Vor 300 Jahren begannen die ersten Überlegungen für den Neubau der Mihlaer Kirche

Der neue Mihlaer Pfarrer Malsch widmete sich schon bald nach seiner Amtseinführung dem nun unumgänglichen Kirchenneubau in Mihla.

Die Kirche war durch den 30jährigen Krieg so ruinös geworden, dass die bisher durchgeführten kleineren Reparaturen nicht mehr helfen konnte. Schon seit Jahren war klar, dass nur ein völliger Neubau die Situation ändern konnte.

Nachdem nun im Jahre 1700 die Lauterbacher Kirche völlig neu errichtet worden war, konnte man langsam mit den Vorbereitungen beginnen, auch in Mihla neu zu bauen, eine gewaltige Aufgabe für die Kirchgemeinde.

Am 17.3.1711 richtete der Pfarrer Malsch nach genauer Absprache mit der Kirchengemeinde ein Schreiben an das Eisenacher Oberkonsistorialamt, in dem die Bitte um den Abriss der ?ruinösen" Kirche und um Genehmigung des Neubaus ausgesprochen wurde. Auf Bescheid der vorgesetzten Kirchenstelle sollten alle verwendbaren Bauteile der alten Kirche, die Predigtstühle, die Orgel, der Taufstein, die hölzernen Emporen und das Kirchengestühl sowie alle verwendbaren Bretter und Balken sorgsam eingelagert und wieder verwendet werden.

Nach dem Abbruch der alten Kirche, der noch im Herbst des Jahres 1710 begann, wurde von den Mitgliedern der Kirchengemeinde der neue Kirchgrund ausgehoben und am 23.4.1711 die feierliche Grundsteinlegung durchgeführt. Daran nahm die gesamte Gemeinde teil. Von der Schule kommend, zogen die Schulknaben und die Adjuvante mit der Geistlichkeit an der Spitze bis zum Festplatz. Alle Anwesenden sangen den Choral ?Es wolle uns Gott gnädig sein". Die feierliche Predigt hielt der Generalsuperintendent persönlich. An dieses Ereignis erinnert noch heute die über dem Südportal der neuen Kirche angebrachte Kartusche mit folgender Inschrift:

Den Grund zu diesem Hause

ließ Fürst Jan Wilhelm legen

da 1711 der Christenhaufe schrieb

Es schalle Gottes Wort darin

mit reichem Segen

Und wer nur geht hinein

merk wohl des Geistes Trieb.

Nach der Grundsteinlegung begannen sofort die Maurerarbeiten. Am 28.5.1711 wurde in Eisenach ein Kontrakt ? ... bey ziemlich weit verfertigter Maurer ..." mit den Stadtzimmerleuten Hans Caspar Luther und Hans Caspar Messing geschlossen, in dem diese verpflichtet wurden, den Bau genau nach dem Riß eines uns nicht näher genannten Jenaer Baumeisters auszuführen. Den Zimmerleuten wurde als Baubeginn der 1. Juni gesetzt. Nach 10 Wochen sollte das Gebäude gerichtet werden. Der Gemeinde waren erhebliche Hilfeleistungen auferlegt. So musste zur ?... Beybringung des schweren Holzes und der Säulen ein Rollwagen ..." angeschafft werden. Auch alle nötigen Seile, Balken, Bretter sowie ?tüchtige Handlanger" waren zu stellen und Mihlaer Zimmerleute hatten die Hölzer auf Geheiß zu fertigen. Im wesentlichen wurde der Neubau bis Ende 1711 abgeschlossen. Aber auch in den nachfolgenden Jahren waren weitere Baumaßnahmen und Arbeiten notwendig.

So betrafen viele Ausgaben der Gemeinde den Einbau einer neuen Orgel, die durch den bekannten Eisenacher Orgelbauer Sterzing verfertigt worden war. Für Verpflegung, Unterbringung und Lohn musste die Gemeinde 1715/16 für den Eisenacher Organisten, keinen geringeren als Johann Bernhard Bach, insgesamt 182 Gulden, 2 Groschen und 2 Pfennige zahlen. Bach beschwerte sich über die Säumigkeit beim Zahlen des Honorars. 4 Wochen und 2 Tage war Bach mit dem Stimmen der Orgel beschäftigt, wobei der Blasebalg ständig getreten werden musste.

Auch der Innenausbau der Kirche verschlang weitere Ausgaben und zog sich noch bald ein halbes Jahrhundert hin. In der ersten Ausbauphase entstand die Predigtkanzel, über dem Altar in der Mittelachse der Kirche gelegen. Den Unterbau bilden 4 Rundsäulen mit nachempfundenen toskanischen Kapitellen. Die darauf anschließende Kanzelbrüstung ist balkonartig verziert. Auf dem Mittelfeld ist die Kreuzigungsszene gemalt. Den so genannten Schalldeckel verzieren zwei ein Spruchband haltende Engel. Den Abschluss auf dem Schalldeckel bildet ein geschnitzter Pelikan. Im Jahre 1720 erhielt der Eisenacher Hofmaler Johann Georg Wentzel von der Gemeinde den Auftrag, die Einrichtung ? ... nach seiner besten Kunst, Wissenschaft und Treue zu jedermann Vergnügen zu vollenden". In der Vorschrift wurde verlangt, dass der Pelikan mit ? ... gutem Dukatengold, Glantz- oder poliertem Gold vergüldet werde, so dass es sehe, alß wäre er im Feuer vergüldet, gleich der übergebenen Probe ...". Auch weitere Farbanweisungen waren genau vorgeschrieben.

Ebenfalls aus der Zeit des Kirchenbaus stammen die Emporen. Ihre Bemalung erfolgte wohl im Zusammenhang mit der Ausmalung des gesamten Kirchenschiffes im Jahre 1751/52. Bereits 1714 wurde auf der unteren Empore ein Herrschaftsstand der Harstalls eingerichtet. Die zum Grauen Schloss gehörige Loge, ebenerdig auf der linken Seite vor dem Altar gelegen, wurde erst 1738 eingebaut.

Neben diesen genannten und heute nicht mehr erhaltenen Kircheneinrichtungen war auch eine an den Herrschaftsstand anschließende geschnitzte hölzerne Schranke vorhanden, die den Altarraum vom Schiff abtrennte. Davor standen zwei Holzbänke für die Schulknaben. Vor dem Eingang der 1711 angebauten Sakristei lagen rechts die Beichtstühle. Der Kirchenbau erhielt einen prächtigen Abschluss mit der seit 1751 beginnenden Ausmalung des Kircheninnern, auf die noch einzugehen ist. Wenn die in jenen Jahren Gemeinde und Bevölkerung belastenden Ereignisse dargestellt werden, so darf nicht vergessen werden, dass damals auch ein Schulneubau, der Bau eines Schützenhauses (Wohnung des von der Gemeinde bestellten Flurschützen) sowie ständige Erneuerungsarbeiten an den für die Gemeinde wichtigen Hirtenhäusern und dem Spritzenhaus anstanden. Zeitweise liefen der Ausbau der Kirche und der Schulneubau sogar zur gleichen Zeit.

Rainer Lämmerhirt

Mihla ,30.06.2009