Vor 400 Jahren - Einquartierungen und Durchzüge – der 30jähriger Krieg

Der 30jährige Krieg von 1618 bis 1648 hinterließ tiefe Spuren im Leben der Dorfbewohner im Werratal. Erst nach 100 Jahren waren die durch die häufigen Durchzüge und Plünderungen sowie die dabei eingeschleppten Krankheiten, vor allem die Pest, eingetretenen Bevölkerungsverluste wieder ausgeglichen. 

Die Erinnerung an die Schrecknisse und den tausendfachen Tod jener Jahre hielt im Gedächtnis der nachfolgenden Generationen lange an. Noch unsere Großeltern wussten vom Hörensagen über den „Schwedentrunk“ zu berichten… 

Im Herbst 1625 erreichte die Kriegsfurie erstmals Mihla. Im Eichsfeld hatten sich kaiserliche Söldner unter Tilly einquartiert, Mihla bekam auch eine Kompanie ab, die seit vielen Jahren erstmals wieder die Pest mitbrachte. Allein 1625 starben bereits 50 Einwohner, in den darauffolgenden Jahren wurde es noch schlimmer. 1627 kamen die Söldner des Obristen Cronberg und hausten im Ort. So ging es weiter, Jahr für Jahr. Nun waren Misshandlungen und Vergewaltigungen an der Tagesordnung, waren katholische Söldner in Mihla wagte es Pfarrer Himmel oft mehrere Wochen lang nicht, die Kirche zu öffnen. 


Das Erbzinsbuch der Gemeinde Mihla musste im Jahre 1647 aus der Erinnerung neu begonnen werden, da das Originaldokument in dem „verderblichen Kriege“ vernichtet worden war. 

1629 kamen die Kroaten, das schlimmste Raubzeug, das man je gesehen hatte, wie der Pfarrer mitteilte. Er irrte, auch die Schweden, die im Jahr darauf erstmals in Mihla waren, kannten nur noch billige Beute. Es ging schon lange nicht mehr um Religionsfragen. Bald lebten die Menschen aus Angst nur noch im Wald. 1635 erreichte eine zweite Pestwelle den Ort:  147 Bewohner verstarben, bis zum Abklingen der Seuche 1637 waren es insgesamt 381, wie das Kirchenbuch vermeldet. Erst im Jahre 1650 zogen die letzten Söldner ab und die Überlebenden konnten das Friedensfest feiern. Jedes Kind bekam eine neu gebackene Brezel, viele Kinder gab es allerdings nicht mehr. 

Vor dem Kriege hatte Lehrer Volcmar Bartholomeus 151 „gangbare“ Häuser gezählt, aus denen Kinder in seine Schule kamen, jetzt standen davon noch 71! Handelsstraßen und Wege waren völlig verödet und die St. Martinskirche war nur noch eine Ruine.   


Das Mihlaer Kirchenbuch aus dem Jahre 1619 überlebte den Krieg, nicht aber die Gemeinderechnungen der Heimbürgen. 

Die Heimbürgen wurden von den wohlhabenden Bauern immer für ein Jahr gewählt, um im Interesse der Gemeinde öffentliche Aufgaben zu organisieren. Darüber mussten sie eine Rechnung führen. Diese sind erst wieder mit dem Jahre 1678 beginnend erhalten. 

- Ortschronist -