Baumeister Hasert 

In Mihla haben sich einige recht ungewöhnliche Gebäude aus der Zeit vor gut 100 Jahren erhalten. Sie sind aus Backsteinen erbaut und mit einigen ungewöhnlichen Zierkanten versehen, die gewissermaßen die Spezifik dieses Baustils ausmachen. 

Zu diesen Gebäuden zählen das ehemalige Verwalterwohnhaus der Ziegelei im Tiefenbach, aber auch die Carl-Alexander-Schule in der Markstraße und das ebenfalls dort gelegene frühere Lehrerhaus, heute im Besitz von Frau Sina Rödiger. 

Diese ähnlich gestalteten Gebäude lassen den gleichen Baumeister vermuten. Diese Vermutung ist richtig. Baumeister war ein Herr Christian Hasert aus Mihla, dessen Baugeschäft im Ort in den Jahren vor und kurz nach dem 1. Weltkrieg besonders hoch im Kurs stand. 

Haserts Besonderheit war die eben beschriebene Bauausführung im Backsteinstil. Hasert hatte durchaus Geschmack, waren diese Gebäude für Mihla recht ungewöhnlich, so passten sie jedoch in die Zeit des späten Kaiserreiches. Fachwerkgebäude galten als “bäuerlich” und andere Steinbauten waren oft zu teuer. Hinzu kommt, dass mit den traditionellen Mihlaer Ziegeleien auch der richtige Baustoff ausreichend zur Verfügung stand.


Die 1898 errichtete Karl-Alexander-Schule, Ansichtskarte um 1925. 

Die Lehrerwohnung und die Schule in der Marktstraße wurden um das Jahr 1898 vollendet. Zwei Jahre später ließ der neue Besitzer des „Roten Schlosses“, Professor Binswanger, im Tiefenbach eine neue Ziegelei errichten. Die Bauausführung lag in den Händen von Baumeister Hasert. Alle Gebäude wurden natürlich mit Backsteinen erbaut, auch das Wohnhaus des Verwalters. 

Die Ziegelei im Tiefenbach fertigte bald den überall gern wegen seiner Qualität verbauten Dachziegel mit der Aufschrift “Rotes Schloss Ziegelei”. Ende der 20er Jahre musste die Ziegelei aber Konkurs anmelden und erst Mitte der 30er Jahre konnte sie durch die Hilfe der Gemeinde wieder den Betrieb aufnehmen. Inhaber war nun der Fabrikant Hülsebusch. 

Backseine und Ziegel wurden dann bis Mitte der 60er Jahre produziert. Vor allem in den Aufbaujahren nach dem 2. Weltkrieg waren diese Produkte für die Mihlaer und die Region sehr wichtig. Seit der Betriebsschließung standen dann die Gebäude leer, ehe die LPG einzog. Heute sind die vormaligen Produktionsstätten alle abgerissen und an die Ziegelei erinnert eigentlich nur noch die Ziegeleistraße und die baulichen Reste des früheren Wohnhauses des Verwalters. 


Die Ziegelei „Im Ried“ wird gebaut, Plattenfotografie um 1900. Hier wurden die Backsteine und Dachziegel gebrannt, die Baumeister Hasert einsetzte. 

Die Baufirma Hasert war nicht nur im Gebäudebau tätig. Die erste Stahlbetonbrücke über die Lauter anstelle des früheren “Steges”, die heutige Bachbrücke in der Thomas-Müntzer-Straße, wurde von dieser Firma am Ende des 19. Jahrhunderts im Auftrage der Gemeinde errichtet.  

Christian Hasert selbst interessierte sich für die Geschichte seines Heimatortes. Nach dem Ersten Weltkrieg gründete er einen ersten Geschichtsverein in Mihla. Er selbst forschte in der Heimatgeschichte und betätigte sich bei Bauarbeiten als Ausgräber. So sind von ihm schriftliche Äußerungen zu Funden aus der Zeit des frühen Mittelalters erhalten, die bei Bauarbeiten „Auf dem Eisfeld“ gemacht wurden. Er selbst hielt in der Gemeinde auch Vorträge zur Ortsgeschichte.  

- Ortschronist -