1646 - Aus alten Zeiten: Schule in Mihla nach dem 30jährigen Krieg

Dieser furchtbare Krieg hatte für unseren Ort Mihla neben dem Verlust von hunderten Menschenleben und der Zerstörung vieler Wohnhäuser auch im Alltag der Menschen tiefe Spuren hinterlassen. 

Schwierige Zeiten waren unter anderem für die Mihlaer Schule eingetreten. In den letzten Kriegsjahren hatte es kaum noch Unterricht gegeben. Die geistige Verwahrlosung der Menschen und auch der Kinder war wohl enorm. 

Zudem ging die Zahl der Kinder ständig zurück. Das lag nicht nur an der hohen Sterblichkeit, sondern auch oft daran, dass die Eltern das geforderte Schulgeld nicht entrichten konnten. Da es um die Besoldung des Schulmeisters insgesamt sehr schlecht bestellt war, brachte die Wirtschaftssituation am Kriegsende den Lehrer in große Not. 

Der einzige Lehrer der Gemeinde, Volcmar Bartholomeis, seit 1608 in Dienst und Zeuge aller Schrecknisse des großen Krieges. Setzte zu dieser Zeit eine Schulbesoldungsordnung auf, die sich bis heute erhalten hat und eine der ältesten Schulordnungen in Thüringen darstellt. 

Es ging also bei dieser erstmals im Ort aufgezeichneten Schulordnung darum, viele der durch Krieg und Elend in Vergessenheit geratenen und nun nicht mehr geleisteten Rechte und Einkünfte des Lehrers verbindlich darzustellen. Aus der Schulordnung ergibt sich, dass sich die Einkünfte des Lehrers aus einer einmaligen Abgabe je Haus, nämlich 2 Maaß Korn und 1 Brot, sowie einem Malter Korn aus dem Kirchengut, aus dem Schulgeld (das für jeden Schüler jährlich aus 2,5 Groschen bestand) und aus den Einnahmen der eigenen Ländereien des Lehrers zusammensetzte. Hinzu kamen einige Vergünstigungen für den Lehrer durch die Gemeinde, die aber durch den Kriegslauf, so Bartholomeis in seiner Schulordnung, in Vergessenheit geraten waren. Dazu zählte auch die Abgabe der „Gründonnerstagseier“ an den Lehrer, ein Brauch, den es noch heute gibt.


Die von Volcmar Bartholomeis 1646 aufgesetzte Mihlaer Schulordnung, zu sehen im Museum im Rathaus. 

Zuletzt erwähnte Bartholomeus noch die seiner Besoldung zugerechneten Vergünstigungen, die er bei Hochzeiten, der Taufe und bei Begräbnissen erhielt und die sich vor allem auf Speisen und Getränke beliefen. Alles in allem verblieb dem Schulmeister ein jährliches Einkommen von etwa 38 Talern, mit dem kaum auszukommen war. Bartholomeus schrieb dazu, dass ein Schirrmeister über seine Kost mehr als Lohn bekomme.


Blick durch den Torbogen des „Grauen Schlosses“ auf den Mihlaer Kirchturm. Zu den Aufgaben der Lehrer zu dieser Zeit gehörte auch das tägliche Stellen des „Zeigers“, der Kirchturmuhr. Bildvorlage Reinhard Ernst. 

Es ist sicherlich verständlich, dass bei solch schlechten äußeren Bedingungen auch der Unterricht in nur mangelhafter Qualität verlief. Sicher ist es daher dem Einsatz und dem Können Bartholomeus zu verdanken, dass gerade in jenen Jahren einige seiner Zöglinge, die in der Mihlaer Dorfschule die ersten Schritte ihrer Ausbildung gegangen waren, zu bedeutenden und gelehrten Personen wurden.

Genannt seien neben dem Pfarrersohn Heinrich Himmel der 1618 in Mihla geborene Nikolaus Hasert (später Diakon in Berka an der Werra), Johann Adam Arnold (1629 geboren, Pfarrer in Eckartshausen) und vor allem der 1605 im Pfarrhaus geborene Ernst Christian Homburg, der als Jurist in Naumburg wirkte und zum Schöpfer vieler Kirchenlieder und Choräle wurde. 

Eine Verbesserung des Schulwesens konnte nur erreicht werden, wenn der Lehrer in seiner Amtsführung mehr von den Verpflichtungen gegenüber der Kirche gelöst würde. 

Volcmar Bartholomeus selbst hat diese Veränderungen nicht mehr erlebt. Nach 43jährigem Dienst für die Gemeinde verstarb er 1651. Sein Nachfolger wurde Justus Schmidt, der bis 1708 die Mihlaer Jugend lehrte. Beide Schulmeister waren zusammen also 100 Jahre im Dienst! 

- Ortschronist Mihla -