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Stand Juli 2020
Aktuell ist das Thema „SuedLink“ wieder heftig im Gespräch.
Viele Meinungen gibt es dazu, immer wieder die Frage, ist alles ausreichend untersucht, gibt es keine anderen Möglichkeiten?
Natürlich betrifft das besonders die direkt davon Betroffenen. Aber gerade hier ist Solidarität gefragt.
So hat Herr Reinhard Schneider, in der Region gut bekannt für seine langjährige Arbeit als Vorsitzender des Burgvereins der Ruine Brandenburg, eine Stellungnahme verfasst, die von der Bedeutung unserer Region aus Kulturhistorischer Sicht ausgeht.
Die darin mitgeteilten Fakten sind mit uns abgestimmt und sollten den Akteuren Anlass zum Nachdenken geben.
Ich empfehle daher allen Interessierten das Studium der nachfolgenden Zeilen.
Rainer Lämmerhirt- Bürgermeister Stadt Amt Creuzburg –
Gerstungen-Lauchröden, den 16.03.2021
Stellungnahme zum SuedLink, Abschnitt D1
Eine kritische und sachdienliche Betrachtung zur Problematik der Verlegung der Suedlink-Trasse in Verbindung mit den Möglichkeiten der touristischen Inwertsetzung des grenzübergreifenden Bereiches im Raum Gerstungen-Herleshausen
Verfasser: Reinhard Schneider, Landeskulturwart Thüringer Wanderverband e.V.*)
Ehemals: - Leiter der Außenstelle Eisenach des Wissenschaftlich-Technischen Zentrums der Land-und Nahrungsgüterwirtschaft des Bezirkes Erfurt
- Bediensteter der Offizialberatung für Landwirtschaft des Freistaates Thüringen
- Sachgebietsleiter im Landwirtschaftsamt Eisenach/Bad Salzungen
Kontakt: Gerstunger Straße 4 99834 Gerstungen – OT Lauchröden Tel. 036927/90619 e-mail: r.schneider@wanderverband-thueringen.de *) siehe: https://www.werragrenzpark.info/
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit der Auswahl des SuedLink-Trassen-Korridors mit Querung des Grünen Bandes im Raum Herleshausen-Gerstungen sind Sie auf dem besten Wege die Entwicklung des Tourismus in einer historisch besonders geprägten Kulturlandschaft nachhaltig zu behindern. Außerdem erlaube ich mir nach dem Dialog mit der TransnetBW vom 24. Februar 2021 auf einige Probleme hinzuweisen, die sich für die Kampfmittelberäumung im Trassenbereich ergeben können. Ich hatte während des Dialogs den Eindruck, dass das Ausmaß von Kampfhandlungen in unserer Region weitgehend unbekannt geblieben ist. Ansprechen werde ich auch die Ausgleichsflächenproblematik unter dem Aspekt der unterirdischen Kabelführung und die vom Wartburgkreis vorgeschlagene Feintrassierung.
Die Ausweisung des Sperrgebietes der DDR im Jahr 1949 entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze verurteilte die davon betroffenen Regionen für 40 Jahre zum touristischen Niemandsland. Seit dem Fall der Mauer im Jahr 1989 wurde jedoch viel getan, um die touristischen Ressourcen dieses Gebietes wieder zur wirtschaftlichen Belebung dieser vorwiegend ländlichen Region einzusetzen. Ein markantes Beispiel dafür ist der Werratalradweg, der grenzübergreifend zur Belebung des Fremdenverkehrs im ehemaligen Sperrgebiet der DDR und im ehemaligen Zonenrandgebiet der BRD beitrug. Eine wesentlich stärkere Belebung des Tourismus an der ehemaligen innerdeutschen Grenze kann man erwarten, wenn in dieser Region die Zeugen der Erinnerungskultur analog wie in Point Alpha ins richtige Licht gesetzt würden. In diesem Zusammenhang verweise ich auf das Expose „Gerstungen-Herleshausen – ein Hotspot am Grünen Band“, das 2018 den Landräten des Werra-Meißner-Kreises und des Wartburgkreises vorgelegt wurde und eine der Arbeitsgrundlagen für die Anschiebung des Projektes „WERRAGrenzPark – WERRAGrenzWeg“ wurde, dessen Zielstellung die touristische Inwertsetzung des Gebietes um Herleshausen und Gerstungen aus der Sicht der Erinnerungskultur zur innerdeutschen Grenze ist. Dieses Projekt wird vom Büro Beier+Wellach (Berlin) erstellt, das bereits für Point Alpha gearbeitet hat. Leider wurde es durch die Corona-Krise unterbrochen. Die erforderlichen finanziellen Mittel sind inzwischen bereitgestellt. Am 13. August 2021 ist bereits eine öffentliche Veranstaltung am künftigen Standort vorgesehen.
