Bilder vom Leben in der ehemaligen SS- Sportführerschule  Nachdem im März 1933 die NSDAP auch in Mihla den Bürgermeister stellte, stand das Thema Rotes Schloss mehrfach auf der Tagesordnung der Beratungen im Gemeinderat. Nach dem Bankrott der letzten Besitzer standen die meisten Gebäude leer und waren ohne Nutzung.Die Protokolle dieser Sitzungen des Gemeinderates sind im Ortsarchiv Mihla erhalten.Es ging darum, die mehrfach von Institutionen des Nazistaates geäußerten Interessen für den Erwerb der Immobilie mit den Interessen der Gemeinde in Einklang zu bringen. Besonders nachhaltig verhandelte die SS, die in ganz Deutschland daran ging, ein System, von Führerschulen aufzubauen und die Lage des Roten Schlosses offensichtlich dafür als ideal empfand.Im Februar 1934 waren die Verhandlungen zwischen der Gemeinde, dam Landkreis und Institutionen der SS offensichtlich bereits weit vorangeschritten. Dem Bürgermeister ging es in erster Linie um den Erhalt der Gebäude. Eine Nutzung als SS- Schule war sicherlich für die Mihlaer NSDAP sehr interessant, galt doch Mihla in den 20er Jahren wegen der SPD- Mehrheiten im Gemeinderat und bei Reichstagswahlen weithin als "Rotes Dorf". Im Februar stimmte der Gemeinderat zu, den Ausbau eines Abortgebäudes sowie die Einrichtung von Speise- und Unterkunftsräumen finanziell zu unterstützen. Dafür wurden letztlich 4500 RM in Ansatz gebracht.Noch im Februar besichtigte ein Major Biedermann aus Mühlhausen mit Stab die Gebäude, um die baulichen Möglichkeiten zu prüfen. Am 21. 2.1934 war der Obergruppenführer der SS, Freiherr von Eberlein, in Mihla, um das Schloss zu inspizieren. Danach gingen die Baumaßnahmen rasch voran. Offensichtlich im April 1934 wurde die SS- Führersportschule zur Nutzung an SS- Einheiten übergeben.  Vor wenigen Tagen in einem neuen Buch über die Sportbewegung in der SS entdeckt: Eine Aufnahme der Sportführerschule Mihla. Das Foto entstand im Sommer 1934 vor dem Eingang des Roten Schlosses. Zwei in den schwarzen Uniformen der SS gekleidete Posten vor dem Tor, das noch in der alten Bauform zu sehen ist. Weitere Einzelheiten über Leitung der Schule, Ausbildung usw. sind leider quellenmäßig kaum zu belegen, zumindest gibt es in Mihla hierzu keine Unterlagen, nur Berichte von Zeitzeugen.  Nach körperlicher Ausbildung auf dem Mihlaer Sportplatz. Die Sportanzüge trugen große SS- Runen. Zur Ausbildung gehörten intensive körperliche Aktivitäten. Besonders gelobt wurde die Verpflegung, die in der Küche des Roten Schlosses extra angefertigt wurde. Das Tagesmenü bestand aus Kaffee, Marmelade, Brot und Wurst zum Frühstück, Fleisch, Kartoffeln und Gemüse zum Mittag, Kaffee, Eintopf, Milch und Kartoffelsalat am Abend. Diese Speisen wurden mit viel Tee, Bier und bei besonderen Anlässen auch mit Wein "verdünnt". Zur Ausbildung gehörte auch viel Studium nationalsozialistischer Schriften, aber auch der Regionalzeitung, wie auf dem nachfolgenden Bild aus den Unterkünften des Roten Schlosses zu ersehen ist. Die jungen SS- Männer sollten sich auch in das Ortsgeschehen einmischen und dies taten sie sehr "kräftig".   Dabei kam es immer wieder zu Anfeindungen zwischen Mihlaer Einwohnern und den SS-Leuten, vor allem in den Gaststätten. Im Juli 1934 ereignete sich ein schwerer Zwischenfall im benachbarten Städtchen Creuzburg.Während einer Kinoveranstaltung im Gasthof "Zum Schwan" in Creuzburg entstand eine Schlägerei zwischen denim Ausgang befindlichen SS- Leuten der Mihlaer Schule und den Kinobesuchern.. Eine Panik brach aus. Die SS setzte die von ihr provozierte Schlägereien anschließend auf der Straße fort. Dabei wurde ein Creuzburger Gendarmeriewachtmeister schwer verletzt, auch mehrere Creuzburger Bürger, darunter offensichtlich auch etliche Mitglieder der NSDAP und der SA, erhielten Schläge, letztlich waren sogar Tote zu beklagen. Die Tumulte setzten sich am Creuzburger Bahnhof fort, da die SS- Leute mit dem Zug nach Mihla zurückfahren mussten. Offensichtlich gab es wegen des Verhaltens der SS so viele Anzeigen, dass der Staat letztlich gezwungen war, zu handeln. Ob es zum Prozess kam, ist allerdings nicht bekannt.Auf jedem Fall wurde die SS- Schule in Mihla noch Ende 1934 aufgelöst. Diese Auflösung kann nur im direkten Zusammenhang mit den geschilderten Vorfällen stehen. Bereits im Herbst 1934 war im Roten Schloss ein Hilfswerklager eingerichtet, in dem österreichische Nazis Unterkunft fanden, die nach dem gescheiterten Putschversuch gegen die dortige Regierung und nach der Ermordung des Reichskanzlers Dollfuß aus Österreich geflüchtet waren. Im Herbst 1934 waren bereits etwa 250 Österreicher in Mihla untergebracht. Erneut kam es zu Spannungen zwischen ihnen und der Bevölkerung, die auf so viel "fremdes Volk" gar nicht eingestellt war. Höhepunkt dieser Auseinandersetzungen wurde die Kirmes 1935, als es zu regelrechten Saalschlachten in den Kirmeslokalen kam. Rainer Lämmerhirt     Mihla,08.03.2005 -