Geschichte der "Goldenen Aue"  Am Samstag, den 8. September, wurde der Saal des Gasthofes "Goldene Aue" in Mihla nach zweijähriger Sanierungszeit wieder eröffnet. In diesem Zusammenhang lohnt es sich, einmal über die Geschichte dieses Gebäudes nachzudenken, denn beinahe auf den Tag vor 100 Jahren, im Sommer 1908, wurde der Saalbau als Anbau an den Gasthof eröffnet. Gustav Engelhardt aus Mihla begründete im Jahre 1902 die heutige Gastwirtschaft "Goldene Aue". In einer Zeit zunehmender Industrialisierung und eines aufkommenden Fremdenverkehrs im Werratal hatte er den Mut, einen Neubau am Dorfrand von Mihla zu bauen. "In der Aue", diese Straßenbezeichnung ist schon sehr alt und taucht bereits in Unterlagen aus der Zeit des 30jährigen Krieges auf. Der so genannte Straßenzug zweigte vor dem Roten Schloss ab und erreichte die Werrafähre, bis 1875 die einzige Verbindung auf die andere Seite des Flusses.Bebaut war die Straße aber damals nur bis zum jetzigen Sportplatz, dem früheren "Dorfgarten", eigentlich "Darrgarten", wo der Flachs für die in Mihla einst so zahlreiche Leineweberei gedorrt wurde. An dieser Stelle begann im Jahre 1902 der Bau einer neuen Gaststätte, die entsprechend der Bautradition des Kaiserreiches mit massiven Sockel und Fachwerk ausgeführt wurde und von Anfang an in den heutigen Umrissen entstand. Wahrscheinlich waren bereits zu dieser Zeit in der 1. Etage Fremdenzimmer vorgesehen. Ein vorgesetzter Turmerker verschönerte die Schaufront von der Straße her.Die Namensgebung erfolgte entsprechend dem bereits bekannten Straßennamen. "Zur Goldenen Aue" hieß die neue Gastwirtschaft seit ihrer Inbetriebnahme im Jahre 1903. Also, 1903 wurde das Anwesen baulich fertig gestellt. 1907 bekam Mihla Eisenbahnanschluss. Die Straße "In der Aue" erhielt eine Fortsetzung durch die Bahnhofstraße und nunmehr zeigte sich, wie günstig der Standort der neuen Gaststätte ausgewählt war. Ankommende Reisende erreichten Mihla über diese Straße und stießen zuerst auf die neue Gaststätte. Gewinn zog der Wirt alsbald auch aus den Werraschwimmfahrten, bei denen mitunter einige hundert Menschen in Mihla zu Gast waren. Überhaupt nahmen sich die Vereine rasch des schmucken Gebäudes an.1910 entstand diese Aufnahme von Saal und Gasthof, die älteste bekante Ansicht der "Goldenen Aue".Schon ein Jahr später, 1908, wurde daher beschlossen, einen neuen und großzügigen Saal als Anbau zur Gaststätte zu errichten. Seither wurde die "Goldene Aue" zur Nummer 1 unter den Mihlaer Gaststätten. Zur Kirmes wurde auf allen drei Sälen, dem kleinen Saal "Im Mohren", dem Saal bei "Stein", und im "Auesaal" gefeiert. Der Saal mit Galerie und Bühne eignete sich vorzüglich für Theatervorstellungen aller Art, aber auch für Vereinsfeste. Auch Schauturnvorführungen der zahlreichen Mihlaer Turnvereine fanden hier statt. Einen herben Einschnitt brachten dann die Kriegsjahre von 1914 bis 1918 und die nachfolgenden Krisenjahre. Doch gerade in den 20er Jahren blühte das Vereinsleben in Mihla so richtig auf.. Hinzu kamen Operettenabende, die durch die "Wanderbühne" im Auesaal geboten wurden, oder Konzerte der neuen Reichswehr, so ein Konzert des 15. Regimentes 1921, bei dem der Saal ausverkauft war. Auch die Parteien nahmen sich der Aue an. 1924 hielt die inzwischen stark gewordene Ortsgruppe der SPD ihre erste Mitgliederversammlung im Saal ab, weitere folgten. Im April 1924 organisierte der Mihlaer Drogerist Willy Thomas ein Wohltätigkeitskonzert im Auesaal, bei dem die bekannte Gothaer Jazzband auftrat. 600 Gäste waren anwesend.Im Jahre 1927 ließ Gustav Engelhardt auf seinem Grundstück eine moderne Kegelbahn errichten. Nachdem die anderen damals noch bestehenden Kegelbahnen in den nächsten Jahren geschlossen wurden, machte der Mihlaer Kegelverein die Aue zu seinem Domizil und sorgte für weiteren Umsatz. 1928 erhielt der Saal eine neue Bemalung. Hierzu war der Kunstmaler Karl Räppold vertraglich gebunden. Er stellte der Kunstauffassung dieser Zeit entsprechend großflächige Bilder aus der griechischen Mythologie dar. Leider hat sich keines dieser Gemälde bis heute erhalten. Es wurden auch keine Reste bei der jetzigen Sanierung entdeckt. Die 30er Jahre schließlich erlebten einen weiteren Umbau des Saales. Mihlas neues Kino entstand dort und bei den großen Filmvorführungen war der Saal immer übervoll. Nun mischten sich auch hitzig geführte Einwohnerversammlungen und Wahlveranstaltungen mit dem kulturellen Angebot und nach 1933 beherrschte die NSDAP die Veranstaltungen. Kinoveranstaltungen wurden bis nach dem Kriege geboten.  Die Jahre nach dem Krieg sind verbunden mit dem Wirken des Wirtsehepaares Donner, die viele Jahre Gaststätte, Saal und Kegelbahn betrieben. Im Saal gab es weitere kulturelle Höhepunkte. Herbert Roth gastierte im Auesaal ebenso wie Eberhard Cohrs und andere bekannte DDR- Künstler.Auch die nunmehr herrschende SED nutzte den Saal für Großveranstaltungen jeglicher Art und unvergessen sind die vielen Jugendweiheveranstaltungen, die dort stattfanden. Ein neuer Aspekt kam dann in den 70er Jahren mit dem Mihlaer Carnevalsverein, dessen bunte Programme zum Rosenmontag auch heute unverzichtbar sind.In den 80er Jahren, Eigentümer war inzwischen durch Verkauf die Gemeinde, entstand der Gedanke, an der Stelle der "Aue" ein neues Kulturhaus zu errichten. Hierfür reichten die finanziellen Mittel nicht und so entstand der heutige Anbau, funktional zwar sehr wichtig, aber architektonisch ein Problem. Seit nunmehr 5 Jahren hat die Gemeinde eine umfassende Sanierung, die erste seit 100 Jahren, des gesamten Gebäudes begonnen, eine Sanierung, die nun mit dem Wiedererstanden Auesaal einen ersten Abschluss erfahren hat. R. Lämmerhirt      Mihla,17.09.2007