Ein Zerstörungszug durch Mihla - ein Weihnachtsgeschenk?
Von Bürgermeister Rainer Lämmerhirt 

Was ich heute zu berichten habe, berichten muss, hat mich über die diesjährigen Festtage ständig bewegt und mir wohl auch die Festtagslaune etwas verdorben! 

Ich muss etwas weiter ausholen. 

Die Gemeinde betreibt mit Trägerschaft der Johanniter-Unfallhilfe den Jugendclub in der "Goldenen Aue". Dieser war in den letzten Jahren mit nicht unerheblichen Gemeinde- und Fördermitteln ausgebaut worden. Im Verlauf des Jahres 2017 schlief die Arbeit im Club weitgehend ein, ein Generationswechsel bei den Jugendlichen und das Wegbrechen der Jugendbetreuer trugen dazu bei. 

Gleichzeitig kam es zu immer neuen Auseinandersetzungen mit einer Gruppe von Jugendlichen, die sich beinahe allabendlich im Bereich der Sportanlagen des SV Mihla trafen, dort, wie selbst sagen, "abhingen", viel Lärm und Dreck verursachten und in keiner Weise Verantwortung für die Einhaltung der Platzordnung übernehmen wollten. Ich war selbst an einer solchen verbalen Auseinandersetzung gemeinsam mit Vorstandsmitgliedern des SV Mihla beteiligt. Da half auch nicht, dass der Zaun und die Tore um die im Gemeindebesitz befindlichen Sportanlagen geschlossen und eine Schließzeit öffentlich gemacht wurden. Ich erinnere mich, dass die Auseinandersetzung mit den Jugendlichen auch dazu führte, der Gemeinde gegenüber vorzuwerfen, man tue zu wenig für die Jugendlichen. 

Diese Linie fand dann ihre Fortsetzung, als eine Gruppe dieser jungen Leute eines Tages im Frühherbst vor meiner (privaten!) Tür standen, um wenn möglich sofortigen Einlass in den Jugendclub zu erlangen. Das Wort fiel: "Es geht auf den Winter zu, wir wollen unterkommen..." 

Ich erklärte, dass dies so einfach nicht gehe und verwies darauf, dass zuerst ein Vorstand für den Club zu bilden sei, damit die Gemeinde Ansprechpartner habe und Jugendliche, die sich für die Clubordnung und deren Einhaltung einsetzen würden. 

Wenig später tauchte eine Gruppe dieser jungen Leute in der Gemeinderatssitzung auf. Gemeinsam mit den ebenfalls anwesenden Johannitern - hier hatte sich die Personalsituation etwas entspannt - wurde ein Versuch gemacht, über die Bildung eines Clubbeirates das Leben im Jugendclub wieder neu zu organisieren. Vor allem der Arbeit der Jugendbetreuerin Frau Kropek ist es zu danken, dass dieser Prozess recht schnell verlief und am Ende stand die Neuwahl des Vorstandes, die ich selbst leitete. Es kam aus meiner Sicht ein durchaus arbeitsfähiger Vorstand zustande, von dem ich damals die Hoffnung und das Vertrauen hatte, dies sei die Grundlage einer vernünftigen Jugendarbeit in Mihla... 

Sehr bald gab es die ersten Beschwerden: Ordnung und Sauberkeit vor dem Club, Nichteinhalten der Öffnungszeiten, Alkoholkonsum und zwar erheblich, Verdacht auf Drogen, Lärmbelästigungen, Beschwerden der Anwohner. Sicher war auch das Auftreten "fremder" Jugendlicher aus den Nachbarorten und aus Eisenach und deren Benehmen dafür ein Grund, vielleicht war die Situation für einige Vorstandsmitglieder nicht mehr kontrollierbar. Einige der Vorstandsmitglieder kapitulierten und legten ihr Amt nieder, andere rückten nach, die eigentlich nicht gewählt waren... Vorkommnisse nahmen zu und diese gipfelten dann in der Adventszeit. Ich könnte Einzelheiten berichten, die ich aber auch aus Schutz der Eltern hier unterlasse. 

