Rainer Lämmerhirt; Erinnerung: Vor 150 Jahren: Beinahe eine Kriminalgeschichte: Die Ereignisse in unserer Region während des letzten deutsch-deutschen Krieges 1866 - Teil 2 

Der Deutsch-Deutsche Krieg vom Sommer 1866 hatte in unserer Heimat ein ganz unterschiedliches Echo ausgelöst: 

Die Thüringischen Staaten verhielten sich sehr unterschiedlich. Der Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha war sofort dem preußischen Bündnis beigetreten. Das Infanterieregiment Sachsen-Coburg-Gotha, aus drei Bataillonen bestehend, gehörte damit zu den Kerntruppen, die den Durchbruch der Hannoveraner verhindern sollten. In diesem Regiment dienten einige Männer aus Lauterbach, Frankenroda und Nazza. 

Der Großherzog von Sachsen-Weimar hatte sein Land für neutral erklärt, was ihm am Ende allerdings nicht davor bewahrte, dass sein Territorium zum Schauplatz der Kampfhandlungen wurde. Also, für unsere Region ausgedrückt, Lauterbach, Nazza und Frankenroda als gothaische Gemeinden befanden sich im Kriegszustand, Mihla, Bischofroda und Berka als weimarische Gemeinden blieben neutral! 

Der Marsch der Hannoveraner vollzog sich wie folgt: Am Abend des 21. Juni erreichten sie das preußische Heiligenstadt. An diesem Tag kam es zu einem ersten Gefecht bei Witzenhausen, als eine preußische Husarenpatrouille auf eine Flankenabteilung der Hannoveraner stieß.

Die 2. Schwadron des Gardehusarenregiments der Hannoverschen Armee unter Führung des Rittmeisters Adolf von Wense überraschte eine Patrouille der 9. (Blauen) Husaren. Diese wurden vom forschen Angriff der Hannoveraner überrannt, so dass Rittmeister Wense, obwohl selbst dabei, durch einen Säbelhieb im Gesicht verwundet, die feindliche Patrouille völlig zersprengte, drei preußische Husaren wurden verwundet, einer im Nahkampf getötet und drei weitere Husaren unverwundet gefangen genommen. Dieser erste Erfolg ließ die Moral der Hannoveraner erheblich ansteigen, rief aber bei den preußischen Husaren Rachegefühle hervor. 

Rainer Lämmerhirt; Erinnerung: Vor 150 Jahren: Beinahe eine Kriminalgeschichte: Die Ereignisse in unserer Region während des letzten deutsch-deutschen Krieges 1866 - Teil 2           Rainer Lämmerhirt; Erinnerung: Vor 150 Jahren: Beinahe eine Kriminalgeschichte: Die Ereignisse in unserer Region während des letzten deutsch-deutschen Krieges 1866 - Teil 2 Standen sich im ersten Gefecht des Krieges bei Witzenhausen unversöhnlich gegenüber: Husaren des 9. Preußischen Regiments und Husaren der Hannoveraner Garde. Bei Witzenhausen siegten die "Blauen" Husaren aus Hannover. 

Am 22. Juni wurde der Marsch nach Mühlhausen fortgesetzt. In dieser Zeit versuchte das preußische Oberkommando verzweifelt, die in Eisenach bestehende Lücke mit Ersatztruppen zu schließen. Mit der Eisenbahn wurden Verstärkungen beordert, die aber erst nach dem 23. Juni zu erwarten waren. Hauptgrund für diese Verzögerung war das bis dahin nicht voll aufgeklärte Vorstoßziel der Hannoveraner. 

Hätten die Hannoveraner nach dem 22. Juni entschlossen gehandelt und den Vorstoß auf Eisenach rasch fortgesetzt, dann wäre die Vereinigung mit den Bayern, die zur gleichen Zeit bereits bei Dermbach standen, möglich gewesen. Stattdessen ließ sich das Hannoveranische Oberkommando in Verhandlungen mit den Preußen verwickeln, die nur geführt wurden, um Zeit zu gewinnen. 

Am Abend des 22. Juni fand in Mühlhausen ein Kriegsrat statt. Hierbei wurde beschlossen, nicht den kürzeren Weg über den Hainich (Langula-Mihla-Neukirchen) nach Eisenach zu nehmen, sondern über Langensalza-Behringen vorzustoßen. Hauptgrund für diese Entscheidung war, dass es den Preußen gelingen könnte, die Passstraßen über den Hainich zu sperren und den Vormarsch insgesamt zu behindern. Lediglich die Brigade des Generals von Knesebeck sollte mit dem Garde-Jägerbataillon und einem Schwadron Dragoner gegen den Hainich vorstoßen, um preußische Husarenpatrouillen, die ständig beobachtet wurden, in die Irre zu führen. 

