Hexenwahn in Th?ringen - Teil 2  Aber nicht nur in Creuzburg schlug der Hexenwahn zu. Kaum bekannt ist, dass auch im Amt Haineck zu Nazza der Herren von Hopffgarten Hexenprozesse stattfanden. Schon im Jahre 1568 habe es, so berichtet die ?berlieferung (Carl R?mpler aus Kammerforst, Sagenautor und Forscher, berichtete hier?ber 1842 auch schriftlich) wurde im "Lotzengrund" unterhalb der Burg Haineck eine Liese Lutz verbrannt (10. September 1568). Sie war neben der Hexerei und Zauberei beschuldigt, gemeinsam mit dem Wirt Klaus Vischering der Antoniusherberge hoch oben im Hainichwald am Raub und Mord von Reisenden beteiligt gewesen zu sein. Ein Aufgebot der Gerichtes Nazza und Mihla hatte das R?ubernest ausgehoben und den Wirt aufgehenkt, der Zutr?gerin und Zauberin Liese Lutz wurde in Nazza der Proze? gemacht. Die Stelle, an der man sie schlie?lich ?ffentlich verbrand habe, wurde alsbald " Lotzengrund" genant, allen Nazzaern gut bekannt.Wenn es bisher auch nicht gelungen ist, genauere Gerichtsakten ?ber diesen Vorfall zu finden, so scheint er allerdings nicht aus der Luft gegriffen zu sein. Der Lotzengrund unterhalb der Burg Haineck war tats?chlich die allseits bekannte Hinrichtungsstelle im Nazzaer Gericht. Dort hatte es bereits im Oktober des Jahres 1551 eine Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen stattgefunden hatte. Der aus Nazza geb?rtige Klaus Bach war ein energischer Anh?nger der Wiedert?ufersekte um den Creuzburger Georg Schuchart. Die "Blutsfreunde", wie sich die Sekte nannte, hatte zeitweise erheblichen Zulauf und wurde durch den Staat hart bek?mpft. F?hrer der Sekte war zun?chst der aus Herda stammende Bauer Fritz Erbe. Er wurde in Eisenach und auf der Wartburg inhaftiert und starb dort 1548. Seine Auffassungen wurden von den Creuzburger Wiedert?ufern der Blutsfreunde um Georg und Lutz Schuchart und Simon Wei? fortgef?hrt. Anhang fanden sie auch in Mihla. Dort wurde 1548 ein Barthel Kysselbach, aus Marksuhl stammend, verhaftet. ?ber sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt, wohl aber ?ber das des Schafknechts Hans Dohn aus Lauterbach, der nach der Hinrichtung des F?hrers Georg Schuchart 1551 in Creuzburg F?hrer der Wiedert?ufer wurde. Im Zusammenhang mit dem Proze? gegen Schuchart war auch das Urteil gegen den Nazzaer Klaus Bach durch das Leipziger Sch?ppengericht gef?llt worden. Wenige Tage nach seinem F?hrer wurde Klaus Schenk auf eben der genannten Hinrichtungsstelle im Lotzengrund bei lebendigem Leibe verbrannt. Der Lauterbacher Hans Dohn, der ebenfalls unter die Gerichtsbarkeit der Herren von Hopffgarten fiel, verlegte seinen Wirkungsbereich daraufhin in das Gebiet um Dorla, wurde dort mehrfach verhaftet und schlie?lich im Januar 1584 in der Vogtei ebenfalls verbrannt.  In der Zeit des H?hepunktes des Hexenwahns in unserer Region fallen auch drei weitere F?lle im Gericht Nazza. Im Jahre 1672 wurde das Eheweib des Claus Felsberg aus dem zum Gericht geh?renden Dorfes Neukirchen wegen Hwexerei angeklagt und in Nazza peinlich verh?rt. Am dritten Tag ihrer Haft verstarb sie an den Folgen der Folter, wor?ber der Nazzaer Pfarrer im Kirchenbuch niederschreib: "...weil sie Hexerei beschuldigt worden, peinlich auf sechs Stunden verh?rt und torquiert worden, worauf sie den dritten Tag hernach gestorben, ohne Bekenntnis ihrer S?nden. Doch hat man indicia gehabt, als habe sie der Teufel umgebracht. Deswegen ist ein Befehl aus dem F?rstlichen Consistorio zu Gotha gekommen, solche Frau in einer Ecke des Kirchhofes begraben zu lassen". Am 25. Januar 1677 verstarb eine Catharina Jung in Neukirchen. Aus der Eintragung im dortigen Kirchenbuch ist zu entnehmen, dass gegen sie ebenfalls ein Verdacht der Hexerei bestand und sie deshalb vom Nazzaer Gericht vernommen wurde. Offenbar gelang kein Beweis, aber den Nachbarn wurde gegen Strafe von 10 Talern verboten, sie beherbergen oder Kontakt mit ihr aufzunehmen. H?hepunkt der Hexenjagd im Amt Nazza war dann der Fall der Barbara Hager aus Neukirchen. 1681,Aus F?rtha stammend und in Neukirchen eingeheiratet, war sie nach dem Tode ihres Mannes in den Verdacht der Hexerei gekommen und 1681 durch das Gericht der Herren von Hopffgarten verhaftet worden. Nach entsprechender Vernehmung und Verurteilung (hierzu bedurfte es auch einer Best?tigung des Urteils durch die theologische Fakult?t der Universit?t Jena) erfolgte am 10. Mai 1681 ihre Hinrichtung, wiederum auf dem Gerichtsplatz im Lotzengrund bei Nazza.Ihr Sohn Hans Hager war ebenfalls der Hexerei angeklagt und mu?te der Verbrennung der Mutter zusehen, um danach ausgepeitscht und des Landes verwiesen zu werden. Die zehnj?hrige Tochter, wohl auch verd?chtig, wurde zur Erziehung in die Familie des Neukirchner Pfarrers verwiesen.  An der Stelle der Hinrichtung hat der Burgverein Nazza in den letzten Jahren einen Gedenkstein erreichtet, der schon heute im Volksmund der "Hagerstein" genannt wird. Allm?hlich gehen in den nachfolgenden Jahren die Hinweise auf Hexenprozesse zur?ck. Mit der Aufkl?rung machen sich neue Sichten auf das Leben und die Zusammenh?nge zum Aberglauben breit. F?r die vielen unschuldigen Menschen, die einen qualvollen und sinnlosen Tod sterben mu?ten, kam diese neue Sicht jedoch zu sp?t. Wichtig ist auch die Erkenntnis, dass dies alles nicht "irgendwo in Deutschland", sondern direkt vor unserer Haust?r, in Creuzburg und Nazza, geschehen ist.    Mihla, 10.06.2004 - Rainer L?mmerhirt