Historische Lithografie vom „Roten Schloss“ im Mihlaer Museum 

Eine aufmerksame Leserin vermachte dieser Tage dem Museum im Rathaus Mihla eine sehr interessante Lithographie des „Roten Schlosses“. 

Die künstlerisch gestaltete Ansicht der Hauptgebäude führt uns in eine Zeit, die heute schon lange vergessen ist. Im Mittelpunt steht das eigentliche Schlossgebäude aus dem Jahre 1581. Viele Einzelheiten sind zu sehen, das Fachwerk, die Ecktürme und der Steiger in der Mitte mit dem antik nachgestalteten Portal. Darüber ist in der runden Aussparung noch die Büste des Schlossgründers David von Harstall zu sehen und kurz vor dem Dachabschluss erkennt man sogar eine Uhr, von der wir bisher keinerlei Kenntnis hatten. Die Kellertüren sind geöffnet und der Hof des Schlosses ist mit Fässern und Holzstapeln gut gefüllt. Kein Wunder, denn damals wurde in den Nebengebäuden noch eine Brauerei betrieben. 

   
Links stehen die alten Schlossgebäude, Pferdestall und darüber der Rittersaal. Sie mussten dem 1914 durch den neuen Eigentümer Binswanger ausgeführten Neubau des Seitenflügels weichen. 

Rechts sind jene Gebäude zu sehen, die 1936 abgerissen wurden, um eine Verbreiterung der Landstraße nach Eisenach zu ermögliche. Es sind nur zwei Aufnahmen bzw. Bilder bekannt, auf denen diese Gebäude noch vorhanden sind. 

Mitten im Gewühl des Schlosshofes unterhalten sich zwei männliche Personen. Es ist anzunehmen, dass der Künstler Roland Weibezahl dem damaligen Besitzer Franz von Harstall ein Denkmal gesetzt hat, wobei die zweite linke Person durchaus als Verwalter oder Braumeister zu erkennen ist. Ansonsten hat sich das Aussehen des Hofes sehr verändert, heute stehen dort Bäume und sind Erdterrassen aufgeschüttet, damals überwog die Wirtschaftlichkeit des Platzes. Selbst für Federvieh ist gesorgt. 

Zum Alter dieser wunderschönen Lithographie. Enthalten sind die Namen des Künstlers, Roland Weibezahl, aber auch der des Verlegers Adolph Werl. Damit lässt sich nun viel erschließen. Adolph Werl (1824-1885) ist als Lithograph und Buchhändler bekannt. Er betrieb in Leipzig ein Lithographisches Institut und verlegte dort u. a. diverse deutsche Ortsansichten. Zur Erstellung dieser Ortsansichten arbeitete er oft mit dem Zeichner und Lithographen Roland Weibezahl zusammen, der sich ab 1840 auch in Leipzig aufhielt. Weibezahl ist im Jahre 1817 geboren und verstarb 1871, sechzehn Jahre vor Werl. 

1858 erschien das mit vielen Lithographien von Werl befasste Buch Album der Schlösser und ritterschaftlichen Besitzungen Thüringens, in dem auch diese Lithographie und eine weitere des „Grauen Schlosses“ erschien. 

Demnach ist davon auszugehen, dass unser Bild etwa in den Jahren zwischen 1840 und 1858 entstanden ist, eher in den 40er Jahren, in denen Weibezahl das damalige Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach bereiste. 

Unser Bild ist also schon eine kleine Kostbarkeit. Vielen Dank an unsere Leserin! Die historische Ansicht des „Roten Schlosses“ ist demnächst im Mihlaer Museum zu sehen. 

- Heimatverein Mihla/Ortschronist -