Ein Mihlaer Herr von Harstall sanierte das Creuzburger Salzwerk 

Die Saline Wilhelmglücksbrunn bei Creuzburg ist heute weithin bekannt. Die dort sprudelnde Sode wurde schon im Mittelalter zur Salzgewinnung genutzt. Bereits im Jahre 1426 ist eine Urkunde ausgestellt worden, nach der Landgraf Friedrich der Friedfertige die dortigen Siederechte an vier Creuzburger Bürger vergab. Aber schon einige Jahrhunderte früher waren Salzquellen an der Werra bekannt und wurden von den Menschen genutzt. 

Auch die bekannte Liboriuskapelle dürfte mit diesen Salzquellen in Zusammenhang zu sehen sein. Liborius galt u. a. als Schutzheiliger der Steinleidenden und galt auch als Schutzherr der Salzquellen, deren heilsames Salzwasser bereits damals zur Linderung der Leiden genutzt wurde. Als Wallfahrtskapelle weithin berühmt ging es den Menschen, die sie damals aufsuchten, sicher nicht nur um den Ablass, sondern auch um die Wirkung des Wassers. 


Das Stiftsgut Wilhelmglücksbrunn, Zentrum der früheren Saline, heute. 

Reformation und Bauernkrieg ließen die Creuzburger Salzquelle bald veröden. Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen fasste dann 1542 den Entschluss, das Salzwerk wieder neu zu beleben. 

So wurde eine Gewerkschaft begründet. Die Organisation dazu übernahm im Auftrag des Landesherren der Creuzburger Amtmann Georg von Harstall, der dann auch zu den ersten Gewerken zählte. 

Mit Georg von Harstall kommt eine interessante Person ins Spiel. Der 1699 geborene Vertreter der älteren Mihlaer Linie der Familie, Stammsitz das Blaue (Graue) Schloss in Mihla, damals noch als Kemenate bezeichnet, konnte bereits auf eine bewegte und ungewöhnliche Vergangenheit zurückblicken. 

Georg von Harstall wurde zunächst als Ritter und Teilnehmer an verschiedenen Turnieren bekannt. Im Turnierbuch des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen wird er in den Jahren 1527, 1529 und 1531 mehrfach als erfolgreicher Teilnehmer erwähnt.[1] 

Schon in dieser Zeit trat er in den Dienst des Kurfürsten Johann von Sachsen, den er im Jahre 1529, wohl als kurfürstlicher Rat, auf den Reichstag zu Speyer begleitete. 

Für die weitere Entwicklung im Dienste des Kurfürsten erwies sich diese religiöse und politische Orientierung nun als äußerst bedeutsam. 

Auch in den nachfolgenden Jahren konnte Georg von Harstall seinen großen Einfluss am kürfürstlichen Hofe weiter ausbauen. Bereits 1531 wurde er als Amtmann auf der Creuzburg bezeichnet.[2] 

Dieses politisch und wirtschaftlich wichtige Amt hat er für viele Jahre inne. Er bezog seine Residenz auf der Burg, während das Mihlaer Schloss in diesen Jahren in den Händen des Bruders Christoph lag.

Georg von Harstall gelang es in den Jahren nach 1529 sehr rasch, seinen Einfluss am kurfürstlichen Hof weiter auszubauen. Bereits im Jahre 1534 lag auch die Verwaltung des benachbarten Amtes Gerstungen in seinen Händen.[3] 

In der Folge führte ihn seine Funktion als kurfürstlicher Rat immer wieder zu wichtigen diplomatischen Aufträgen. Im Jahre 1538 und 1539 verhandelte er im Auftrage des Kurfürsten Johann Friedrich mit dem Herzog Ulrich von Würtemberg. In den politischen Auseinandersetzungen jener Jahre, der Schmalkaldische Krieg warf bereits einen Schatten voraus, ging es vor allem um die Ausweitung des protestantischen Glaubens nach Süddeutschland. 

Das nachfolgende Jahr 1540 sah Georg von Harstall als Gesandten am Hofe des Kurfürsten Ludwig von der Pfalz, 1541 trat er wieder bei Herzog Ulrich in Erscheinung. Im Jahre 1552, nach den Entscheidungen und Veränderungen, die der Ausgang der Schlacht bei Mühlberg für das protestantische Sachsen und Thüringen mit sich gebracht hatte, plante der nunmehrige Herzog Johann Friedrich der Mittlere, Sohn des nach Mühlberg abgesetzten Kurfürsten Johann Friedrich I., eine diplomatische Reise mit Georg von Harstall als Begleiter an den Hof des französischen Königs. 

Aus verschiedenen politischen Entwicklungen fand diese Reise dann jedoch nicht statt, zeigt aber, dass Georg von Harstall die politischen Wirren nach der Zerschlagung des Schmalkaldischen Bundes relativ sicher überstanden hatte und auch weiterhin zum engeren Gefolge des Herzogs zählte. 

Die wirtschaftlichen und finanziellen Folgen der militärischen Katastrophe seines Landesherren im „Grumbachsen Händel“ müssen jedoch auch für Georg von Harstall erheblich gewesen sein, denn seit dieser Zeit wurden für ihn immer wieder Schulden genannt und die Schärfe in Rechtsstreiten mit Nachbarn und der Familie um Einkünfte und Rechte nahm ganz erheblich zu. 

