem Verlassen des Dorfes muss die kleine Burg auch verfallen sein. Erhalten im Gedächtnis der Menschen hat sich die Erinnerung an die Siedlungen im Mihlaer Tal, die dann in der neueren Zeit zu jener mündlich überlieferten Sage führte, dass „… Mihla einst im Tal gestanden habe und durch die Kriege zerstört worden sei. Die überlebenden Menschen hätten sich dann aufgemacht, und am heutigen Standort das Dorf Mihla gegründet..." (So wurde mir die Sage in meiner Kindheit noch durch Vater und Großvater erzählt). 


Lageplan der Siedlung Harstall im Mihlaer Tal mit den Flurstücken Harstallwiese, Altes Feld und dem Hörschelborn. Gut zu erkennen ist die beherrschende Situation des Eierberges und der dort vermuteten Burganlage. 

Als im Jahre 1911 die Firma Wüstefeld und Kraft auf dem Alten Feld begann, ein Sägewerk zu errichten, sollten am halben Hang des Eierberges zwei feste Wohnhäuser für die Verwaltung und als Wohnraum gebaut werden. Bei diesen Erdarbeiten stießen die Bauarbeiter auf Mauerreste und angeblich sogar auf ein Gewölbe. Diese Nachricht war bei den älteren Mihlaern noch lange bekannt.  Die Gebäude des Sägewerkes einschließlich der beiden am Eierberg gebauten "Meisterhäuser" wurden 1920 abgerissen, als das Sägewerk nach Mihla umgesetzt wurde. Die Wohnhäuser wurden am Mihlaer Viehrasen wiedererrichtet. 

In den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als sich die Familie von Harstall auf ihr 500jähriges Jubiläum in Mihla vorbereitete, erinnerte man sich auch an diese Grabungsfunde. 1936 ließ Georg Ernst von Harstall seinen Förster am Eierberg nachgraben und tatsächlich stieß dieser damals erneut auf Mauerreste. Weitere Kenntnisse oder gar Ergebnisse dieser Grabungen sind nicht auf uns gekommen, so dass sich keine Aussagen zum Aussehen dieses Burgsitzes machen lassen. 


Blick auf die Kuppe des Eierberges. Wenn hier eine frühmittelalterliche Burganlage gestanden hat, dann bestand diese sicher nur aus einem Wall-Grabensystem mit einem Holzturm auf dem höchsten Punkt und wenigen Gebäuden. 


Blick auf den Berggrat, der vom Mihlaer Tal zur Spitze des Eierberges führt. Eine Grabenanlage ist zu erahnen und Bruchsteine von möglichen früheren Baufundamenten sind am gesamten Hang verstreut. 

Die Begehung führte die Teilnehmer nun auf den laubfreien Hügel des Eierberges. Seine Erhebung, so die Meinung des Archäologen, sei hervorragend geeignet, eine kleine Burg zu tragen. Vom Tal her ist die höchste Erhebung über einen langen Berggrat zu erreichen, so breit, dass hier die mittelalterliche Zufahrt gelegen haben kann. Diese wäre aber auch von nördlicher Seite, über den Weg im "Walpertal", möglich gewesen. Die Bergkuppe des Eierberges konnte sicher nur wenige Gebäude tragen. 

Vermutlich war es, der Baumode jener Zeit geschuldet, ein einfacher Burghügel, von Wall und Graben umgeben und mit meist aus Holz und Fachwerk errichteten Gebäuden, die bestenfalls über steinerne Fundamente verfügten. Grabenreste waren beim Begehen des Berges jedoch kaum auszumachen, aber da der Burgsitz sicher bereits im 14. Jahrhundert verlassen wurde, hat die Zeit alle Möglichkeiten gehabt, verändernd zu wirken. Bruchsteinmauerreste gab es jedoch den gesamten Hang zum Tal hin festzustellen. 

Herr Dr. Grasselt ist sich sicher, wenn es einen Burgsitz der Herren von Harstall gegeben habe, dann an dieser Stelle. Von hier aus konnte man das gesamte Tal und die in Verbindung mit der Siedlung Harstall vermutete Wegeführung über den Hainichkamm nach Bechstedt hervorragend kontrollieren. Nun käme es darauf an, Keramik oder andere Funde aus der Zeit vor 1400 nachweisen zu können, um den Mihlaer Eierberg tatsächlich als Standort einer frühmittelalterlichen Burganlage ausweisen zu können. 

- Ortschronist-