Gedenken an die "Mihlaer Revolution" vor 70 Jahren  Vor 70 Jahren, am 16. Januar 1935, sollte der seit gut drei Jahren im Amt befindliche Mihlaer Pfarrer Karl Hoffmann durch die Kirchenleitung im Zusammenspiel mit der NSDAP- Kreisleitung seines Amtes enthoben werden.Grund für dieses Vorgehen war das Eintreten von Pfarrer Karl Hoffmann für die Freiheit des Glaubens. Er wollte sich nicht durch die von der NSDAP unterstützte "Reichskirche", den "Deutschen Christen", vereinnahmen lassen und machte aus seiner Sympathie für die sich damals gerade um den Pfarrer Niemöller gründende "Bekennende Kirche" keinen Hehl. Ein solches Eintreten passte nicht in das Konzept der Kreisleitung der NSDAP und auch nicht in jenes der damaligen Landeskirche, schon gar nicht im früher "roten" Mihla. Die Nachricht von der geplanten Amtsenthebung des in der Bevölkerung sehr beliebten Pfarrers hatte sich an diesem Wintertag schnell in Mihla herumgesprochen. Als die Sitzung des Gemeindekirchenrates im Pfarrhaus begann, sammelten sich etwa 500 Mihlaer am Pfarrberg und machten durch lautes Rufen wie "Wir wollen unseren Pfarrer behalten" und das Singen des Chorals "Eine feste Burg ist unser Gott!" auf sich aufmerksam. Auch der Baron von Harstall mischte sich unter die Menge und forderte die Mihlaer auf, nicht loszulassen.Als sich die Situation nach Mitternacht noch immer nicht entspannt hatte, mussten die Vertreter von Partei und Kirchenleitung ihr Vorhaben aufgeben. Pfarrer Hoffmann blieb im Amt, erhielt aber keine ordentliche Abstellung. Am darauf folgenden Tag wurden 40 Mihlaer von der Gestapo verhaftet, kamen aber nach einiger Zeit wieder frei. Diese Ereignisse, die, so Eckard Hoffman, Superintendent aus Gotha in Ruhe, Sohn des Pfarrers Karl Hoffmann, für die damalige Zeit eine Ausnahme darstellten und von den Naziführen im internen Kreis als Revolution bezeichnet wurden, standen im Mittelpunkt einer Gedenkfeier, die am 16. Januar in der St. Martinskirche abgehalten wurde.   Als Ehrengäste dieses Nachmittages in der Mihlaer Kirche, Angehörige der Familie Hoffmann. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung, zu der viele Mihlaer und Gäste, darunter beinahe alle Angehörigen der Familie Hoffmann den Weg in die Kirche gefunden hatten, durch Frau Theden und Frau Kappauf. Eine Einführung zur sozialen und politischen Situation der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts gab Rainer Lämmerhirt, seit Jahren als Ortschronist mit der Mihlaer Geschichte beschäftigt. Er stellte dabei besonders die Eigenarten der Mihlaer heraus, ging aber auch auf die politischen Entwicklungen und deren Ursachen ein, die in den 20er Jahren zur Herausbildung des "roten " Mihlas geführt hatten und beschreib anhand vieler Zahlen die Veränderungen Anfang der 30er Jahre, als die Wirkungen der Weltwirtschaftskrise die Wahlergebnisse der NSDAP, deren Ortsgruppe in Mihla erst 1932 gegründet wurde, rasch ansteigen ließen. Die Ausführungen von Herrn Eckhard Hoffmann zu den genauen Ereignissen am Pfarrberg und deren Folgen wurden von den Anwesenden, unter denen sich auch viele seiner Schulkameraden befanden, mit großer Spannung erwartet. Es gelang ihm, den Bogen zu spannen von den Gründen des Kirchenkampfes bis hin zu den Folgen, die sich für Mihla,    Eckhard Hoffmann berichtet über die Hintergründe des "Aufstandes am Pfarrberg" 1935. die Mihlaer und insbesondere für die Pfarrerfamilie Hoffman ergaben. Eckhard Hoffman hatte hierzu neueste Ergebnisse aus Archiven ausgewertet. Danach betrachteten die Nazis die Ereignisse in Mihla als schwere Niederlage. Selbst Gauleiter Sauckel griff direkt ein und beauftragte den damaligen Kreisleiter Köhler, eine Lösung zu finden. Die wurde allerdings erst 1939 mit Ausbruch des Krieges erreicht, als Pfarrer Hoffmann schon im Oktober 1939 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Ein interessanter Nachmittag, der allen die Ereignisse vor 70 Jahren vor Augen führte und so manchen Teilnehmer erkennen ließ, dass die Mihlaer damals schon eine ganz besondere Leistung vollbrachten.    Mihla,25.01.2005 -