Bauliche Besonderheiten des Roten Schlosses   Bauliche Besonderheiten des Roten Schlosses in Mihla Die Gebäude des Schlosses sind in ihrer Gesamtanlage betrachtet einzigartig und genießen einen hohen Stellenwert aus denkmalpflegerischen Gesichtspunkten.Durch die unterschiedliche Nutzung der Schloßgebäude in diesem Jahrhundert, Wohnsitz, SS- Schule, Schule des weiblichen Arbeitsdienstes, Kommandozentrale der Besatzungsmächte, Gemeindeamt und ab 1952 Altenheim, wurden viele baulichen Veränderungen vorgenommen.Die einstige Schönheit des Innenausbaus ist daher kaum noch zu erahnen.Im Jahre 1915 veröffentlichten allerdings Professor Lehfeldt und Professor Voß im Rahmen ihrer Schriftenreihe über Bau- und Kunstdenkmäler in Thüringen auch eine Darstellung zum Roten Schloß in Mihla. Damals befand sich das Schloß in den Händen des Geheimrates Dr. Binzwanger und die Innenausstattung war noch vollständig erhalten.Legen wir die Beschreibung aus Lehfeldt und Voß zugrunde und versuchen wir, das einstige Aussehen zu rekonstruieren. Keller und Erdgeschoß sind aus Stein ausgeführt. In der Hauptfront stehen drei turmarrtige Erker, ein weiterer Erker ist an der Giebelfront zum damaligen Pferdestall angebaut.Der mittlere Erker enthält das Portal, früher als Treppenturm bis in die 3. Etage ausgeführt.Die frühere Wendeltreppe ist noch gut zu erkennen.  Das alte Herrenhaus um 1900  Die mächtigen Erker geben den Mauern des Schlosses die lebhaften Schatten und eine gewisse malerische Wirkung, die noch von den unruhigen Wechseln der senkrechten Pfosten und schrägen Wandstreben verstärkt wird.Die friesartig gestalteten Rauten als künstlerisches Leitmotiv beherrschen den gesamten Eindruck des Schlosses.  Zurück zum Portal.Die Jahreszahl der Erbauung 1581 befindet sich in dem Fries, der das Portal krönt. In der Mitteder Jahreszahlen stehen die Buchstaben M F und eine Marke, die wohl das Handwerkszeichen des Baumeisters war.Die schlichten Steinmetzarbeiten am Portal und an den Fenstern des Erdgeschosses stammen ausder Erbauungszeit des Schlosses.Das kräftige Renaissancegebälk, welches das Portal umrahmt, ruhte früher auf zwei Säulen. Von ihnen lassen sich nur noch die Wandanschlüsse nachweisen. Über den Gebälk erhebt sich ein flacher Giebel, das Giebelfeld ist mit Palmettornamenten ausgefüllt, ähnlich wie bei den Fenster-bekrönungen.Auf einem weiteren Foto um 1910 ist in einer heute leerstehenden Nische über dem Portal dieBüse des Erbauers zu erkennen. Lehfeld und Voß beschreiben sie 1915 mit einem unter dem Kinn spitz zugeschnittenen Barte und schmaler Halskrause als typisch für das 16. Jahrhundert.Die Büste ist in den Wirren nach 1945 verlorengegangen. Aufnahme um 1910, Lehfeld/Voß Um 1910 waren im Innern noch gut drei verschiedene Bauphasen zu erkennen.Neben dem ursprünglichen Elementen wie Wendeltreppe und die drei großen übereinander liegenden Dielen wurde ein erster großer Umbau um das Jahr 1631 vollzogen. Damals entstand im Rittersaal, der in der 1. Etage des früher an das Schloß angrenzenden Wirtschaftsgebäudelag und heute völlig umgebaut ist, eine schwere Stuckdecke. 1910 konnten Lehfeld und Voß  Elemente dieser Stuckdecke noch sehen, waren sie doch abgenommen worden und in der unteren Diele des Schlosses an einer Wand angebracht. Damals entstand eine Fotografie, die uns die einstige Pracht der Decke vor Augen führt. Leider sind davon heute keine Spuren mehr vorhanden. Bleibt nur die Beschreibung: Auf den Ornamenten der einstigen rechteckigen und sechseckigen Kassettendecke stehen an zwei Stellen die Jahreszahl 1631. Erhalten hat sich die Wappendarstellung des Johann Christoph von Harstall und seiner Ehefrau Maria Magdalena von Kerpen sowie Kopfporträts beider Personen.Eine dritte Epoche in der inneren Ausgestaltung des Schlosses ist um 1760 anzusetzen. Damals entstanden zwei typische Rokkokozimmer mit auf Leinwand gemalten Tapeten, die heute nicht mehr erhalten sind, 1910 aber noch beschrieben wurden. Zu sehen waren Parklandschaften und Staffagefiguren aus der "höheren" Gesellschaft. Den Hintergrund bildeten Schlösser. Auf einerTapete waren Schlittschuhläufer abgebildet.   Aufnahme um 1900Noch heute ahnt man die einstige Pracht, wenn man die drei großen Dielen betrachtet. Ebenerdig und übereinander bis in die obere Etage gelegen füllen sie die gesamte Tiefe des Schlosses. Ursprünglich erfolgte der Zugang über den äußeren Treppenturm, aber wohl in der zweiten Bauphase entstand das heutige Treppenhaus an der Gartenfront.Einem zukünftigen Projekt zur Nutzung des Roten Schlosses sollte sicher angetragen werden, die seit 1952 durchgeführten Umbauten auf ein verträgliches Maß zurückzuführen und die urspüngliche Raumaufteilung des Schlosses wieder zu gewinnen. Lohnenswert wäre dieseAufgabe mit Sicherheit. Blick auf die Gartenfront, um 1960Was nochmals festzustellen bleibt ist, daß Mihlaer Rote Schloß ist von einzigartigem baugeschichlichem Wert und auch der Verlust eines großen Teils der historischen Innenarchitektur tut dem keinen Abbruch. Er sollte vielmehr Verpflichtung für alle zukünftigen Konzepte seien, dieses weitgehend wieder erlebbar zu machen.     R. Lämmerhirt     Mihla,29.11.2004 -