Geschichtsvermittlung in Verbindung mit der Vielfalt unseres Kulturerbes vor Ort trägt zum Zusammenhalt in der Gesellschaft bei. Deshalb verweise ich an dieser Stelle auf einige weitere historische Plätze in unserer Region, die für das kollektive Gedächtnis wichtig sind.
1.1. Historischer Schauplatz - Mittelalter und frühe Neuzeit
Mehrere bekannte Kriegsereignisse hinterließen im mittleren Werratal vom Mittelalter bis in
die frühe Neuzeit ihre Spuren. Zu nennen wären der langjährige hessisch-thüringische Erbfolgekrieg, der Feldzug des deutschen Königs Adolf von Nassau gegen die Wettiner, der deutsche Bauernkrieg, der Schmalkaldische Krieg und der Dreißigjährige Krieg.
Objekte des Kulturerbes
- Ruine Brandenburg - Schloss Gerstungen mit Werratalmuseum - Rundkirche Untersuhl - Schloss Wilhelmsthal - Schloss Marksuhl - Burg Creuzburg - Wartburg als Weltkulturerbe - Schloss Augustenau - Schloss Wommen - Ruine Brandenfels - Ruine Boyneburg
Die Ruine Brandenburg nimmt dabei eine Sonderstellung ein. Sie verbindet das historische Kulturerbe mit der Erinnerungskultur der innerdeutschen Grenze. Während des „kalten Krieges“ wurde sie auf Grund ihrer grenznahen Lage im Sperrgebiet der DDR zum „unbequemen Denkmal“. Deshalb wurde die Burg nach dem Bau der Mauer nicht nur grenzseitig, sondern auch zur DDR-Seite hin eingezäunt und damit jeglicher Besucherverkehr unterbunden. Damit wurde die Ruine Brandenburg zum gemeinsamen Symbol der Sehnsucht der Menschen nach Grenzöffnung auf beiden Seiten des Werratals.
In Verbindung mit den Objekten des Kulturerbes fallen Persönlichkeiten ins Auge, wie
- Heilige Elisabeth von Thüringen - König Heinrich IV. und der Frieden zu Gerstungen - Landgraf Friedrich der Freidige von Thüringen - Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen - Georg von Reckrodt, Feldherr des Schmalkaldischen Bundes - Konrad von Boyneburg, berühmtester Feldherr Kaiser Karl V.
Die Schlösser in Marksuhl und Wilhelmsthal sind markante Zeugen der Residenzkultur der Wettiner und gehören zu den Objekten des Antrages auf Ausweisung der Thüringer Residenzkultur als Weltkulturerbe.
1.2. Historischer Schauplatz - Neuere Zeit mit Erinnerungskultur am Grünen Band
Der Zweite Weltkrieg und der „Kalte Krieg“ haben dieser Region im mittleren Werratal und dessen Umfeld ihren Stempel aufgedrückt.
Objekte der Erinnerungskultur
- Fliegergedenkstätte - Airmen’s Memorial bei Ludwigsau-Friedlos - Grenzbahnhof Gerstungen - Schießplatz Böller - Sowjetischer Aufklärerbunker bei Lauchröden - Grenzflusssperrwerk Göringen - Sowjetische Kriegsgräberstätte Herleshausen - Bahnhof Herleshausen mit Heimkehrermuseum - US-Borderobservationspoint India bei Lüderbach - Grenzübergangsstellen Herleshausen und Wartha (nicht mehr vorhanden)
Im Blickfeld der Erinnerungskultur steht auch die Einbindung historischer Orte im Umfeld, die an die Ursachen der innerdeutschen Spaltung erinnern. So wurde am 1. August 1990 zum Gedenken an die Gefallenen der Luftschlacht vom 27. September 1944 an der Absturzstelle des US-Führungsbombers der 445th Bomb Group bei Ludwigsau-Friedlos die Fliegergedenkstätte - Airmen’s Memorial eingeweiht.
