Historische Grenzsteine in der Nazzaer Flur wieder gesetzt 

An der ehemals historischen Grenze zwischen dem Herzogtum Gotha und dem Königreich Preußen wurden am 24. Februar 2016 zwei Grenzsteine (Aufschrift G für Gotha und P für Preußen) wieder an ihre ursprüngliche Lage gesetzt. 

Im Sommer 2015 wurden zwei Steine mit den Nummern 13 und 14 im Mühlhauser Tal entlang eines Forstweges an der Gemarkungsgrenze, unweit der Mühlhäuser Straße, herausgerissen vorgefunden. Ursache waren Rückearbeiten nach einem Holzeinschlag (Foto 1). 

Auf Drängen einer Interessengruppe, die sich dem Erhalt dieser historischen Steine und zugleich Bodendenkmale verschrieben hat, stellte die Forstverwaltung schließlich einen Antrag auf Grenzfeststellung und Abmarkung bei der Katasterverwaltung.

Die örtliche Vermessungsarbeiten und die verfahrenstechnische Abwicklung wurden durch einen Messtrupp des Katasterbereiches Gotha sichergestellt (Das Herzogtum scheint noch immer gegenwärtig zu sein!). 

Die historischen Grenzsteine markieren auch heute noch Kataster- und Eigentumsgrenzen, hier die Gemarkungsgrenze zwischen Nazza und Langula. So sind auch Flur- und Flurstücksgrenzen berührt. Daher handelt es sich um hoheitliche Tätigkeiten, die nur der Katasterverwaltung oder zugelassenen Vermessungsbüros vorbehalten sind. 

Der Stein Nr. 13 wurde wieder gesetzt, während beim Stein Nr. 14 wegen seiner Lage unmittelbar am Wegesrand und möglichen Gefahren daraus auf das Wiedersetzen verzichtet wurde.

Das Einbringen des zentnerschweren Steines gelang indes nur mit Kette, Ratschenzug und einigen fleißigen Händen (Foto 2). Die Mühen des Erdaushubes bei steinigem Untergrund sind nicht zu unterschätzen. Die alten Steine stecken so tief in der Erde, wie sie herausschauen. Ein zweiter Stein, Nr. 12, nicht ganz so schwergewichtig, wurde bei der vorausgehenden Grenzuntersuchung des Messtrupps liegend an der Böschung vorgefunden und wurde nach exakter Lagebestimmung am gleichen Tag wieder gesetzt.

Für die Zukunft wäre zu wünschen, dass derart aufwändige Arbeiten erspart blieben. Mehr Achtung und Respekt vor den stummen Zeugen der Geschichte sind dazu ein wesentlicher Beitrag von jedem Bürger. 

Die Nazzaer Flur ist (stein-) reich an diesen historischen Kleinoden, da die historischen Grenzen doch überwiegend in den schützenswerten Wäldern unserer Heimat verlaufen.

Bereits im vergangenen Jahr wurde ein ehemaliger Grenzstein an der historischen Landesgrenze zwischen dem Gothaer Herzogtum (HSG) und dem Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (SWE) als Erinnerungsstein, ohne einen direkten Grenzbezug zu haben, von der Interessengruppe im Mihlaer Tal gesetzt. Sobald eine Tafel mit Erläuterungen angebracht ist, wird eine kleine feierliche Einweihung noch folgen.

Zum „Tag des Grenzsteins“ hat im Rahmen des offenen Forsthaussonntags am 28. Februar ein Vortrag ca. 65 Besucher in das Forsthaus Willrode (südlich von Erfurt) gelockt.

Das Thema „Historische Landesgrenzen des Herzogtums Sachsen-Gotha am Beispiel einer Exklave“ bezog sich auf das Amt Haineck mit den Hopffgartenschen Dörfern Nazza, Hallungen, Ebenshausen und Frankenroda, wozu auch Lauterbach und Neukirchen gehörten. Das Interesse der Zuhörer, die doch allesamt nicht aus den besagten Orten kamen, war unerwartet groß.

Gerald Heilwagen 

Historische Grenzsteine in der Nazzaer Flur wieder gesetzt 

Liegender Grenzstein nach Holzeinschlag

 

Historische Grenzsteine in der Nazzaer Flur wieder gesetzt 

Steinsetzung mit hilfreicher Technik

 

 

 

 

Mihla, 23. 03. 2016