Abort der alten Wasserburg?  Eine alte Mihlaer Legende berichtet, das heutige Graue Schloß war einst eine Wasserburg. Jede Legende besitzt ein Körnchen Wahrheit und auch in diesem Falle trügt dies nicht. Inzwischen ist der Forschung bekannt, dass an der Stelle des heutigen Schlosses bereits im 12. Jahrhundert im Überschwemmungsgebiet der Werra eine Burganlage der "Herren von Mihla" stand. Im Jahre 1362 wird der Bau sogar in einer Urkunde als "Kemenate", also als Steinbau, bezeichnet.Sicher war die Anlage bereits ruinös, als sie im Jahre 1436 in den Besitz der Familie von Harstall gelangte. Diese kam bald zu Wohlstand und ließ, entsprechend der damaligen "Mode" die alte Burg, deren Wehrhaftigkeit nun nicht mehr gefragt war, zu einem Wohnschloß umbauen.  Alle schriftlichen Nachrichten berichten von einem "Umbau", also keinem Neubau. Das bedeutet, alte Bausubstanz wurde verwendet. Immerhin machte dann das so entstandene "Blaue Schloß" mit seinen 6 Giebeln und dem vorgesetzten Ostturm noch immer einen sehr wehrhaften Eindruck.Die heutige Forschung vermutet im Westteil des heutigen Schlosses die älteste Bausubstanz. Dies wird aus der Mauertechnik geschlossen. Durchaus vorstellbar, dass die Bauleute bei den Umbauten im Jahre 1336 hier altes Mauerwerk verwendeten. Betrachtet man die Westseite des Schlosses genauer, fallen die etwa in 3 Meter Höhe über den Boden befindlichen beiden Kragsteine im Mauerwerk auf. Früher trugen sie entweder einen sogenannten Söller, eine kleine Verteidigungsanlage, oder wir sind hier auf die letzten Reste der mittelalterlichen Abortanlage gestoßen, die gewissermaßen als "Plumpsklo" direkt in den einst dort befindlichen Wassergraben entwässerte.Aufjeden Fall paßt dieser Anbaurest nicht so recht in die Erscheinung eines modernen Renaissanceschlosses des 16. Jahrhunderts, könnte also tatsächlich an die Vorgängeranlage der Herren von Mihla erinnern. -Ortschronist-    Mihla,17.11.2005 -