An Resten ehemaliger Schützengräben im Bereich der Brandenburg erkennt man noch heute, dass im April 1945 das Werratal zwischen Gerstungen und Treffurt zur „Hauptkampflinie“ der Deutschen Wehrmacht wurde, um die Übermacht der 3. US-Armee unter General Patton aufzuhalten. Dabei wurde am 1. April 1945 die Stadt Creuzburg zu 85 Prozent durch direkten Artilleriebeschuss der amerikanischen Truppen zerstört. Das gleiche Schicksal ereilten die Werradörfer Spichra, Hörschel und Sallmannshausen.
Im ehemaligen Grenzbahnhof Herleshausen befindet sich ein Spätheimkehrermuseum. Am Bahnhof Herleshausen trafen von Oktober 1955 bis Januar 1956 die letzten rund 8.000 Spätheimkehrer aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft ein und taten hier den „Schritt in die Freiheit“.
Auf dem Stechberg bei Lauchröden sieht man einen Aussichtspunkt, mit dem die Überreste eines sowjetischen Bunkerbauwerks markiert wurden. Es war vorgesehen, diesen Bunker mit zwei Etagen analog wie das heutige Bunkermuseum Frauenwald am Rennsteig auszubauen. Dank der Grenzöffnung wurde der großflächige Ausbau Ende 1989 abgebrochen.
Auf dem Ringgau befand sich der US-Grenzüberwachungspunkt „Point India“ bei Lüderbach, von dem der ehemalige Beobachtungsturm als Aussichtspunkt erhalten ist. Er hatte eine ähnliche Aufgabe wie Camp „Romeo“ bei Wildeck-Obersuhl oder auch „Point Alpha“ in der Rhön bei Geisa.
Unterhalb des Göringer Steins überspannt eine blaue Stahlgitterbrücke die Werra, die früher als Grenzsperrwerk, offiziell „Wassersperrwerk Nr. 4“ genannt, eine Republikflucht durch die Werra verhindern sollte.
Der Bahnhof Gerstungen war von 1963 bis 1990 der drittgrößte Grenzbahnhof der DDR. Für ihn wurde ab Ende 1961 die Reichsbahn-Ausweichstrecke Gerstungen – Förtha, die sogenannte „Trasse“, gebaut, damit Herleshausen und Wildeck-Obersuhl mit Fluchtmöglichkeit für DDR-Bürger nicht mehr durchfahren werden mussten.
Zwischen Wartha und Herleshausen befanden sich zur Zeit der deutschen Teilung der Grenzübergang Wartha/DDR und der Grenzübergang Herleshausen/BRD. Hier wurden zwischen 1962 und 1989 an die Bundesrepublik Deutschland 33 755 freigekaufte politische Gefangene der DDR übergeben. Auf diesen Grenzübergängen wurden auch Agenten ausgetauscht, wie Kanzleramtsspion Günter Guillaume. Nach der Grenzöffnung am 9./10. November 1989 wurde die Grenzübergangsstelle Herleshausen zum historischen Ort der innerdeutschen Begegnungen.
Bis heute existiert kein Erinnerungsort an den ehemaligen Grenzübergängen Herleshausen und Wartha. Deshalb ist vorgesehen, im Bereich der ehemaligen Grenzübergangsstelle Herleshausen einen „WerraGrenzPark“ als Erinnerungsort*) einzurichten. Die Ausweisung eines verbindenden WerraGrenzWegs ist nach Klärung der Einbindung in den Iron Curtain Trail bzw. das Nationale Naturmonument Grünes Band vorzunehmen.
Die Integration des Gesamtprojekts in die Maßnahmen zur Erschließung des Nationalen Naturmonuments Grünes Band Thüringen ist vorgesehen, gemeinsam mit Point Alpha, Schifflersgrund, Mödlareuth, Teistungen und weiteren Grenzobjekten in Thüringen und Hessen.
Die bereits genannte Luftschlacht am 27. September 1944 und die Kampfhandlungen im April 1945 stehen für einen historischen Umbruch. Aber nach über 70 Jahren gibt es für diese Ereignisse keine sichtbaren Kennzeichen mehr in der Landschaft, wie z.B. Bombenkrater und Ruinen. Aber gerade Schlachten, die mit maßlosem Leid verbunden sind, müssen im kollektiven Gedächtnis bleiben, um auch künftige Generationen vor neuen Kriegen in noch größeren Dimensionen zu warnen. Deshalb sollten Eingriffe größeren Ausmaßes in eine durch Kriegshandlungen und den Kalten Krieg besonders geprägte Kulturlandschaft nicht oder nur mit gebührendem Respekt und Anstand erfolgen.
