Flurdenkmale aus unserer Heimat: Die "Bonifatiussteine" von Bischofroda

Ein Flurdenkmal ist ein Denkmal, das sich außerhalb von Wohnsiedlungen befindet und kein Naturdenkmal ist. Hierzu zählen in erster Linie Flurkreuze, Kleinkapellen, Bildstöcke, Grenzsteine oder auch Dolmen oder prähistorische Grab- oder Befestigungsanlagen. 

In unserer sehr stark strukturierten Kulturlandschaft haben sich sehr viele dieser Flurdenkmale erhalten. Manche sind recht gut bekannt, andere kaum, noch andere sind schon lange in Vergessenheit geraten. Alle diese Flurdenkmale bringen jedoch ein Stück unserer Geschichte ans Tageslicht, viele sind mit Sagen verbunden, die häufig ein "Körnchen" Wahrheit besitzen und die es lohnt, aufzuspüren. 

In Bischofroda standen früher zwei Steinkreuze, die irrtümlich als Bonifatiuskreuze gedeutet wurden.

Eines befand sich am Ortsausgang in Richtung Lauterbach vor einem großen Lindenbaum unmittelbar am Grundstück von Herrn Wilfried Dietzel, Mihlaer Straße 33. Als 1952 die dortige Linde gefällt wurde, zerbrach es. Das Unterteil ging verloren.

Flurdenkmal aus unserer Heimat: Die "Bonifatiussteine" von Bischofroda  

Mehrfach wechselte es seinen Standort im Dorf: Vom Grundstück Mihlaer Straße zum Ehrenmahl für die Kriegsopfer bis hin zum Bürgermeisteramt. 1970 setzte man die verbliebenen Reststücke zusammen. Kultur- und Heimatfreunde aus Eisenach haben es am 05. September 1970 auf dem Vorplatz des Schlosses wieder aufgestellt.

Ein zweites Steinkreuz stand am Ortsausgang an der alten Landstraße nach Eisenach ("Am Bühlig") in einem Garten. 1901 gelangte dieses Steinkreuz an das Thüringer Museum in Eisenach. Heute kann man es im ehemaligen Dominikanerkloster besichtigen. Es ist ein gotisches, aus Sandstein bestehendes Kreuz mit einer Höhe von 127cm. Die Besonderheit dieses in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts entstandenen Kreuzes sind die sogenannten "Wetzrillen" am Kopf. Für volksmedizinische und abergläubische Zwecke schabte man vermutlich wundertätiges Steinmehl davon ab. Ob es sich bei den beiden Kreuzen um Sühnekreuze handelte, konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Mehr über die Geschichte von Bischofroda und die dortigen Steinkreuze kann man im Buch von Walter Böttger zur Ortsgeschichte, 2004 erschienen, erfahren.

Das Material beider Steinkreuze ist der Sandstein, vermutlich aus dem Lauterbacher Bruch stammend. Der Steinkreuzforscher Riske meinte in den 80er Jahren, die Kreuze sollen aus der katholischen Zeit stammen und wurden deshalb auch als "Bonifatiuskreuz oder -stein" bezeichnet. Es soll die Gemeindegrenze nach Lauterbach bezeichnen. (Riske 1981)

Neben der im Ort überlieferten Darstellung als Bonifatiuskreuz gibt es noch eine Erinnerung an den Krieg von 1866 zwischen den Hannoveranern und den Preußen. Danach markiere das Kreuz ein Massengrab, was natürlich jeglicher Grundlage entbehrt, da es damals in unserer Gegend keine größeren Kämpfe gab.

R. Lämmerhirt

 

Mihla, 23. 04. 2015