Ein ungesühnter Mord in Mihla

1934 betrieb der aus der angesehenen jüdischen Kaufmannsfamilie Rothschild in Netra stammende Julius Rothschild eine Filiale seines Textilkaufhauses in Mihla. Der Mihlaer Kaufmann Arno Hotze besorgte dieses Geschäft. Einmal im Monat reiste Julius Rothschild nach Mihla, um dort Abrechnungen durchzuführen und nach dem Rechten zu sehen. An solchen Tagen schlief er meist im Gasthof „Zum Schwan“, gleich neben dem Laden.

Julius Rothschild wurde am 21. Mai 1898 in Netra als ältester Sohn des Aron Rothschild, eines alteingesessenen jüdischen Kaufmanns, geboren. Die Familie Rothschild lebte seit der Mitte des 18. Jahrhunderts in Netra. 1917 wurde Julius Rothschild zum Militär eingezogen. Der nahm am Krieg an der Westfront bis zum Ende im Jahre 1918 teil.

In Mihla nahm nach der Machtergreifung Hitlers die antijüdische Stimmung rasch zu. Führende Nazis im Ort, der Ortsgruppenleiter und Führer des SA, wetterten offen gegen das einzige jüdische Geschäft in Mihla. Am 15. März 1934 hielt sich Julius Rothschild erneut in Mihla auf. Nach dem Abschluss der Geschäfte wollte er im Gasthof „Zum Schwan“ übernachten. Seinen PKW hatte er wie immer unweit des Gasthofes abgestellt. In dieser Nacht überfielen fünf Mihlaer Nazis, die sich diese Tat abgesprochen hatten, unter Beihilfe der Wirtin den ahnungslos Schlafenden, schlugen ihn so, dass er blutüberströmt zusammenbrach. Die Reifen seines PKWs wurden zerstochen. Ein ungesühnter Mord in Mihla Ein Anruf in Netra führte dann dazu, dass die Familie den schwer verletzten Kaufmann abholen konnte. Acht Tage später verstarb Julius Rothschild an den Folgen des Überfalls im Eschweger Krankenhaus.

Die Mihlaer Nazis, die sich dieser Tat auch öffentlich rühmten, wurden nie zur Rechenschaft gezogen, auch nicht, nachdem die Naziherrschaft 1945 zusammen gebrochen war!

- Ortschronist -

Mihla,20.01.2012 ?