Das Kriegsende 1945 in Nazza 

Am 4. April jährt sich der Tag, an dem vor 77 Jahren der schreckliche Krieg in Nazza ein Ende fand. Wie im Buch „Der Kampf um die Werralinie“ von Rainer Lämmerhirt beschrieben, sollte Nazza verteidigt werden. Wochen vorher wurde der „Volkssturm“ auf dem Sportplatz zusammengerufen. So wurden Panzersperren aus Baustämmen in der Brückenstraße und im Unterdorf errichtet. 

Am „Siechenköpfchen“, Richtung Mihla, oberhalb der Felswand wurde eine dicke Buche angesägt, welche beim Herannahen des „Feindes“ auf die Straße fallen sollte. Am Buchholzweg in der Trift wurde ein hufeisenförmiger Schützengraben ausgehoben, von wo aus der Kreuzweg Richtung Falken und das „Siechenköpfchen“ gleichzeitig eingesehen werden konnten. 

Diese „Kampfvorbereitungen“ standen unter dem Befehl eines Major Krenzer. Er war im Jahr 1941 in Frankenroda einquartiert. In Nazza waren vom 8. März bis zum 23. Mai 1941 zwei Kompanien Soldaten untergebracht, ehe sie zum Fronteinsatz nach Finnland gingen. Major Krenzer kam später verwundet aus Finnland zurück. 

Aus den zerbombten Städten des Rheinlandes kamen im Januar 1945 Mütter mit Kindern nach Nazza. 

Noch am Tag des Kriegsendes in Nazza am 4. April hob ein „Hitler-Junge“ in der Brückenstraße, damals Adolf-Hitler-Straße, gegenüber dem letzten Haus auf dem Rasen neben der Straße Richtung Falken, ein Schützenloch aus. Plötzlich hielt neben ihm das erste amerikanische Fahrzeug, welches Nazza erreichte. Ein Amerikaner stieg aus, riss dem Jungen das HJ-Abzeichen von der Uniform und schickte ihn nach Hause. Unter den noch siegesbewussten Jugendlichen gab es damals viele Opfer. 

Die Amerikaner hatten an diesem Tag gegen 9 Uhr Falken erreicht und fuhren weiter nach Nazza. Es kamen 74 Panzer, neben anderen Fahrzeugen und Geschützen. 

Die Brücke über den Lämpertsbach in der Ortsmitte wurde zuvor am 2. April von deutschen Soldaten gesprengt. Der Konvoi fuhr deshalb die Straße am Bach hinab, überquerte den Bach an einer seichten Stelle, an der heute eine Holzbrücke steht, und fuhr die jetzige Dorfstraße (damals „Straße der SA“, später Hauptstraße) weiter in Richtung Langensalza und Mühlhausen. 

Die deutschen Soldaten, die zur Verteidigung im Ort waren, hatten sich am Abend des 3. April und in der darauffolgenden Nacht über den Hainich zurückgezogen. Am Morgen des 4. April wehten überall weiße Tücher aus den Fenstern. 

Angesichts der aktuellen Lage in Europa und anderen Teilen der Welt fragen sich zurecht nicht nur unsere Kinder: Wozu sind Kriege da? 


US-Jeep „Willy“. Mit diesen Fahrzeugen erreichten die US-Spitzen im April 1945 Nazza. 

Kurt Heilwagen, Nazza