In der letzten Woche vor Weihnachten schlug die Jugendbetreuerin Frau Kropek vor, den Club zu schließen, da sie auch wegen Urlaubs nicht in der Lage sei, die Einhaltung der Satzung und der Jugendschutzgesetze zu garantieren. Just zu diesem Zeitpunkt lag eine neue Häufung von Beschwerden auf meinem Tisch, so dass ich sehr gern zustimmte. Eine falsche Entscheidung? Eine Verlagerung der Probleme zurück auf die Straße? Aber kann die Gemeinde solchen Verstößen tatenlos zuschauen? Es kam schlimmer als erwartet! 

Am Vorabend der Weihnachtstage, am 23.12., trafen sich diese Jugendlichen, insgesamt etwa 12, und es begann ein Verwüstungszug durch unseren Ort, der seinesgleichen sucht. Bewaffnet mit Rucksäcken ungewissen Inhalts und Knallern (woher? und ungesetzlich!!!) ging es los. Etappen der Verwüstung waren das Sportplatzgelände, vor allem der Rastplatz an der Werra-Umtrage - hier gab es ein Feuer - Verwüstungen an den Einrichtungsgegenständen, am Spielplatz auf dem Mühlwehr, dann ging es weiter in Richtung Schule, sicher um dort unbeobachtet weiter "abhängen" zu können. 

Hier kam nun ich ins Spiel. Ich war in Begleitung am Abend des 23.12. zufällig auf dem Schulhof, um die Neubauten zu zeigen. Beim Verlassen kam eine Gruppe von etwa 12 Jugendlichen auf uns zu, wollten in Richtung dunkler Schulhof. Als sie uns erkannten, machten sie rasch kehrt, einer blieb zurück, um uns mehrere Märchen aufzutischen, weshalb man in Richtung Schule wollte. Alle waren mit Rucksäcken ausgerüstet und sie zogen dann in Richtung Pfarrwiese ab, schon bald Knaller werfend. Allerdings konnte ich einige der Teilnehmer erkennen, wusste aber zu diesem Zeitpunkt noch nichts von den tatsächlichen Hintergründen. Diese erfuhr ich erst am nächsten Morgen, als sich Anrufe und Mails häuften und von dem Zerstörungszug berichteten. 


Bier und Schnaps spielten eine große Rolle, die Flaschen blieben zurück. 

Sicher habe ich durch meine zufällige Anwesenheit an der Schule für diese Schlimmeres verhütet, denn offensichtlich wollten sie sich dort festsetzen. 

Die Jugendlichen wurden allerdings auch gesehen und erkannt, nicht nur durch mich. Bis zum Heiligabend lagen fünf Namen von "Haupträdelsführern" auf meinem Schreibtisch, von denen ich zwei persönlich erkannt habe. 


Das war einmal der Tisch vor dem Sportlerheim. Nett, nicht? Das sind Jugendliche aus unseren Orten gewesen! 


Und auch das. Böller, Schnaps und Bier. Die Gesetzesverstöße liegen direkt vor uns, 15 und 16-jährige. Die Verantwortung der Eltern? 

Es gab ein rasches Echo über das Internet. Gemeinderat Oliver Rindschwentner veröffentlichte Bilder der Zerstörung und kommentierte dieses Tun, andere Bürger schlossen sich an und bei einigen der Verwüster regte sich wohl doch ein schlechtes Gewissen oder Angst? Noch an den Weihnachtstagen wurden wohl durch sie die schlimmsten Schäden beseitigt. Ich hatte kurzzeitig die Hoffnung, dass Einsehen und Angst die Täter umtrieb, weit gefehlt! Wie ich dann erfuhr, haben verantwortungsvolle Jugendliche, die nicht zu dieser Gruppe gehören, die Schäden am Werraufer in Eigeninitiative bereinigt! Danke! 

Die Angst der Randalierer sollte aber bleiben, denn nun erfolgten Anzeigen bei der Polizei und es wird eine Vorladung ins Rathaus geben. Die Mitarbeit im Jugendclub hat sich wohl auch erledigt. 

Was für mich bleibt, ist eine tiefe Enttäuschung und Frustration über das Verhalten dieser Jugendlichen, die damit ihre gesamte Generation in größtem Misskredit gebracht haben. Was bleibt, ist aber auch die Frage der Verantwortung der Eltern, die offensichtlich von diesen Entwicklungen über Wochen hinweg nicht mitbekommen haben oder wollten? 

Ich bin sehr auf die Gespräche gespannt! 

27.12.2017