Die derzeit alleinige Grundlage für einen ganzheitlichen Kulturlandschaftsschutz stellt § 2 Grundsatz 14 Bundesnaturschutzgesetz dar: „Historische Kulturlandschaften und - Landschaftsteile von besonderer Eigenart einschließlich solcher von besonderer Bedeutung für die Eigenart oder Schönheit geschützter oder schützenswerter Kultur-, Bau- und Bodendenkmäler sind zu erhalten.“
Aufgrund fehlender Durchführungsverordnungen ist die Handhabung dieses Auftrages bisher allerdings unklar geblieben. Ansonsten wären eine Trassenplanung, wie für den SuedLink, durch derartige historische Kulturlandschaften von vornherein ausgeschlossen worden.
Ich befürchte, dass angesichts des SuedLink-Baues selbst bei Integration unserer Erinnerungskultur in das Nationale Naturmonument Grünes Band unsere Gegend touristisch an Attraktivität verliert, selbst wenn die Leitung nicht zu sehen ist.
Am 27. September 1944 tobte jedenfalls über der hier besprochenen Region die größte Luftschlacht des 2.Weltkrieges im thüringisch-hessischen Raum. In den letzten Jahren ist dank der Zusammenarbeit deutscher und amerikanischer Historiker das historische Schlachtfeld zur friedlichen Begegnungs- und Versöhnungsstätte von überlebenden damaligen Gegnern geworden.
2.1. Die größte Luftschlacht des 2. Weltkrieges über Thüringen und Hessen
Am 27. September 1944 starteten in Tibenham in Norfolk (England) 283 strategische viermotorige Bomber B-24 "Liberator" der 2nd Bombardment Division und als Begleitschutz 198 Jäger P-51 „Mustang“ in Richtung Kassel, um die dortigen Rüstungswerke zu zerstören. Entsprechend dieses Zielortes waren die amerikanischen Bomber mit MC-Sprengbomben Demo 500 lbs und Demo 1 000 lbs (Pfund) bewaffnet. Die maximal mögliche Bombenlast dieser B 24 war 3,6 t / Bomber. Durch schlechte Sichtverhältnisse und Navigationsprobleme desorientiert verflog sich die 445th Bomb Group mit 35 Bombern in Richtung Göttingen und verlor dabei ihren Jägerbegleitschutz. Bei Göttingen warf sie wegen fehlender Sicht über freiem Feld ihre Bomben ab. Auf ihrem Rückflug wurde sie im Großraum Eisenach von 150 Jägern der deutschen Jagdgeschwader 3, 4 und 300 mit FW 190 und ME 109 gestellt. In dieser Luftschlacht wurden 30 amerikanische Bomber, 1 Begleitjäger und 29 deutsche Jäger abgeschossen. Von diesen abgestürzten Bombern gingen in einen Umkreis von 24 km 4 Bomber bei Gerstungen, 3 bei Herleshausen und 8 im Eisenacher Gebiet nieder und schlugen somit im Bereich und Umfeld der vorgesehenen SuedLink-Trasse auf. 10 weitere Bomber flogen weiter, von denen nachweisbar 7 bei Bad Hersfeld sowie 2 bei Koblenz abstürzten. Nur 5 Bomber schafften den Rückflug zur Heimatbasis in England. 25 Absturzorte der Bomber und 27 Absturzorte der Jäger waren wirklich nachweisbar. 5 Absturzorte der Bomber und 2 Absturzorte der deutschen Jäger bedürfen noch einer Klärung. Es müssten also die bisher nicht entdeckten Reste von Bombern und Jagdflugzeugen noch im Boden liegen.
Man war immer davon ausgegangen, dass die 445th Bomb Group alle ihre Bomben über Göttingen abgeworfen hatte. Daran gibt es aber begründete Zweifel. Im Buch von Eberhard Hälbig „Luftschlacht am 27. September 1944 über Thüringen und Hessen“, (2016, Rockstuhlverlag, Bad Langensalza/Thür., ISBN 978-3-95966-084-6) finden wir dazu Aufzeichnungen: „Das bombardierte Gebiet bei Göttingen hatte nicht das Ausmaß der Zerstörung, das durch den Abwurf einer ganzen Bomber-Gruppe verursacht worden wäre.