Rainer Lämmerhirt; Erinnerung: Vor 150 Jahren: Beinahe eine Kriminalgeschichte: Die Ereignisse in unserer Region während des letzten deutsch-deutschen Krieges 1866 - Teil 2 

Angehöriger der gefürchteten Hannoverschen Jägerbataillone, den sogenannten „Schwarzen Zuaven“, die durch Mihla marschierten. 

Während am 23. Juni das Gros der Armee bis Langensalza vorrückte, erhielt der Oberst von Decken den Befehl, mit vier Kompanien des 1. Jägerbataillons von Mühlhausen durch den Hainich bis Mihla vorzurücken. Dabei sollte festgestellt werden, ob der Hainich feindfrei sei. 

Von Knesebeck ließ die 2. Kompanie in Mühlhausen zunächst zurück, da er als Nachhut der Armee noch auf die sogenannte "gemischte" 5. Kompanie wartete, die sich aus Trainwagen und vor allem aus sehnsüchtig erwarteten Reservisten zusammensetzen sollte, die bisher noch nicht zur Armee gestoßen waren. Als Schutz der Jäger verblieb auch eine Schwadron der Cambridge-Dragoner in Mühlhausen. 

Ohne Feindberührung durchquerten die Jäger den Hainich und erreichten am Nachmittag des 23. Juni Mihla. Hier wurde zunächst oberhalb des Dorfes nach Eisenach ein Biwak bezogen und das Eintreffen der Trainwagen erwartet. Die Soldaten wurden alsbald von den Mihlaern mit Lebensmitteln versorgt.

Bei den Mihlaern rief dies alles erhebliche Unruhe hervor. Noch am Vortage war von Eisenach preußische Infanterie in den Ort eingerückt und hatte biwakiert, hinzu kamen Preußische Husaren, die ständig von Creuzburg und Treffurt her unterwegs waren. Wie schnell konnte es zu Kämpfen im Ort kommen. Hinzu kam ja, dass Mihla, zum Großherzogtum Sachsen-Weimar gehörend, eigentlich neutral war, das benachbarte Lauterbach aber nicht.... 

Am frühen Morgen des 24. Juni wurde der Vormarsch fortgesetzt, allerdings war inzwischen der Kontakt zur Hauptarmee verloren gegangen. Diese war der Vorhut, wie Oberst von Decken erwartet hatte, nicht gefolgt, sondern war auf die Straße nach Langensalza eingeschwenkt. Von Decken ließ seine Kompanien bis Ütteroda vormarschieren, bezog dort ein weiteres Lager und hielt Kriegsrat mit seinen Offizieren ab. Ganz wichtig erschien nun das Erkunden der Lage, da die inneren Verbindungen abgerissen waren. In den Abendstunden erhielten daher drei junge Offiziere den Befehl, in Zivilkleidung Erkundungen durchzuführen. 

Oberst von Decken hatte in Mihla erfahren, dass bereits am Vortage, also am 22. Juni, preußische Infanterie von Eisenach aus über Neukirchen bis Mihla marschiert war, des Tages ein Lager bezogen, um einen eventuellen Angriff aus dem Hainich heraus entgegnen zu können. Als die Hannoveraner dann nicht kamen und sich die Meldungen bei den Preußen verdichteten, dass der Weg über Langensalza eingeschlagen sei, hatten sich diese Truppen wieder nach Eisenach zurückgezogen. Am Nachmittag des darauffolgenden Tages waren dann die Hannoveraner in Mihla. 

Am späten Nachmittag brachen nun mehrere in Zivil gekleidete Offiziere auf. Leutnant von Heimburg fuhr mit einem Gespann zurück nach Mihla, um die Nachhutkompanie aufzuspüren und an das Bataillon heranzuführen. Premierleutnant von Reichmeister und Leutnant Burkhardt ritten von Ütteroda nach Creuzburg, um eventuelle preußische Verbände aufzuklären. Sie stießen alsbald auf feindliche Truppen.... 

Fortsetzung folgt

 

 

 

 

Mihla, 25. 02. 2016