Heimatgeschichte: Auswanderung nach Amerika 

Immer mal wieder erreichen mich Anfragen aus den USA. Darin wird nach Vorfahren in unseren Dörfern angefragt. Mitunter kann man helfen und Hinweise geben. Sehr aussagekräftig sind hierbei die Kirchenbücher in unseren Dörfern. Denn wenn Menschen ihre Heimat verließen und „in die Fremde“ gingen wurden sie meist aus der Kirchengemeinde verabschiedet, häufig „ausgesegnet“. 

Die Hauptzeiten der Auswanderung aus Deutschland lagen in den Jahren von 1840 bis 1870. Damals verließen mehrere Millionen Deutsche aus wirtschaftlichen und vor allem auch politischen Gründen ihre Heimat und folgten dann meist dem Ruf der USA, die für Freiheit, Selbstbestimmung und gesicherte Zukunft stand. Die Goldfunde in Kalifornien um 1845 taten ein Übriges. 

Thüringen war nicht das hauptsächliche Auswanderergebiet, aber auch unsere Region verlor damals viele Menschen. Darauf ging Frau Adler aus Tiefenort, die sich seit Jahren mit dem Thema der Auswanderung beschäftigt, in ihrem Festvortrag vor einem Jahr zum Mihlaer Neujahrsempfang ausführlich ein. 


In ihrem in deutscher und englischer Sprache erschienen Buch berichtet Astrid Adler über die Auswanderer aus dem damaligen Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Astrid Adler erhielt im Jahre 2019 den Historikerpreis des Landes Thüringen für Ihre Arbeiten. Das Buch ist in der Tourist-Info im Mihlaer Rathaus verfügbar. 

Sie gab damals auch Hinweise auf Familien aus unseren Orten, die die Strapazen der Auswanderung; von Mihla aus ging es meist zu Fuß oder Postkutsche bis zur Weser, um von dort aus per Flussschiff die Nordseehäfen zu erreichen; auf sich nahmen. 

Inzwischen lässt sich folgendes Bild darstellen. 

Im Jahre 1848 verließ Ernst Felsberg aus Berka seine Heimat. Aus Mihla gingen der Tischler Ernst Steinmann mit Ehefrau und zwei Kindern auf die Reise. 

Ein Jahr später folgte ihnen Christian Andreas Schieck. 

Aus dem Jahre 1851 sind wieder Auswanderungen in die USA feststellbar: Die Witwe Dorothea Caroline Heidenreich, geborene Fritsch, verließ aus wirtschaftlichen Gründen, sprich wegen „…der Not, die Familie nicht ernähren zu können…“ Mihla mit ihren fünf Kindern (!). 

Aus Freitagszella machte sich Georg Salzmann auf den Weg. 

Ein Jahr später verließ der Dienstknecht Mathäus Felsberg seinen Heimatort Berka und ging nach Amerika. 1853 brach dann Johann Bernhard Wuth aus Mihla auf. Er war Junggeselle und hatte als Kellner gearbeitet. 

Für 1854 ist ein weiterer Auswandererfall bekannt: Der Dienstknecht Johann Adam Schieck aus Mihla brach mit seiner Verlobten Marie Dorothea Wattenbach nach Amerika auf. Bei ihnen waren es ebenfalls wirtschaftliche Not und der Drang, ein besseres Leben gemeinsam in der neuen Welt führen zu können. 

Weitere Auswanderer sind belegbar: 

1857 Heinrich Friedrich Cott, 1860 Johann Heinrich Henning, und 1863 der Dienstknecht Johann Gottlieb Böttger sowie Johann Adolf Nowatzky. 

Danach brechen die Mitteilungen über eine Auswanderung ab. 

Sehr schnell verloren sich die Spuren der Ausgewanderten. Nur in ganz wenigen Fällen dürfte über eine längere Zeit ein Kontakt bestanden haben. Daher ist das Schicksal der meisten in der neuen Welt auch unbekannt. 

Sicher gäbe es in den Orten unserer Region durchaus noch weitere Möglichkeiten, die Namen von Auswanderern zu erfahren. Im Durchschnitt muss man davon ausgehen (hier im Vergleich zu gut ermittelten etwa gleichgroßen Gemeindebezirken), dass von 1840 bis 1870 etwa 40 bis 50 Personen ihre heimatlichen Dörfer in die neue Welt verließen. 

- Ortschronist Mihla -