Die Folgen des Scheiterns seines Herzogs waren dann für Georg von Harstall vor allem finanziell katastrophal. Von der Ungnade der neuen Regierung und den neuen Schulden konnte sich Georg von Harstall bis zu seinem Tode im Jahre 1575 nicht mehr befreien. Unter diesen Gesichtspunkten sind auch die zahlreichen Gerichtsstreite, die er als Amtmann von Creuzburg und Gerstungen und Herr von Mihla mit benachbarten Adelsfamilien, mit dem eigenen Bruder und sogar Bauern aus Mihla und Nachbarorten, vor allem Neukirchen, anstrengte, zu sehen und zu bewerten.[4] 


Porträtdarstellung Georgs von Harstall, Kupferstich von Peter Troschel, Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), Deutsche Fotothek, Aufnahme Andre´ Rous. 

Hierbei ging es um eine für die Wirtschaftskraft der Harstalls wichtige Einrichtung: Das Werrawehr, in welches die Bauern ein „Fach“, also eine Schleuse, einbauen sollten, speiste über einen Seitenarm der Werra und verstärkt vom Wasser der dort einmündenden Lauter die wichtige Werramühle, die im Besitz des Grundherren war und verpachtet wurde. Der Hinweis auf den notwendig gewordenen Bau eines „Faches“ zeigt nun in eine andere Richtung: Als Amtmann zu Creuzburg und Gerstungen war Georg von Harstall daran interessiert, die Werraschifffahrt zu beleben. Die Amtsstadt Creuzburg wurde, wie aus Geleitregistern sichtbar wird, in diesen Jahren im Ergebnis herzoglicher Politik zur Belebung des Handels, als Umschlagplatz für den Werraschiffshandel ausgebaut. Dabei spielten Überlegungen, so den Absatz des in der Saline von Creuzburg produzierten Salzes zu verbessern, eine ganz wichtige Rolle. 

Trotz eines optimistischen Beginns der Sanierung der Saline verlief der weitere Ausbau nur wenig erfolgreich. Georg von Harstall ließ einen erheblichen Aufwand betreiben. Mitunter waren täglich bis zu 20 Personen beschäftigt. Als dann nach viel Mühe eine spärliche Salzproduktion begonnen werden konnte, verhinderten die politischen Umstände, vor allem der Verlust der Kurwürde im Schmalkal-dischen Krieg, einen anhaltenden Erfolg. 


Reste des einstigen Floßgrabens. 

Im Jahre 1547 war der Gesamtzustand sehr besorgniserregend, dies war wohl vor allem das Ergebnis der Plünderung des Salzwerkes durch hessische Truppen während der Kampfhandlungen im Jahre 1546.

Amtmann Georg von Harstall gab allerdings die Versuche einer erneuten Salzgewinnung nicht gänzlich auf. Obwohl in einem Geleitbericht des Creuzburger Bürgermeisters aus dem Jahre 1563 über in der Stadt umgeschlagene Waren Salz nicht mehr genannt wurde, war Georg von Harstall gerade in jenen Jahren bemüht, die Saline mit einem neuen Verfahren wieder gangbar zu machen. Er experimentierte über einen längeren Zeitraum, indem er durch Verdunstung des Wassers den Salzgehalt der Sole erhöhen wollte. Dies sollte dadurch erreicht werden, indem er die Sole über Stroh rieseln ließ, wodurch er auf einer größeren Wasseroberfläche einwirken konnte. 

Im Jahre 1571, Georg von Harstall war wirtschaftlich zu dieser Zeit bereits ruiniert und zudem bereits krank, bot er sein neues Verfahren Herzog Johann Wilhelm von Sachsen an. Der Herzog gestattete das Experimentieren in der Saline Salzungen. 

Schließlich erreichte Georg von Sachsen eine Vorführung vor einer Kommission, zu der auch Fachleute aus Halle gehörten. Dabei gelang es ihm allerdings nicht, den erwünschten Erfolg zu erzielen. 

Die angekündigte Einsparung von Holz, für alle Salinen und besonders auch für die in Creuzburg, ein bedeutsames wirtschaftliches Problem, wurde verfehlt und auch das gewonnene Salz war viel zu feucht und versprach keinen Absatz. Völlig resigniert gab Georg von Harstall schließlich auf und zog sich aus dem so verlustreichen Geschäft zurück, seine Schulden wurde er nicht los.[5] 

Bei seinem Tode im Jahre 1575 konnte er zwar auf ein Leben voller Höhepunkte und Erfolge zurückblicken, aber auch immer wieder hatten politische und wirtschaftliche Tiefschläge alles zerstört und am Ende war er ein gebrochener Mann. 

Ortschronist Mihla

[1] Vgl. Ernst Haenel, Der sächsischen Kurfürsten Turnierbücher in ihren hervorragenden Darstellungen auf vierzig Tafeln, Frankfurt/Main 1910, S. 50f.
[2] Vgl. Sta. Weimar, GG, Nr. 1279.
[3] Vgl. Sta. Weimar, Reg. GG, Nr. 1280.
[4] Vgl. Sta. Weimar, GG, Nr.1268, 1294.
[5] Vgl. Ebenda, S. 16, auch D. Postier, Produktion, Transport und Absatzgebiete des Salzes thüringisch- sächsischer Salinen unter frühkapitalistischen Produktionsve-hältnissen, Dissertation A, Leipzig 1980, Manuskript.