Früherer Gasthof „Zum Schwan“ wurde ausgeräumt 

Von den Fördermitteln, die der Gemeinde Mihla für den Abriss des früheren Gasthofes „Zum Schwan“ zugwiesen wurden, musste ein bestimmter Anteil kassenwirksam noch in diesem Jahr ausgegeben werden. Daher vergab die Gemeinde den Auftrag der Beräumung an eine Firma aus der Region. 

Diese hatte gut 14 Tage zu tun, um alles an Material aus den drei Gasträumen, den 9 ehemaligen Fremdenzimmern, der Küche und den Lagern sowie den vier Kelleranlagen auszubauen und zu entsorgen. Nunmehr sind die Gebäude abbruchreif. Die Ausschreibung für diesen Abbruch im nächsten Frühjahr wird gerade vorbereitet. 

Im Bereich der Küche war bereits die Decke eingebrochen und ein Teil der Zimmer in der 1. Etage konnte nur mit großer Vorsicht betreten werden, Einsturzgefahr. 


Blick in den ehemaligen Gastraum. 


Der Gasthof „Zum Schwan“ ist baulich nicht mehr zu halten und soll nun einer Verbesserung der Verkehrssituation in Mihla weichen. 

Trotzdem ist es, das wurde bei der Abnahme der Beräumungsarbeiten nochmals deutlich, kein schönes Gefühl dieses für die Geschichte unseres Ortes so prägendes Gebäude zu verlieren. Immerhin war der „Schwan“ zusammen mit dem „Mohren“, der bereits weichen musste, der älteste Gasthof im Ort, dessen schriftlich nachweisbare Spuren bis in das 17. Jahrhundert zurückreichen. In der „Diele“ entstand der erste Mihlaer Kaufladen, der Kramladen Böttger. Der Gasthof sah viele politische Versammlungen, in den 20er Jahren waren dort die Stammlokale der Mihlaer SPD und später der NSDAP, in einem der Fremdenzimmer wurde im März 1934 der aus Netra stammende jüdische Kaufmann Julius Rothschild von Mihlaer SA-Männern so schwer misshandelt, dass er wenig später in Eschwege verstarb. Daran erinnert heute ein Stolperstein am Anger. 


Im früheren Küchenbereich ist bereits die Decke eingebrochen. 

Ja, und viele Mihlaer haben noch Jugenderinnerungen an die „Nahkampfdiele“ im „Schwan“, in der so manche Tanzveranstaltung stattfand und viele Familienfeiern abgehalten wurden. 

Letztlich stand der Abriss des Gasthofes schon einmal 1986 zur Debatte, damals wurde er mit knapper Mehrheit im Gemeinderat abgelehnt. Schon damals war eine Straßenverbreiterung geplant. Nun wird es so kommen, 34 Jahre später. 

- Ortschronist -