Die Gerichtslinde auf dem Mihlaer Propel  Uralt sind die Linden, die seit Menschengedenken auf dem Mihlaer Propel stehen. Ihr sch?tzendes Dach wird immer wieder gern genutzt, denn der Propel ist der traditionelle Festplatz der Mihlaer. Dabei ist seine eigentliche Geschichte ganz anders geartet. Propel ist mundartlich und steht f?r "Brachb?hl", eigentlich Gerichtsplatz. Und dies war der Propel viele Jahre. Manche Forscher vermuten in den herrlich oberhalb der Werra gelegenen Platz einen germanischen Versammlungsort, einen Thingplatz, was allein wegen der Lage und dem Alter des Ortes Mihla (erste urkundliche Erw?hnung in den Jahren zwischen 786 und 802) durchaus vorstellbar ist. 1254 wurde erstmals der Gerichtsplatz Brachb?hl als Mainzer Lehen der Landgrafen von Th?ringen bezeichnet. Nochmals im Jahre 1287 taucht die Bezeichnung der Gerichtsst?tte auf, die gemeinsam mit den Gerichten Sch?nstedt (bei Bad Langensalza) und K?nigsee dem landgr?flichen Gericht in Thamsbr?ck unterstellt war. Im 1378 verfa?ten "Registrum" des landgr?flichen Besitzes werden zum Gericht Brachb?hl geh?rig die D?rfer Lauterbach, Ebenshausen, Frankenroda, Hallungen, Nazza, Heyerode, Romerode , Ichensachsen und M?nsterkirchen (alle drei heute W?stungen) sowie Bischofroda und Berka genannt. In Mihla selbst nahmen die Herren von Harstall die Gerichtsrechte wahr. Lediglich aus dem Jahre 1288 ist urkundlich eine Nachricht ?ber einen auf dem Propel abgehaltenen Gerichtstag bekannt. Doch noch im 18. Jahrhundert wurde der Platz, wohl in der Erinnerung an seine fr?here Bedeutung, zu Versammlungen und zur Urteilsverk?ndung genutzt. Die ?lteste und m?chtigste der Linden auf dem Propel ist die sogenannte Gerichtslinde. Der Baum ist ?ber 400 Jahre alt und besitzt schon seit 50 Jahren einen hohlen Stamm, konnte aber bisher durch Eingriffe der Menschen erhalten werden. Vor dieser Gerichtslinde erf?llte sich im Januar 1732 das Schicksal des Johannes Wr?ge aus Mhla. Er hatte im Zorn seine Schw?gerin mit einer Mistgabel erstochen, wurde gestellt und nach verk?ndeten Urteil auf dem alten Gerichtsplatz der Mihlaer vom Eisenacher Scharfrichter enthauptet. Dies war die letzte in Mihla vollzogene Hinrichtung. Solche Schrecknisse hat unsere Gerichtslinde also gesehen! Aber auch an angenehmere Ereignisse kann sie sich erinnern. Seit dem 18. Jahrhundert wurde allj?hrlich das Sch?tzenfest unter den Linden auf dem Propel gefeiert, neben der Kirmes das wichtigste weltliche Fest. Ja, und seit gut 120 Jahren reiten zur Kirmes die Husaren an der Spitze der Kirmesschar auf den alten Gerichtsplatz, um dort, voll Respekt an ihre Vorfahren, in den "Morgenreden" das d?rfliche Geschehen des letzten Jahres in speziellen Reimen und Versen den erwartungsvoll lauschenden Mihlaern vorzutragen. Viel Neues erf?hrt so unsere alte Linde in jedem Jahr und wir hoffen, dass sie noch recht lange aushalten m?ge!    Mihla, 31.10.2002 - Ortschronist