Postkarten berichten über die Mihlaer Geschichte  Postkarten kamen in der Zeit des Kaiserreiches, etwa seit dem Jahre 1880, in Gebrauch. Schon bald gab es auch in Mihla Postkarten zu kaufen. Es ist erstaunlich, wie viele verschiedene Ansichten und Ausgaben es seither über unseren Ort gab. Die meisten Postkarten entstanden übrigens in den 20er und 30er Jahren. Schon die ersten Karten waren koloriert. Aber auch schwarz- weiß Abbildungen erfreuten sich großer Beliebtheit. Dabei gab es zwei verschiedene Möglichkeiten, über wichtige Gebäude des Ortes zu berichten. Einmal entstanden Phantasieabbildungen, Zeichnungen und Gemälde, zum anderen wurden Fotos als Grundlage genommen.Für die Beschäftigung mit der Geschichte Mihlas sind diese Postkarten unerläßlich, erfährt man doch sehr viele Einzelheiten über das frühere Aussehen von Gebäuden, Straßen und Plätzen. Folgen Sie mir nun in bei einem kleinen Ausflug in die Welt der Mihlaer Postkarten: Postkarte anklicken für großes BildDie älteste mir bekannte Postkarte stammt aus den Jahren um 1890 und stellt mit ihrem "Gruß aus Mihla" eine echte Rarität dar, denn die Karte ist im Original farbig. Zu sehen sind Zeichnungen der beiden damals wohl wichtigsten Gebäude im Dorf, des Roten und des Grauen Schlosses sowie ein fiktiver und, beim genaueren Ansehen stellt man es fest, falscher Blick auf Mihla und dem Harsberg im Hintergrund. Am Roten Schloß ist gut zu erkennen, daß der linke Nebenflügel noch nicht zu Wohnzwecken umgebaut ist, noch als Pferdestall genutzt wird. Dieser Umbau erfolgte erst kurz vor dem I. Weltkrieg und unsere Postkarte liegt ja einige Jahre davor. Schauen wir uns eine zweite, ebenfalls sehr alte Postkarte an. Sie entstand kurz nach der Jahrhundertwende und ist im Original schwarz- weiß. Diesmal sind zwei Fotografien als Grundlage benutzt worden. Vertreiber der Postkarte war wohl der damalige Wirt des Gasthofes "Zum Schwan", Ernst Böttger, denn neben einem Gesamtblick auf Mihla ist der Gasthof, damals das beste Haus am Platz, zu sehen. Postkarte anklicken für großes BildInteressant ist die Sicht auf Mihla. Wie klein unser Ort doch noch vor gut 100 Jahren war! Wie eine Glucke liegt die wuchtige Kirche über den Ort, rechts dahinter ist die Baumgruppe auf dem Propel zu erkennen.Zurück zum "Schwan". Dort betrieb Herr Böttger damals einen Gemischtwarenladen, in dem beinahe das gesamte Dorf Waren des täglichen Bedarfes kaufte. Üblicher Weise wurde angeschrieben, die Waren also am Ende des Jahres oder bei den Mihlaer Bauern nach dem Verkauf der Ernte bezahlt. Dieser Krämerladen befand sich im Anbau links neben dem Gasthof, heute meist als "Diele" bezeichnet. Postkarte anklicken für großes BildEin ähnliches Motiv liefert unsere dritte Postkarte. Sie entstand beim Eisenacher Fotografen Thurau, wohl auch in den Jahren vor dem I. Weltkrieg. Die schwarz- weiß Karte ist dreigeteilt und zeigt die beiden Schlösser in Mihla. Das Graue Schloß ist hier einmal von einer recht ungewöhnlichen Seite, von Westen her, aufgenommen. Am Roten Schloß ist zu sehen, daß der bereits vermeldete Umbau des linken Flügels noch nicht stattgefunden hat, ein sicheres Zeichen, daß die Aufnahme vor 1912 entstanden ist.Vertreiber dieser Postkarte war wohl der Gemischtwarenhändler Rink in der Münsterstraße, denn sein Geschäft (heute Nickol, neben dem Eingang zum Friedhof) ist auf der dritten Abbildung zu sehen. Das Geschäft Rink gehört zu den ältesten Einrichtungen dieser Art in Mihla, das ursprüngliche Fachwerkgebäude soll nach einer Balkeninschrift um 1840 entstanden sein. Schauen wir uns zum Abschluß noch zwei im original farbige Postkarten der Zeit um den I. Weltkrieg genauer an. Postkarte anklicken für großes BildAuf der ersten Postkarte sind wieder die beiden Schlösser zu sehen, als Foto aufgenommen und danach koloriert. Wieder ist der Pferdestall des Roten Schlosses zu erkennen und damit die Karte zeitlich einzuordnen. Schön hier der Blick auf das Graue Schloß, nämlich vom Schloßgarten her, bei dem die alte Umfassungsmauer noch zu erkennen ist. Sehr wichtig der dritte Blick, denn diese Ansicht gibt es so nicht mehr: Wir blicken von einem Dachfenster des Grauen Schlosses auf den Ort, zur St. Martinskirche hin. Zu erkennen ist der alte Torbogen, der die Gebäude des Rittergutes vom übrigen Dorf abtrennte. Dieser Torbogen wurde um 1949 abgerissen. Auch die anderen Wirtschaftsgebäude des Schlosses stehen heute nicht mehr. Postkarte anklicken für großes BildÄhnlich ist auch die letzte Postkarte aufgebaut. Auch sie ist im Original farbig, wobei die Ansichten der beiden Schlösser fiktive Zeichnungen sind. Zu sehen ist eine Fotografie des Gasthofes "Zum Schwan" und wieder der Blick auf die Wirtschaftsgebäude des Grauen Schlosses und die Kirche. Allein diese ersten Postkarten, alle aus der Zeit des Kaiserreiches, machen deutlich, wie viel man anhand dieser kleinen Kunstwerke über die Ortsgeschichte lernen kann. Sicher sind Sie nun schon gespannt, wenn wir uns den 20er und 30er Jahren zuwenden, was bald geschehen soll.    Mihla, 13.01.02 - Rainer Lämmerhirt   Postkarte anklicken für großes BildBonusbild: Kirche zur Trabizeit