Ehrung der Mihlaer Kirmesfahne 

Zur diesjährigen Mihlaer Kirmes wurde die Kirmesfahne ganz besonders geehrt. Sie erhielt zu ihrem 175sten „Geburtstag“ eine Schleife am Fahnenstock, so wie es schon mehrfach bei Jubiläen geschehen ist. 

Was ist nun das Besondere an dieser Kirmesfahne? Ein kleiner Exkurs: Diese Fahne, keine Kirmesfahne im eigentlichen Sinne, sondern von Beginn an eine politische Fahne. Dies macht die Mihlaer Kirmes noch ganz besonders interessant und wichtig! 

Ihre Wurzeln sind in der bürgerlichen Revolution der Jahre 1848/49 zu suchen. Vielleicht entstanden sie auch schon im Frühjahr 1813 oder 1814, mit dem Aufbruch von Freiwilligen Jägern vom Mihlaer Propel aus in den Befreiungskrieg gegen Napoleon! 

Mihla spielte in den Märzereignissen des Jahres 1848 im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach eine wichtige Rolle. Während der Märzrevolution stürmte eine aufgebrachte Menge das „Graue Schloss“ und zwang die Harstalls zum Verzicht auf Fronleistungen. 


Nach dem „Stab“ der Mihlaer Kirmes (Husaren, Vorreiter und Platzmeister) wurde die Kirmesfahne, stolz zu ihrem 175sten Jubiläum durch den Ort getragen, so, wie es bereits die Vorväter auch in schwierigen Zeiten getan hatten. Dem Umzug hatten sich Kirmesgesellschaften benachbarter und befreundeter Gesellschaften angeschlossen. 

Nach der Überlieferung wurde nach dem Sturm auf das „Graue Schloss“ durch die Mihlaer Frauen eine schwarz-rot-goldene Fahne für die gegründete Bürgerwehr angefertigt und feierlich übergeben. Darüber berichtete der damalige Pfarrer Köhler, ein angeheirateter Verwandter der Familie von Harstall. 

Nachdem Militär des Großherzogs auch in Mihla die Unruhen niedergeschlagen hatte, wurde diese Fahne durch die Mihlaer versteckt. 

Als aber die nächste Kirmes im Jahre 1850 gefeiert wurde, trugen die Mihlaer diese Fahne als ihre Kirmesfahne. Seither hat sich dies nicht geändert. Sie ist noch heute erhalten und seither die Fahne der Kirmesgesellschaft. 

Führte der Sturm auf das „Graue Schloss“ auch nicht zu bleibenden Ergebnissen, wurde die Erinnerung an die Ereignisse in der Einwohnerschaft wachgehalten. Dazu trug ganz besonders die schwarz-rot-goldene Fahne bei. 

In jedem Kirmeszug bekam sie ihren Ehrenplatz. Von vielen unbemerkt, wurde sie zu einer regelrecht politischen Fahne. Sie überstand mit der Kirmes das “schwarz-weiß-rote Kaiserreich”, in dem man sich nur ungern an die Ereignisse von 1848/ 49 erinnerte, ebenso wie die Jahre des 3. Reiches und die DDR-Zeit. Drei Schleifen mit Jubiläumsdaten, nun bereits vier, erinnern daran. 

1990 wurde die originale gegen eine neue Fahne ausgetauscht, die heute im Kirmeszug geführt wird. Das Original erhielt im Jahre 2012 einen Stammplatz im Mihlaer Museum "Adel, Bauern und Kriege in Westthüringen". 

Zurück zur diesjährigen Kirmes, genauer zur „Kleinen Kirmes“, die genau eine Woche nach der eigentlichen Kirchweih gefeiert wird. 


Tanz unter den Angerlinden. Zur „Kleinen Kirmes“ tanzen die Kirmesgesellschaft und der Nachwuchs gemeinsam. 

Kirmesgesellschaft und Verein hatten für den Samstag einen Umzug durch den Ort mit der Fahne und zu deren Ehre gemeinsam mit benachbarten Kirmesgesellschaften vorbereitet und durchgeführt. 

Amt Sonntag der Kleinen Kirmes ging es dann erneut durch den Ort, mit der Fahne, den Husaren und dem Vorreiter vorneweg und mit den Bräuten in ihren langen Kleidern und der „Kinderkirmes“. Diese schöne Geste erfreut sich seit der Einführung großer Beliebtheit. Neben den schönen Bildern, älter und ganz jung zum Angertanz vereint und auf dem gemeinsamen Kirmesfoto, dient dies natürlich auch der Nachwuchsgewinnung. Dies soll schon mehrfach gut funktioniert haben… 

Nun ist die Mihlaer Kirmes zu Ende und nach den noch zu erfolgenden finanziellen Abrechnungen scheint sie ein Erfolg gewesen zu sein. Auf jeden Fall für das Auge der Betrachter… 


Ein abschließender Blick auf die vereinten Kirmespärchen, jung und ganz jung. Zwei Kirmesfahnen, fünf Husaren und zwei Vorreiter (Fotos Elisabeth Pillich). 

- Ortschronist Mihla -