Aus alten Zeiten: 1907 - Eine Wirtshausschlägerei im Gasthaus Stein in Mihla 


Ansichtskarte der Gastwirtschaft „Stein“, oder Erholung, wie sie zur Zeit des Fotos zu Beginn der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts hieß, am Mihlaer Markt. 

Wir schauen den Markt hinauf zur Gastwirtschaft Stein (oder “Zur Erholung“). Jüngere Mihlaer wissen gar nicht mehr, wo sich diese bekannte Gaststätte mit Fremdenzimmern und angrenzendem Saal befand. 

Auf den Fundamentmauern des Saales stand seit der Mitte des 18. Jahrhunderts die Mihlaer Mädchenschule, ehe diese dann nach 1870 als Saal umgebaut wurde. Knaben- und Mädchenschule waren in getrennten Gebäuden untergebracht und erst der Ausbau einer alten Scheune im Baumbachschen Grundstück in der Marktstraße zur “Bürgerschule” und der Umbau des davorliegenden Wohnhauses zu Lehrerwohnungen führten auch in Mihla Mädchen und Jungen zusammen in eine Klasse. 

Zurück zum Steinschen Saal. Michael Stein richtete in dem Gebäude der ehemaligen Mädchenschule einen Tanzsaal ein. Das davor gesetzte neuzeitliche Haus wurde zur gut gehenden Gastwirtschaft umgebaut. 

Nach dem Ende der Gastwirtschaft wurde nach dem letzten Krieg in den Gebäuden Mihlas Kino eingerichtet. In dieser Funktion ist das alte Kino, ehe es dann in den Saal des gegenüberliegenden Gasthofes „Zum Mohren“ umzog, noch vielen Mihlaern bekannt. In der Gastwirtschaft kam zeitweise eine Filiale der Kreissparkasse Eisenach unter, ehe dann die Gebäude in den 70er Jahren gänzlich abgerissen wurden. 

Über ein ganz außerordentliches Ereignis berichtet ein Artikel der „Eisenacher Zeitung“ aus dem Januar 1907: 

„Aus Mihla wird uns geschrieben, von einer Roheit ohnegleichen, die gestern Abend sich hier zugetragen hat. Es kamen noch zu später Stunde in die Wirtschaft des Herrn Stein einige Gäste und gerieten bald mit den dort schon anwesenden Gästen in Streit. 

Als der Wirt daraufhin die zuletzt Erschienenen zur Ruhe ermahnte, faßten diese ihn an und schleppten ihn an den Ohren durch die Stube. Der Tochter, welche versuchte, ihren Vater zu befreien und zurückzuziehen, schlugen die rohen Patrone mit einem Bierglas zwei große Wunden am Kopf. 

Während nun der herbeigerufene Chirurg Gröbig die Wunden nähte, brachte man auch dem Gehilfen der Tochter des Thomas Stein, Stichwunden im Rücken, Arm und Hals bei. 

Aber schon nach einiger Zeit erschienen die Helden, nachdem sie zwei Mann zur Verstärkung herangezogen hatten, von neuem, drangen in den Tanzsaal und überfielen mit gezücktem Messer den Tünchermeister Nowatzky, auf den sie von allen Seiten einstachen. Einen besonders gefährlichen Stich erhielt der Bedauernswerte unterhalb des Schulterblattes. Außerdem erhielten noch verschiedene Unbeteiligte Stichwunden. 

Der Haupttäter wurde Montag vom Gendarm zur Vernehmung nach Eisenach transportiert; hoffentlich diese Roheiten exemplarisch bestraft“. 

Leider wissen wir nicht, wie der Fall ausgegangen ist. Solche Vorfälle gehörten nicht nur in Mihla zu den ständigen Begleiterscheinungen des Alkoholgenusses, vor allem Bier und Branntwein wurden in den Gaststätten damals angeboten. 

- Ortschronist Mihla -