Weihnachten
Von Max Kürschner, Madlungen, bearbeitet von R. Lämmerhirt 

Da horcht! Es klopft! Draußen steht der Weihnachtsmann mit seinem langen weißen Bart. Umständlich nimmt er den Sack von der Schulter und fragt, ob die Kinder artig gewesen sind.

Natürlich waren, wie die Mutter glaubhaft versichert (der Vater ist merkwürdiger Weise abwesend) ihr Fleiß und Betragen stets ohne Tadel; sie können auch ihr Gebetchen fehlerfrei aufsagen. 

Der Weihnachtsmann steckt also die Rute wieder weg, langt in den Sack und holt Äpfel, Nüsse und Pfefferkuchen heraus. In „fröhlich-seligem Entzücken“ steht Alt und Jung um den Gabentisch und den Weihnachtsbaum herum. Noch einmal erklingen die Weihnachtslieder, die von allen mitgesungen werden. Der Weihnachtsmann verabschiedet sich: “Denn er muss noch weitergehen.“ Der Abend ist der Familie vorbehalten. Das neue Spielzeug wird gemeinsam ausprobiert, es gibt die verschiedensten Leckereien. Ein Tag, der allen lange im Gedächtnis bleibt. 


Festliche Musik erschallt an der Predigtkanzel in der Mihlaer St. Martinskirche. 

Ein schöner Zug ist es, dass man zu Weihnachten auch der Toten gedenkt. Ein mit Papierblumen geschmücktes Fichtenbäumchen wird ihnen hier und da auf den Grabhügel gestellt, besonders den Kindern. 

Am Silvesterabend wird der Weihnachtsbaum dann zum letzten Mal angezündet. Danach wird er abgeputzt (in einigen Orten bleibt er jedoch auch bis in das neue Jahr, oft bis zum Dreikönigstag, dem 6. Januar, stehen). 

Die Zeit vom 25. Dezember bis zum 6. Januar heißt übrigens „zwischen den Jahren“. Es sind die „wihen nahten“ unserer Vorfahren, oft die dunkelsten und stürmischsten Nächte im Jahr. Das Sonnenrad schien still zu stehen und auch im Hause hatte alles still zu stehen: Kein Wagen durfte angespannt werden, kein Spinnrad schnurren, auch sonst ruhte die nicht nötige Arbeit.