Historisches:

Grauenhafte Mordtat in Mihla anno 1731!

Im Mai des Jahres 1731 erschreckte ein furchtbar brutale Mord Mihla und die Umgegend.

Am hell lichten Tag war die wohlhabende Bäuerin Even Leinhos auf ihrem Hof in Mihla Hinter

der Kirche mit einer Mistgabel so in den Hals gestochen worden, dass sie daran verblutete.

Die Tat wurde sofort bemerkt und es gab auch Augenzeugen, die aber auf Grund der Heftigkeit

des Vorgehens nicht eingreifen konnten.

Der Mörder war gut bekannt. Es war der Schuster Johannes Wäge, der Schwager der Toten.

Wäge, in manchen Akten auch Wräge geschrieben, stammte nicht aus Mihla und war im Dorf

wegen seiner üblen Verhaltensweisen bekannt. Der damalige Pfarrer vermerkte im Kirchenbuch zu seiner Person: ... (ein) rauher, wilder Mensch, hat sich zeit seines 20jährigen Hierseins in viele Wege gar übel verhalten...?

Die Ursachen des Mordes lagen in einem Familienstreit begründet, in dem die allein stehende

Bäuerin Leinhos sich geweigert hatte, Forderungen nach Ländereien des Schusters zu erfüllen.

Wäge konnte zunächst entkommen. Drei Tage später wurde er aber in Diedorf, also im Ausland?, verhaftet und im dortigen Amtssitz, dem Schloss Bischofstein bei Lengenfeld, einge-

kerkert.

Schließlich erfolgte seine Überweisung und in Eisenach kam er vor Gericht. Das hochfürstliche

Oberkonsistorialamt verhängte die Todesstrafe über den Mörder. Da die Gerichtsbarkeit ursprünglich den Herren von Harstall zustand, diese aber die Fälle der hohen Gerichtsbarkeit?

an das fürstliche Gericht abgetreten hatten, ging das Urteil in Abstimmung mit den Mihlaer

Gerichtsherren in Ordnung.

Auf dem traditionellen Mihlaer Gerichtsplatz, dem Propel (von Brachbühl = Gerichtsplatz mundartlich abgeleitet) fand am 8. Januar 1732 die Hinrichtung des Johannes Wäge statt. Vermutlich war der noch heute als Gerichtslinde bezeichnete uralte Baum Zeuge der Hinrichtung, zu der Hunderte von Menschen als Zuschauer kamen.

Am 8. Januar 1732, ein Dreivierteljahr nach dem Mord, zogen Hunderte Mihlaer und Bewohner

der Nachbarorte auf dem Propel, um die Hinrichtung zu erleben. Solche Bestrafungen wurden

damals in einer medienarmen Zeit regelrecht als Volksfeste begangen.

Aus Eisenach war extra der dortige Scharfrichter angereist, den der Mörder sollte enthauptet

werden.

Der Mihlaer Pfarrer hatte die Aufgabe, Wäge bei seinem letzten Gang seelischen Beistand zu

leisten. Dies tat der Pfarrer Malsch auch, wobei er sich später im Kirchenbuch äußerte, er sei

nicht sicher, ob der Mörder vor seiner Hinrichtung tatsächlich bereut habe und so in Gnade

von Gott aufgenommen werde.

Nach Anweisung des Gerichtes sollte der Mörder auf dem Mihlaer Gottesacker beigesetzt werden. Hierzu hatte das Gericht zwei Bettler verdingt, die den Toten auf einem Karren vom

Propel auf den Kirchhof brachten und ihn dort ohne kirchliche Zeremonien auf dem entlegendsten Teil des Gottesackers wohl mehr verscharrten als beisetzten.

Diese Stelle erscheint deshalb als richtig, weil beim Bau des Spritzenhauses 1932 ein Massengrab angeschnitten wurde, in welchem man wohl Pesttote beigesetzt hatte.

Nach einer leider nicht bestätigten Behauptung wurde dabei auch das Skelett eines kopflosen Menschen gefunden, sein abgetrennter Kopf in unmittelbarer Nähe festgestellt. Sogar Haare wären noch vorhanden gewesen, danach hätte Wäge, wenn er es denn war, rotes Haupthaar getragen....

R. Lämmerhirt

Mihla ,29.07.2009