Der Tag, an dem das Wasser kam ? . Vor 30 Jahren bedrohten Wasserfluten die Dörfer im Lautertal

Heftige Gewitter hatte es schon am 22. Mai gegeben. Wolkenbrüche ließen die Lauter im Gemeindeverband Mihla über die Ufer treten. Abends war Katastrophenalarm ausgelöst worden. Die Feuerwehr musste vor allem in Mihla viele Keller auspumpen. In Berka am Oberlauf des Flüsschens fiel gegen 19.45 Uhr der Strom aus.

Um 23.30 Uhr kehrte die Feuerwehr in die Heimatorte zurück, schloss Bürgermeisterin Annemarie Wolf in Berka das Spritzenhaus ab und ging nach Hause. Gegen 0.0 Uhr verabschiedete sich auch der Vorsitzende des Rates des Kreises von Bürgermeister Günther Nickol in Mihla. Die Lauter floss wieder normal.

Gegen 02.0 Uhr aber wurden beide wieder aufgeschreckt ? . Plötzlich stand ein Blitz wie eine Feuerglocke über der Gemeinde Berka, zerriss gleichzeitig ein ohrenbetäubender Schlag die schwüle Stille der Nacht, öffnete im selben Augenblick der Himmel alle Schleusen. Annemarie Wolf konnte noch dem Bürgermeister von Mihla durchs Telefon zu rufen: Das Wasser kommt!, dann war auch diese Leitung unterbrochen?

Ohne Licht- auch die Sirenen waren nicht zu benutzen -mussten die Berkaer Einwohner, sofern sie nicht schon wach waren, alarmiert werden. Doch da stürzten die Fluten schon über die Krone des Staudammes oberhalb des Ortes und durch das Dorf. 20 Minuten später erreichten sie mit vielfacher Wucht Mihla. Verwüstungen auch auf dem Wege dorthin in Bischofroda und Lauterbach. Zu diesem Zeitpunkt waren in Berka bereits 800 Meter Straße weggespült, 65 Keller überflutet und 26 Häuser vom Wassereinbruch betroffen?

In Mihla jagte eine 1,50 Meterhohe Sturzwelle durch den Ort! Am 23. Mai konnte niemand Mihla mehr erreichen oder verlassen.

Dieser Schuttberg in Berka -einer von dreien im Ort -wurde zusammen geschoben.

So berichtete die Thüringische Landeszeitung über das Jahrhunderthochwasser am frühen Morgen des 23. Mais 1978, vor 30 Jahren.

In Mihla spielten sich dramatische Szenen ab:

Um 02.0 Uhr konnte noch die Sirene ausgelöst werden. Erst kurz zuvor waren die Angehörigen der Feuerwehr ins Bett gesunken, den ganzen Tag war man schon im Einsatz gewesen. Ein blick aus dem Fenster machte es jedoch sofort klar. Größte Gefahr drohte!

In Tal der Lauter kamen die Menschen trotz großer materieller Verluste mit dem Schrecken davon. Es gab keine Opfer zu beklagen, obwohl die Gefahr riesengroß gewesen war. Alle halfen und gemeinsam, auch in den nachfolgenden Tagen, konnte das Schlimmste gemeistert werden. Einschließlich der Einwohner waren über 3.100 Kräfte von Feuerwehr, der damaligen Zivilverteidigung und von Betrieben in Einsatz. Der 23. Mai wird denjenigen, die es erlebt haben, vor allem den Bachanwohnern, unvergesslich im Gedächtnis bleiben.

Bürgermeister Günther Nickol zeigt die Zerstörungen der Lautermündung in die Werra.

Vor kurzen informierte mich der heute in Halle /Saale lebende Herr Werner Nedon, dass damals unmittelbar nach der Katastrophe durch ihn, der damals als 29-jähriger der Leiter des Flussbereiches Eisenach war, ein farbiger Super-8mm-Schmalfilm von gut 3o Minuten Länge gedreht wurde, der die Situation in allen Orten des Lautertales zeigte.

Herr Nedon, auch heute noch in der Wasserwirtschaft tätig, hat diesen Film aufgearbeitet. Dieser private Tonfilm ist noch nie öffentlich gezeigt worden. Herr Nedon wirkt heute in einem Filmzirkel in Halle und möchte diesen Film mit Unterstützung seiner Zirkelfreunde am 23. Mai 2008 in Mihla vorführen! Weiterhin hat er Kontakt mit Fachleuten aufgenommen, die über die damalige Katastrophe fachwissenschaftlich berichten können.

Daher merken Sie sich schon heute vor:

Als das Wasser kam?

Filmvortrag und Diskussion zum Jahrhunderthochwasser im Lautertal

am 23. Mai 1978

Einführung

Fachvortrag

Filmvorführung Herr Werner Nedon und Filmfreunde aus Halle

Diskussion

Wo und wann ?

23. Mai 2008, Bürgerhaus Goldene Aue Mihla, Bahnhofstraße 22

Beginn: 19.30 Uhr

Heimatverein Mihla Werner Nedon

Rainer Lämmerhirt, Ortschronist in Mihla

 

Mihla 31.03.2008