Vor 80 Jahren: Am 30. Januar 1933 begann die blutigste Diktatur der Weltgeschichte

Viel geschah in diesem deutschen Schicksalsjahr 1933. Die politischen Auseinandersetzungen hatten ihren Höhepunkt erreicht. Für viele Menschen konnte das Alte so nicht mehr fortexistieren, die meisten Menschen verlangten Veränderungen. Aber wie weit sollten diese gehen? Über den Inhalt der Veränderungen wurde gestritten, heftiger, brutaler und rücksichtsloser als jemals zuvor.

Diese Auseinandersetzungen vernichteten schließlich das althergebrachte Leben in all seinen Formen. Alles wurde anders. Manches schon 1933, noch mehr in den Jahren danach. Besser wurde letztlich kaum etwas, spätestens mit dem Ausbruch des Krieges 1939 begannen das immer mehr Menschen zu begreifen.

Dies alles zu verstehen, den Wandel von demokratischen Verhältnissen zu einer letztlich blutigen Diktatur, fällt uns noch heute schwer, wie schwer muss es den Menschen vor 80 Jahren gefallen sein!

Eine kurze Darstellung der politischen Ereignisse in Deutschland im Verlauf des Jahres 1933 sei daher gestattet:

Ab Dezember 1932 war die dritte Minderheitsregierung in Folge unter Leitung des Kanzlers General von Schleicher im Amt. Schleicher, ein Mann mit Einfluss beim Militär, versuchte Mehrheiten für seinen politischen Kurs gegen wirtschaftliche Krise und gegen die Linkskräfte durch eine Spaltung der Nazipartei zu erreichen. Dieses Vorhaben war bereits im Januar 1933 gescheitert. Seit dieser Zeit verhandelten die Parteiführer der NSDAP mit Politikern des rechten Lagers und Vertretern der Großindustrie um eine völlige politische  Neuverteilung der Macht. Hitler, so war klar geworden, gab sich nicht mit der “halben Macht”, sprich dem Vizekanzleramt, zufrieden. Es ging ihn um alles. Spätestens am 28. Januar 1933 war der Kurs klar: Hitler wird neuer Kanzler in einem Kabinett, in dem die Rechtskonservativen die Mehrheit haben, um so nach ihren Vorstellungen Hitler und seine beiden Minister Frick und Göring “lenken” zu können.

Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident von Hindenburg Hitler zum Kanzler. Was nun folgte, scheint in seiner Rücksichtslosigkeit und brutalen Schnelligkeit ein unübertroffenes Meisterstück, wie man aus einem angeschlagenen parlamentarischen System eine Diktatur macht:

1. Februar:        Hindenburg löst den alten Reichstag auf und verkündet                          Neuwahlen am 5. März.                          Bis dahin kann die neue Regierung. Sprich Hitler, mit                          “Notverordnungen” ohne Zustimmung des Reichstages regieren!

4. Februar:       Der Reichspräsident verkündet(auf Antrag Hitlers) in einer                          Notverordnung , dass  SA und Stahlhelm während des                          bevorstehenden Wahlkampfes zur “Hilfspolizei” werden.

7. Februar:      “Säuberungen” im Staatsapparat beginnen.

27. Februar:     Der Reichstag in Berlin brennt. Die Notverordnung “Zum Schutze                        von Volk und Staat” wird erlassen und setzt die letzten                          Grundrechte außer Kraft. Tausende kommen in sogenannte                        “Schutzhaft”.

5. März:         Die letzte Reichstagswahl unter noch halbwegs demokratischen                       Bedingungen findet statt. Die NSDAP verfehlt ihr Ziel der                       absoluten Mehrheit; sie erhält 43,9 Prozent der Stimmen.

9. März:         Die “Gleichschaltung” der Länder beginnt. Reichskommissare                       werden eingesetzt.

23. März:       Der neugewählte Reichstag verkündet gegen die Stimmen der                        SPD- Abgeordneten  das “Ermächtigungsgesetz”,                        nachdem der Reichskanzler für 4 Jahre Gesetze ohne                       Zustimmung des Parlamentes erlassen kann.

31. März:      In den Ländern beginnt die Gleichschaltung der Stadt- und                      Gemeinderäte, der  Vereine und Organisationen. Überall übernimmt                      die NSDAP die Macht.

1. April:        Boykottmaßnahmen vor jüdischen Geschäften lassen ahnen, was nun kommt...

 

 

Rotes Schloss

Sommer 1934 vor dem Eingang des Roten Schlosses

Vor 80 Jahren: Am 30. Januar 1933 begann die blutigste Diktatur der Weltgeschichte

Das Jahr 1933 war das Jahr der Aufmärsche. Hier ein Werbemarsch der NSDAP, voran die Blaskapelle, auf dem Weg in die Schloßgasse.

In Mihla Die mit großer Spannung erwarteten Reichstagswahlen vom 5. März 1933 finden in Mihla ohne größere Zwischenfälle statt. Folgende Ergebnisse gibt es:

-NSDAP:               682 Stimmen, -SPD:                     532 Stimmen, -KPD:                      62 Stimmen, -Reichsbanner:         79 Stimmen.

Damit ist es der NSDAP gelungen, in der “SPD- Hochburg” Mihla erstmals eine Mehrheit zu erringen. Große Wirkung erzielte der gemeinsame Fackelzug der NSDAP- Formationen gemeinsam mit dem Mihlaer “Stahlhelm”, der mit vielen Reden vor dem Kriegerdenkmal vor allem die noch schwankenden ehemaligen Frontsoldaten angesprochen und beeinflusst hat.

- Am Tage nach der Wahl organisiert die Mihlaer NSDAP gemeinsam mit der SA eine Großkundgebung, in der die Forderung nach der “Übergabe des noch durch die SPD regierten Rathauses...” gestellt wird. Am Schluss der Veranstaltung marschiert eine SA- Abteilung vor das Mihlaer  Rathaus und hisst dort unter starker Beteiligung der Bevölkerung die Hakenkreuzfahne.

- Am 13. März fordern Vertreter der Mihlaer NSDAP während einer Ratssitzung die Übertragung der politischen Macht im Ort an die Partei. Dabei kommt es zur Androhung von Gewalt durch in das Rathaus eingedrungene SA- Männer. Öffentlich werden die SPD- Räte, die die Mehrheit im Gemeinderat stellen, der Korruption und der Unterschlagung öffentlicher Gelder beschuldigt. Die energisch protestierenden SPD- Räte wurden schließlich gezwungen, den Sitzungssaal zu verlassen. Die dann noch anwesenden Ratsmitglieder übertragen das Bürgermeisteramt, kommissarisch an den Vertreter der NSDA.

- Ortschronist -

Mihla, 20.01.2013