Man stelle sich vor, dass 32 B-24 Bomber jeweils 6 (1 000 lbs) Sprengbomben, also 192 Stück über einem relativ kleinen Gebiet ausklinken. Dazu kommen noch 6 kleinere (500 lbs) Bomben der drei „Pfadfinder“ B-24, dann ergäben sich 198 Bombenkrater. Doch man zählte dort nur 105 Bombenkrater. Wo war der Rest geblieben?“
Hälbig berichtet ebenfalls, dass Flugzeuge der Bombergruppe auf ihrem Rückflug noch Bomben an Bord hatten. So wurden zeitgleich bei Großburschla von einem B 24-Bomber 7 Sprengbomben, darunter 6 Blindgänger, abgeworfen. Außerdem berichtete der Bordschütze des Führungsflugzeugs, dass sich während des Absturzes noch Bomben im Flugzeug befanden. Bisher nachgewiesene Absturzorte der B24-Bomber der 445th Bomb Group
MACR-Bericht Ort Örtlichkeit Gemeinde/Stadt Landkreis
9383 Lauchröden Am Eckweg Gerstungen Wartburgkreis 9384 Lauchröden Am Herzberg Gerstungen Wartburgkreis 9385 Gerstungen Kohlbach Gerstungen Wartburgkreis 9386 Giesen Schiffenberg Giesen Landkreis Hildesheim 9387 Lindenau Sontra Werra-Meißner-Kreis 9388 Ulfen Gerbachsgrund Sontra Werra-Meißner-Kreis 9389 Archfeld Hachenberg Herleshausen Werra-Meißner-Kreis 9390 Braunhausen Bebra Landkreis Hersfeld-Rotenburg 9391 Nesselröden Ziegenberg Herleshausen Werra-Meißner-Kreis 9392 Breitau Erbberg Sontra Werra-Meißner-Kreis 9393 Krauthausen bei Madelungen Krauthausen Wartburgkreis 9394 Friedlos Seulingswald Ludwigsau Landkreis Hersfeld-Rotenburg 9395 Cornberg Cornberg Landkreis Hersfeld-Rotenburg 9396 Richelsdorf Wildeck Landkreis Hersfeld-Rotenburg 9397 Richelsdorf Wildeck Landkreis Hersfeld-Rotenburg 9398 Bassenheim Bassenheim Landkreis Mayen-Koblenz 9399 Iba Bebra Landkreis Hersfeld-Rotenburg 9400 Lauchröden Böller Gerstungen Wartburgkreis 9570 Döringsdorf Geismar Landkreis Eichsfeld 9571 Crebenau Crebenau Vogelsbergkreis 9572 Hönebach Wildeck Landkreis Hersfeld-Rotenburg 9761 Polch Polch Landkreis Mayen Koblenz 9762 Reichenbach Hessisch Lichtenau Werra-Meißner-Kreis 9763 Breitzbach Berlitzgrube Herleshausen Werra-Meissner-Kreis 9911 Herleshausen Hahnhof Herleshausen Werra-Meißner-Kreis
2.2. Kampfmittelverdacht
Die Luftschlacht hat unter Umständen Blindgänger im Bereich der vorgesehenen SuedLink-Trasse hinterlassen. Es gibt darüber hinaus noch Absturzstellen, die nicht im Zusammenhang mit dem Luftkampfereignis vom 27. September 1944 stehen. Es liegt somit ein konkreter Kampfmittelverdacht vor, selbst wenn in neuerer Zeit noch kein Blindgänger gefunden worden ist. Der zuständige Munitionsbergungsdienst bzw. die zuständige Stelle wäre auf jeden Fall zu informieren. Eine Kampfmittelortung, die dem Stand der Technik entspricht, ist bereits im Vorfeld der Bauausschreibung für den SuedLink das Gebot der Stunde und auch vorgesehen. In der Vergangenheit kamen bei der Bodenbearbeitung auf Ackerflächen in der Gemarkung Lauchröden wiederholt Munition aus Bordmaschinengewehren im Kaliber .50 BMG und Metallreste der abgestürzten Flugzeuge zum Vorschein. Durch die Belastung der Flächen mit diesem Materialschrott kann die Aussage einer Freimessung im Vorfeld beeinträchtigt und eine baubegleitende Kampfmittelsondierung erforderlich werden, von der im Rahmen des Eigentümerdialogs am 24. Februar 2021 noch nicht die Rede war.
