Historisches: Vor 495 Jahren in unserer Region - Bauernkrieg in Westthüringen 

Zu Zentren des gewaltigen Aufbegehrens der Bauern im Frühjahr 1525 in Westthüringen wurden jene Orte, in denen Anhänger des radikalen Predigers Thomas Müntzer die Pfarrstellen innehatten. 

Hunderte Bauern strömten damals zu den sich formierenden Bauernhaufen, dessen stärkster der Werrahaufen wurde. 

Wir müssen davon ausgehen, dass der regionale Adel, also die Harstalls in Mihla, Georg und Wilhelm von Hopffgarten in Frankenroda, Ebenshausen und Nazza sowie in Lauterbach, Jörg und Christoph von Creuzburg in Scherbda und Bischofroda, vom Aufstand zunächst überrascht wurden. 


Oberhalb der Werra, zwischen der Zella und Frankenroda, sollen sich auf dieser „Kanzel“, einem natürlichen Felsvorsprung, im Zusammenhang mit dem Bauernaufstand des Frühjahres 1525 geheim Bauern der umliegenden Orte getroffen haben. Angeblich habe auch der radikale Prediger Thomas Müntzer aus Mühlhausen hier zu den Bauern gesprochen. Dies ist nicht nachzuweisen. Wie häufig bei Sagen haben sich Wahrheit und Legende miteinander vermischt. Vorstellbar ist, dass der Müntzer nahestehende Pfarrer aus Falken, Lips König, hier Anhänger versammelte. Richtig ist auch, dass viele Bauern der Dörfer mit Müntzer nach Frankenhausen zogen und dort in der Entscheidungsschlacht am 15. Mai 1525 den Tod fanden. Müntzer und sein Kampfgefährte Pfeifer wurden vor Mühlhausen enthauptet. Die überlebenden Bauern mussten ein furchtbares Strafgericht der siegreichen Fürsten und Adligen über sich ergehen lassen. 


Aufständische Bauern mit der Bundschuhfahne verhandeln mit einem adligen Ritter, um ihn zum Anschluss an den Bauernhaufen zu gewinnen, Zigarettenbild, Museum Mihla. 

Ob und welche Forderungen die Bauern den Grundherren gegenüber vorbrachten, wissen wir nicht. Nachdem aber die Mehrzahl der zum Kampf entschlossenen Bauern nach Creuzburg oder Eisenach abgezogen war - die Creuzburg, auf der sich Adlige verschanzt hatten, wurde nicht angegriffen -, erlangten die adligen Barone in den Dörfern bald wieder die Oberhand. 

Schriftliche Aufzeichnungen über die Vorgänge werden erst fassbar, als der Aufstand verloren war und der Adel an die Abrechnung mit den Aufständischen ging.

Sehr schnell wurden Strafgeldregister aufgestellt, die den am Aufstand beteiligten Bauern harte Geld- und Naturalzahlungen auferlegten. 

Das erste in Thüringen aufgestellte Strafgeldregister stammt vom 15. Mai 1525 aus Frankenroda. Es beinhaltete die Zahlung von 30 Florentiner Gulden und 5 Stück Rindvieh. Während man lange Zeit davon ausging, dass die genaue Zahl der am Aufstand Beteiligten nicht durch die Register ermittelt werden könne, erbrachte die neueste Forschung andere Ergebnisse. Die Strafgelder wurden nicht unterschiedslos auf die einzelnen Gemeindemitglieder gelegt, sondern die tatsächliche Beteiligung am Aufstand spielte die entscheidende Rolle. Oft wurden die Listen auf Anweisung des Ortsadligen oder des Amtmannes aufgesetzt. 

Am 1.6.1525 wurde den Dörfern in Großenbehringen das Urteil verkündet. Die erste Frist musste bis Trinitatis (11.6.) gezahlt sein. Das bedeutete für die Bauern, dass ihnen das Vieh bzw. das Geld sofort nach der Verkündung abgenommen wurde.  

Strafgeldregister 

Von Mihla wurden „300 Gulden von dem Dorf Mila, Ernsten von Horstais Menner ..." gefordert. Diese 300 Gulden müssen im Verhältnis zur Ortsgröße und zu den Strafgeldforderungen der umliegenden Dörfer gesehen werden, um ein richtiges Bild zu bekommen. 

Frankenroda musste 30 Gulden und 5 Kühe, Ebenshausen die gleiche Menge, Scherbda 40 Gulden und 8 Kühe, Lauterbach 30 Gulden und Bischofroda 150 Gulden zahlen. Dies bedeutet, dass mit einer starken Teilnahme Mihlaer Bauern am Aufstand gerechnet werden muss. Die „Aufstandszentren" in unserer Gegend, so Großenlupnitz (etwa gleiche Größe wie Mihla) und Marksuhl, mussten 800 Gulden und 40 Rinder bzw. 300 Gulden zahlen, was diese Annahme bestätigt.

Damit war der bäuerliche Widerstand für die nächsten Jahrhunderte gebrochen. Zudem hielten sich die adligen Familien schadlos an ihren Bauern. 

Rainer Lämmerhirt
Ortschronist Mihla