Creuzburger und ihre Gäste gedachten der Zerstörung der Stadt vor 80 Jahren 

Genau vor 80 Jahren, am Nachmittag des 1. Aprils 1945, Ostersonntag, rückten von Ifta her kommend US-Truppen in die Werrastadt ein. Einige Schüsse aus Panzerkanonen sollten die Übergabe der Stadt erzwingen. 

Das geschah allerdings nicht. Im Gegenteil, die auf dem Brückenberg verschanzten deutschen Soldaten eröffneten das Feuer auf die Panzerspitzen mit ihren drei Flakpanzern. Dann begann das Inferno. 

Die US-Truppen zogen sich zurück und schon wenig später eröffnete die bei Ifta aufgefahrene Divisionsartillerie das Feuer auf die Stadt und die deutschen Stellungen. Ein furchtbarer Brand begann, die in der Nicolaikirche gelagerte Munition explodierte und verstärkte die Feuersbrunst. 

Die meisten Creuzburger waren in die Wälder geflohen, niemand konnte löschen, zudem waren auch die Feuerwehrspritzen bald zerstört. 

Diese Katastrophe prägte die weitere Geschichte der Stadt, bis heute. Daher war und ist es Verpflichtung der Kirchgemeinde und der politischen Gemeinde, am 1. April daran zu erinnern und zu mahnen. Dies geschah nun im Jahr des 80sten Gedenkens in ganz besonderen Maße. 

So läutete, wie bereits seit fast vierzig Jahren, die einzige Glocke, die den Krieg überdauert hat. Als das Geläut 1981 erneuert wurde erhielt die große Glocke als Glockenzier den Friedensgruß aus dem Philipperbrief „Friede“.


Friedensgebet in der Creuzburger Nicolaikirche – Der Chor umrahmt den Gottesdienst mit Unterstützung durch Landesbischof Friedrich Kramer mit seiner Gitarre. 

Darauf bezog sich am Abend des 1. Aprils Landesbischof Friedrich Kramer in seiner Predigt zum Friedensgebet in der vollbesetzten Nicolaikirche. Das Friedensgebet wurde musikalisch begleitet durch Chöre unter Anleitung von Kantorin Anna Fuchs-Merten. Landesbischof Friedrich Kramer unterstützte die musikalischen Darbietungen mit seiner Gitarre. 

Nach dem Gebet zogen viele Creuzburger mit brennenden Kerzen zum Saal des Klostergartens. Dort begrüßte Saxophonmusik die Ankommenden und stimmte auf einen interessanten Abend ein. Die Stadt hatte einen Denkmalausschuss begründet, der im letzten Jahr einen Ideenwettbewerb für einen Gedenkort in der Stadt an die Ereignisse vor 80 Jahren aufgerufen hatte. Diese Ergebnisse sollten nun vorgestellt werden. 

Die Einstimmung dazu erfolgte durch einen kurzen Vortrag der Schülerinnen Leonie Wöllner und Liam Kleinsteuber, die sich mit einer Projektarbeit der 10. Klasse mit genau dem Thema des Untergangs Creuzburg beschäftigten. Darin enthalten auch eine Befragung von über 20 Schülerinnen und Schülern der oberen Klassen aus Creuzburg zu solchen Fragen wie „Braucht man einen Erinnerungsort?“, „Wie soll er aussehen?“, „Wo könnte er errichtet werden?“ und „Wie soll das Erinnern gestaltet werden?“ 


Frau Ines Andrazcek, eine der drei Teilnehmer*innen am Interessenwettbewerb für einen Gedenkort in Creuzburg, bei der Vorstellung ihres Entwurfes. 

Dann stellten Frau Ines Klinke, Frau Ulrike Reichardt und Frau Ines Andrazcek ihre Entwürfe für den Gedenkort vor. Drei unterschiedliche Herangehensweisen, drei unterschiedliche Vorschläge und drei unterschiedliche Standorte standen im Mittelpunkt der Vorträge und boten damit ausreichend Stoff für die Gespräche. 

Im Anschluss fand ein Podiumsgespräch mit Landesbischof Friedrich Kramer, Rainer Lämmerhirt, Bürgermeister und Initiator des Denkmalausschusses, sowie dessen Mitglieder  Marlene Lux und Uwe Schwanz) statt. Moderiert wurde das Gespräch, welches viele aufmerksame Zuhörer im Saal fand, von Dr. Sebastian Kranich von der Evangelische Akademie Thüringen. Die Ausgestaltung des Abends lag wiederum in den Händen von Kantorin Anna Fuchs-Mertens. 


Podiumsdiskussion im Klostergarten am 1. April 2025: Erinnerung an die Zerstörung Creuzburgs vor 80 Jahren und die Erinnerung an das Geschehen mit einer Gedenkstätte in der Stadt, von links: Landesbischof Friedrich Kramer, Marlene Lux vom Denkmalausschuss, Moderator Dr. Sebastian Kranich von der Evangelischen Akademie Thüringens, Bürgermeister Rainer Lämmerhirt und Ausschussmitglied Uwe Schwanz, Foto: TLZ. 

Danach wurde ein Imbiss gereicht und zahlreiche Gespräche ließen den Abend ausklingen. Dabei wurde intensiv über die ausgestellten Entwürfe für den Erinnerungsort an das Geschehen vor 80 Jahren gesprochen. 

- Amt Creuzburg -