Bei einer baubegleitenden Kampfmittelsondierung entsteht nicht nur ein höherer Zeitaufwand verbunden mit höheren Kosten; es wird auch fragwürdig, inwieweit die von der TransnetBW zugesagte Abtragung der Bodenschichten und deren Wiedereintrag in der ursprünglichen Schichtenfolge noch gewährleistet werden kann. Eine Verschlechterung der Bodengüte und damit der Ertragsfähigkeit des Bodens im Bereich des „Arbeitsstreifens“ lässt sich bei einer baubegleitenden Kampfmittelsondierung mit Sicherheit nicht ausschließen. Im Übrigen führt auch die „Baustraße“ zu einer Verdichtung des Bodens und damit der Verminderung der Bodenfruchtbarkeit in diesem Bereich. Solche Folgen sind auf der Grundlage der verbindlichen Bodenschätzungsmethoden zu bewerten und bei der Entschädigung für Eigentümer/Bewirtschafter einzubeziehen.
An dieser Stelle sei auch darauf verwiesen, dass die Wahl der Trasse in einem von Kampfmitteln in der Endphase des 2. Weltkriegs stark beanspruchten Gebiet (Februar 1944 bis April 1945, Höhepunkt am 27. September 1944) nicht zur Beschleunigung der Arbeiten des SuedLink-Ausbaus beitragen wird. Beschleunigungsgelder für die erforderliche Dienstbarkeitsbewilligung lösen dieses Problem nicht.
Peter Heimrich, ehemals Landrat des Kreises Schmalkalden-Meiningen, hatte 2018 vorgeschlagen, die Gleichstromtrasse SuedLink entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu führen, weil in diesem Bereich dank Chemikalieneinsatz ein „geringwertiger Naturschutzstatus“ das Resultat wäre. Die in dem sogenannten 500 m-Schutzstreifen des Grenzsperrgebietes der DDR verlegten Minen wurden übrigens nach dem Beitritt der neuen Bundesländer zur BRD in einem zeitaufwendigen Munitionsbergungsverfahren beräumt. Auf eine baubegleitende Kampfmittelberäumung hätte man auf diesen Flächen auf jeden Fall verzichten können.
Positiv war die beabsichtigte Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes über Art. 8 des Gesetzes zur Beschleunigung des Energieleitungsausbaus zu werten, wonach das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) ermächtigt wird, im Einvernehmen mit dem BMEL, dem BMVI und dem BMWi durch Rechtsverordnung den Naturschutzausgleich flächenschonend und landwirtschaftsverträglicher für alle Bundesinfrastrukturprojekte zu gestalten. Man war davon ausgegangen, dass bei Erdverkabelungen eine Kompensation in der Regel entbehrlich sein soll. Auf dem Eigentümerdialog mit der TransnetBW wurde ich eines „Besseren“ belehrt.
In Kenntnis des vorgeschlagenen Feintrassierungsverlaufes im Wartburgkreis stelle ich fest, dass hierbei weniger landwirtschaftliche Fläche verbraucht und entwertet wird. Die damit zunächst verbundenen höheren Aufwendungen werden letzten Endes ausgeglichen durch den Erhalt von Landwirtschaftsflächen. Die Wiedergewinnung von Landwirtschaftsflächen durch mögliche Revitalisierung versiegelter Flächen ist mit wesentlich höheren Aufwendungen verbunden. Zurzeit büßt Deutschland täglich eine Fläche von ca. 82 Fußballfeldern zum Ausbau der Siedlungs- und Verkehrswege ein – meist wertvolles Acker- oder Grünland. So gesehen ist der Feintrassierungsvorschlag auch ein Beitrag im Sinne der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung, die anstrebt bis zum Jahr 2030 den Flächenentzug für Siedlungen und Verkehr auf unter 30 Hektar pro Tag zu senken.
- Keine Rücksicht bei der Trassenführung auf die Erinnerungskultur in einer historisch besonders geprägten Kulturlandschaft
- Negative Auswirkungen auf den Tourismus als Wirtschaftsfaktor
- Höherer Aufwand und Kosten für Kampfmittelberäumung einschließlich Verlangsamung des Trassenbaus
- Entwertung der land- und forstwirtschaftlichen Fläche auf der gesamten Streckenlänge durch Austrocknung und Störungen des Wasserhaushaltes
- Kein Verzicht auf Ausgleichsflächen für Biotope zu Lasten der Landwirtschaft, obwohl dies für die unterirdische Kabelführung gegenüber dem DBV defacto zugesagt wurde.
Mit freundlichen Grüßen Reinhard Schneider
Werratal-Marathon
Hainichlauf
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Freibad Mihla
Nationalpark Hainich
Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal
Welterberegion Wartburg-Hainich
Werra
Hainichgastgeber
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