Politische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen der 20er und 30er Jahre vorgestellt  Zum diesj?hrigen Wintervortrag hatte der Mihlaer Heimat- und Verkehrsverein am 28. Februar in das Graue Schlo? eingeladen. Die Veranstaltung, die durch Ortschronist Rainer L?mmerhirt vorbereitet wurde, war gut besucht. Der Vortrag begann mit der Schilderung der Ausgangssituation, die sich in Mihla und der mittleren Werraregion beim Ende des I. Weltkrieges darbot: 71 M?nner waren gefallen, viele noch in Kriegsgefangenschaft, der Ort, der bei Kriegsbeginn 2008 Einwohner z?hlte, war hoch verschuldet. Viele Probleme st?rmten auf die Mihlaer ein. Im Roten Schlo? zogen mit den neuen Besitzer Scharpenseel und Lichtenberg "G?terschl?chter" ein, die begannen, die umfangreichen Waldungen des fr?heren Gutsbesitzes r?cksichtslos abzuholzen. B?rgermeister Baumbach, seit 1890 im Amt, trat unter Eindruck der neuen politischen Verh?ltnisse zur?ck und aufgrund der neuen Wahlgesetze errang die SPD im Gemeinderat die Mehrheit und stellte ab 1934 den B?rgermeister, Machtpositionen, die sie bis 1933 nicht mehr abgab. Verbunden mit der Darstellung zahlreicher historischer Aufnahmen wurde weiter ?ber die 20er Jahre berichtet, die zun?chst wenig "golden" f?r die Mihlaer waren. Die Inflation hinterlie? heftige Spuren und erst ab 1925 begann eine wirtschaftliche Besserung. Dazu trugen vor allem die sich immer st?rker entwickelnde Zigarrenindustrie, 1924 gab es bereits 11 Fabriken im Ort, die Sodawerke in Buchenau, die 1928 die Produktion aufnahmen, und das vom Mihlaer Tal auf den "Viehrasen" umgesetzte S?gewerk von W?stefeld und Kraft sowie der Steinmetzbetrieb Schlothauer bei. Eine bleibende Stabilisierung wurde jedoch nicht erreicht und mit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise bereits 1929 brachen viele der neuen Betriebe wieder zusammen. 1930 gab es bereits wieder 329 Arbeitslose in Mihla. L?mmerhirt ging auch auf die kulturelle Entwicklung ein. Besonders die "Werraschwimmfahrten" und die Bezirksturnfeste der drei Mihlaer Turnvereine zogen immer wieder G?ste in den Ort. Auch der Tourismus begann sich zu entwickeln und Mihla wurde Mitglied des Werratalvereins. 1921 wurde ein alter Bann gebrochen. Zu den ?blichen drei Husaren zur Kirmes, bis dahin immer reiche Bauerns?hne , gesellte sich ein vierter Husar, ein Arbeitersohn, und ?ffnete damit dieses wichtigstes Dorffest auch f?r diese gesellschaftliche Schicht. Das Ende der 20er Jahre brachte viele neue Probleme. Nach der Verhaftung des SPD- B?rgermeisters M?rten wegen Unterschlagung versuchten die konservativen Kreise die Mehrheit der SPD im Ort zu brechen, scheiterten aber in einem angestrengten Volksbegehren knapp. Der neue B?rgermeister H?rschelmann, ehemaliger Landrat, konnte viel f?r die Gemeinde bewegen, ehe er 1933 im Rahmen der "Gleichschaltung" abgesetzt wurde. Der zweist?ndige Vortrag berichtete auch ?ber die vielfachen Entwicklungen der Nazizeit, stellte die damals handelnden Personen und ihre Beweggr?nde ebenso vor wie die Ver?nderungen im Ort und endete mit dem Ausbruch des Weltkrieges, den niemand so richtig vorausgesehen hatte. Seine Folgen waren f?r Mihla verheerend, vor allem durch die 176 Kriegstoten und die Zerst?rungen w?hrend der Kampfhandlungen 1945 im Ort. Das geschilderte Geschehen Vortrag provozierte zu etlichen Fragen, die im Anschlu? zu einer intensiven Diskussion f?hrten, die vor allem durch die recht zahlreich anwesenden jungen Leute getragen wurde. Der Referent,der auf ein Honorar verzichtete, bat abschlie?end die Teilnehmer um eine Spende f?r das Mihlaer Freibad. Dieser Aufforderung kam man gerne nach, etwa 100 Euro kamen an diesem Abend zusammen.    Mihla, 27.03.2003 - Ortschronist