Unsere Region in der Zeit der Napoleonischen Kriege

Jena/Auerstedt und die Folgen 

14. Oktober 1806 – Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt. An einem Tag schlugen Napoleon bei Jena und sein Marschall Davout bei Auerstedt preußische und sächsische Truppen. Das Königreich Preußen brach danach völlig zusammen, im Friede von Tilsit 1807 verlor das Land die Hälfte seines Gebietes, französische Soldaten zogen als Besatzer ein, für sechs lange Jahre…

 

Diese Vorgänge sind allgemein bekannt. Gerade in diesen Tagen, zum 200sten Jahrestag, sind sie in aller Munde. Weniger bekannt dagegen sind die Umstände, die als „historische Randnotiz“ damals abliefen.

 

Nicht nur preußische Soldaten kämpften damals, sondern der preußische König Friedrich Wilhelm III. konnte auf Bündnisse mit dem Kurfürsten von Sachsen und dem Herzog Carl August von Sachsen-Weimar zurückgreifen. Carl August besaß einen preußischen Generalsrang und unterstellte bei Kriegsausbruch seine gesamte „Armee“, ein Scharfschützenbataillon und 40 Leibhusaren, dem preußischen Kommando.

 

Die Scharfschützen in ihren grünen Uniformen wurden dem leichten preußischen Korps unter General Oswald unterstellt und kämpften sehr tapfer in der Schlacht bei Auerstedt. So hielten sie dort französischen Angriffen stand und ermöglichten den Rückzug von Teilen der Hauptarmee. Wenige Tage später wurde jedoch auch diese Einheit in den Strudel der allgemeinen Flucht hineingerissen und kapitulierte.

 

Das Bündnis mit Preußen brachte dem Weimarer Herzog den zweifelhaften Ruhm ein, sein Land als Hauptkriegsschauplatz erleben zu müssen. Jena und Auerstedt lagen auf weimarischen Staatsgebiet und kurz nach der Schlacht wurde die Landeshauptstadt durch die Franzosen besetzt.

 

Der Herzog selbst stand zu dieser Zeit noch im Felde. Er befehligte eine etwa 1200 Mann starke Vorhut, die am 14. Oktober auf den Höhen des Thüringer Waldes stand. Aus dem Vormarsch nach Franken wurde nichts und nach Jena und Auerstedt war die Einheit keine Vorhut mehr, sondern vom allgemeinen Rückzug abgeschnitten. Einzelne Truppenkörper versuchten dennoch den Durchbruch nach Norden. Der Herzog und ihm verbliebenen Leibhusaren konnten noch Norddeutschland erreichen, doch die unmissverständliche Aufforderung Napoleons, Frieden zu schließen, ließen Carl August umschwenken und sein „deutsches Herz“ zum Schweigen bringen. Er wechselte die Front und trat schließlich in den Rheinbund ein.

 

Unsere Region in der Zeit der Napoleonischen Kriege  

Leibhusar des Weimarer Herzogs 1806, Vorbild für die Uniformen der heutigen Mihlaer Husaren.

 

Eine der Einheiten seines Korps, mehrere Husarenschwadronen des Regiments von Pletz hatten auf Umwegen Eisenach erreicht. Hier erfuhr der Secondeleutnant und Schwadronsführer Rudolph Friedrich Hellwig von einem Zug preußischer Gefangener, die unter schwacher Bewachung von Erfurt kommend, die Straße nach Frankfurt am Main nahmen. Es handelte sich um Teile der preußischen Besatzung, die ohne Widerstand geleistet zu haben, unehrenhaft kapituliert hatten.

 

Unsere Region in der Zeit der Napoleonischen Kriege  

Husar des Regimentes von Pletz, so uniformiert, wie Leutnant Hellwig 1806 seinen berühmten Überfall durchführte.

 

Hellwig, ein mutiger Offizier, dessen Name als Kommandeur eines Freikorps im Befreiungskrieg 1813 zum Schrecken der Franzosen werden sollte, beschloss einen Handstreich zur Befreiung der Gefangenen durchzuführen. Sein Kommandeur, wohl am Erfolg zweifelnd, gestattete lediglich, 55 Freiwillige auszuwählen. Dies geschah und am 17. Oktober führte Hellwig seinen erfolgreichen Überfall bei Eichrodt (heute Ortsteil von Wutha) durch. Bei geringen eigenen Verlusten wurden über 10 000 preußische Soldaten befreit und mehrere Dutzend Franzosen gefangen genommen. Dieser Erfolg blieb allerdings bedeutungslos, da es die Masse der Befreiten vorzog, nach Hause zu gehen.

 

Leutnant Hellwig gelang es mit seiner Einheit, über Creuzburg und entlang der Werra bis nach Norddeutschland zu entkommen. Unter General Blücher gelangten die Pletzschen Husaren bis nach Ratekau und mussten dort, von den Franzosen umzingelt, kapitulieren. Hellwig bildete später aus den Depoteinheiten seine berühmte Streifschar.

 

Bei Eisenach erinnert noch heute das Hellwigdenkmal an diesen kleinen Lichtblick in dunklen Tagen.

 

R. Lämmerhirt

 

Mihla, 28. 05. 2015