Aus unserer ältesten Vergangenheit 

Schon in der Bronzezeit ist von einer Ausweitung des Handelsverkehrs auszugehen. Mit den von Süden vordringenden Fertigkeiten der Eisenherstellung seit dem 5. Jahrhundert vor unserer Zeit weitete sich dieser noch mehr aus. Große Bedeutung erlangten die Wege entlang der Wasserwege. An einigen Stellen entstanden oft genutzte Furten. So fand man in der Sandgrube bei Creuzburg aus Körpergräbern einer in dieser Zeit angelegten Siedlung stammende eiserne Wendelringe, die der in Thüringen verbreiteten Kultur der älteren Eisenzeit zuzurechnen sind. Damit liegt ein Nachweis für die bereits in dieser Zeit wichtige Bedeutung des bei Creuzburg die Werra passierenden, von Hessen ins Thüringer Becken verlaufenden Handelsweges vor. Für Mihla sind aus dieser Zeit keine Funde bekannt, aber die insgesamt am Oberlauf der Werra auftretende und bis zu ihrem Mittellauf sich fortsetzende Siedlungsverdichtung berührte auch unsere nächste Umgebung. 

In den letzten Jahrhunderten vor der Zeitenwende drangen keltische Stämme in das südliche Thüringen vor. Unser Gebiet wurde zur unmittelbaren Kontaktzone zwischen Kelten und den südlich des Thüringer Waldes lebenden germanischen Stämmen. Von den Kelten gingen starke Impulse für eine rasche gesellschaftliche Weiterentwicklung aus. Die Töpferscheibe, bessere Eisenverarbeitungsmethoden und weitgehende soziale Differenzierungen wirkten sich vor allem durch verstärkte Handelsbeziehungen aus. Davon zeugen die im Bereich der Wartburg gefundenen keltischen Eisenbarren. Die bei Salzungen, Gotha und Oberhof nachweisbaren keltischen Stützpunkte lassen auch auf direkte Auswirkungen in das Gebiet zwischen Hörsel, mittlerer Werra und Hainich schließen, ohne dass diese Auswirkungen bisher deutlich sichtbar wurden. 

Nördlich des Thüringer Waldes bildete sich am Ende der Latenezeit (500-100 v. u. Z.) der in antiken Quellen als Turonen genannte Stamm heraus. Später stießen Sueben in diese Gegend vor, und seit der Zeitenwende siedelten in Thüringen die elbgermanischen Hermunduren. Dieser Prozess der Konsolidierung germanischer Stämme fand seinen Niederschlag vor allem im Sprachgebrauch. Viele uns heute selbstverständliche Orts-, Gewässer- und Flurnamen entstanden in der Zeit der germanischen Landnahme und haben sich bis heute erhalten. Dazu zählt das alte Wort aha für fließendes Wasser, das auf eine noch ältere Vorstufe -ahwa- zurückgeht, als lautgerechte Entsprechung von lateinisch -aqua = Wasser in der Bezeichnung von Gewässernamen. Ortsnamen auf -aha, also auch unser Mihla, sind meist in der germanischen Zeit (bis etwa 500 u. Z.) entstanden und dabei immer sekundären Ursprungs, das heißt, der Gewässername wurde auf die Siedlung übertragen. Geht man von diesen neuesten Forschungsergebnissen aus, entstand eine erstmals namentlich bezeichnete und in dieser Benennung fortexistierende Siedlung Mihla im beschriebenen Zeitraum der Herausbildung germanischer Stämme. W. Rosenkranz und H. Walther gehen bei der Namensklärung vom althochdeutschem Suffix -aha für fließendes Wasser und der germanischen, vielleicht noch älteren, Wortwurzel -mel- für mahlen oder zerreiben aus. Somit bezeichnet die Wortverbindung einen Ort, der an einem Wasserlauf gelegen ist, in dem Steine und Kies zerrieben oder zermahlen werden. 

Auf welchen Wasserlauf bezog sich nun diese Bezeichnung? Da für die germanischen Siedler auffällige Naturerscheinungen Anlass für die Namensgebung waren, scheint dafür nur der Werraabschnitt in Frage zu kommen, der in späterer Zeit als Werrabogen bekannt wurde. Sand als Ablagerungsprodukt der Werra auf deren westlichem Ufer führte später zur Bezeichnung „Auf dem Sande"; Ausdruck dafür, dass noch nach Jahrhunderten die Menschen solchen für sie bedeutsamen Eigenschaften des Flusses Namen gaben. 

Die Annahme, die Namensgebung könne sich auf die Lauter beziehen, erscheint daher als unwahrscheinlich. Neben der vergleichsweise geringen Wasserführung der Lauter und der daraus fehlenden Möglichkeit, Sandbänke entstehen zu lassen, dürfte auch die ursprüngliche Gewässerbezeichnung „Lauterbach" ein hohes Alter aufweisen. Somit müssen wir davon ausgehen, dass sich bereits in germanischer Zeit, noch bevor sich die Flussbezeichnung „Werra", von „Wisera" (Wiesenfluss) abgeleitet, allgemein bekannt durchsetzte, im Bereich der heutigen Ortslage Siedler niederließen. 

Ein solch frühes Wohnareal konnte nur auf höher gelegenen Horizonten entstehen, da der Flusslauf der Werra mit seinen Überschwemmungsgebieten eine wesentlich breitere Fläche als heute einnahm. Denkbar wäre daher eine frühe Besiedlung im Bereich der Straße „Am Anger", aber vielleicht auch auf dem Höhenrücken, also entlang der Marktstraße. 

Außer der durch die Namensforschung zu erschließenden Entstehungszeit unseres Ortes etwa bis zum 5. Jahrhundert u. Z. können wir auf keine weiteren Belege zurückgreifen. Die siedlungsgeschichtliche Gesamtsituation bestätigt aber unsere Annahmen. 

In der römischen Kaiserzeit, etwa bis in das 3. Jahrhundert u. Z. hinein, entstanden in der nähern Umgebung Mihlas weitere Siedlungen des Stammes der Hermunduren. Zwei von ihnen, bei Stregda und bei Sättelstädt, konnten archäologisch ergraben werden. 

Rainer Lämmerhirt