7.Oktober 1944-ein Schicksalstag für Eisenach

Eberhard Hälbig/Rainer Lämmerhirt   Am 7.Oktober 1944 flogen alle drei Bomberdivisionen der 8.USAAF im Rahmen der Treibstoffoffensive Angriffe auf mitteldeutsche Ölinstallationen in Pölitz, Brüx, Ruhland, Böhlen, Lützgendorf, Merseburg und Magdeburg. Zwei, der an diesen Missionen beteiligten Flugzeuge wären für Eisenach beinahe zur Katastrophe geworden.

Um die Mittagszeit gingen zwei Eisenacher Buben Richtung heutiges Abbe Gymnasium. In der Hospitalstraße bemerkten sie, wie ein großes Flugzeug mit ausgeschalteten Motoren auf die Wartburg zuflog, diese aber in geringer Höhe passierte .An Schule war jetzt nicht mehr zu denken. Sie holten ihre Fahrräder und machten sich auf den Weg, der festen Überzeugung, das Flugzeuge müsse auf Grund der geringen Flughöhe gleich irgendwo hinter der Wartburg abgestürzt sein. Sie haben die Maschine nicht gefunden. Sie konnten nicht wissen, dass die Boeing B-17 2102441,Nose Art Name: TNT Kathie von Lt Robert Harwood bereits über Merseburg Treffer in die Motoren bekommen hatte und von der Besatzung bereits in der Gegend von Nordhausen verlassen worden ist. Antriebs-und führerlos flog sie von dort, bis sie schließlich nach 90 km auf den Forstwiesen zwischen Barchfeld und Immelborn, laut MACR gegen 13.20Uhr, eine Bruchlandung machte. Die Geschichte dieses Absturzes wurde 1998 von Herrn Erich Schmidt aus Barchfeld beschrieben. Die Wartburg war verschont geblieben.

 

Auszug aus dem MACR zum Absturz einer B-17 bei Immelborn (Nr. 24).

Tragischer ging es um 12.45 Uhr zu. Auch hier wurde von Zeitzeugen, die im Krauthäuser Loch Schutz suchten(es war Bombenalarm ausgelöst), eine B-17 gesehen, die ebenfalls antriebs-und führerlos auf Eisenach zuraste .Die Maschine war so tief, dass die Schutz suchenden Menschen das Flugzeug nur bemerkten, weil sich durch die Sogwirkung der riesigen B-17 die Baumwipfel bogen. Sie flog über die Geisköpfe hinweg und steuerte auf das Gaswerk zu. Auch in der damals noch existierenden Wohnsiedlung Spicke sahen Menschen mit Angst und Schrecken, was sich da anbahnte. Kurz vor dem Gaswerk kippte das Flugzeug über die rechte Tragfläche ab, was zur Folge hatte, dass es eine leichte Kurve flog ,am Gaswerk vorbei und ins Klosterholz stürzte. Dort waren drei Eisenacher Bürger zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie bemerkten das Flugzeug wohl zu spät und hatten keine Chance mehr zur Flucht. Inge Arnold, geboren 1929, Gertrud Deckert, geboren 1898, und Adam Schlücker, geboren 1848 verloren an diesem Tag im Klosterholz ihr Leben. Das Flugzeug war laut amerikanischem Absturzbericht( MACR-Missing Air Crew Report)eine B-17G, Kennung 42-102454,Nose Art Name Marzi Doats mit der Besatzung:2 Lt George W.Anglen, Pilot;2 Lt Patsy L.Calvarese, Co-Pilot; Carl Friedman, Navigator; Louis L.Cerkas, Bombardier; Lyle R.Nelson, Engineer; Norbert F.Cieszkowski ,Radio Operator; Emil F.Metzel, Ass Radio Operator; Frank J.Rylinowski, Ass Radio Operator und James J.McNicholas, Armorer. Die Mannschaft hat ihr Flugzeug vermutlich im Raum Mihla/Lauterbach verlassen, wo es auch zu Übergriffen und Tätlichkeiten auf die abgesprungenen Besatzungsmitglieder gekommen sein soll. Sie wurden alle nach Oberursel ins Befragungslager der Luftwaffe gebracht, bis auf Louis L.Cerkas. Er war verwundet und wurde um 13.00 Uhr ins Reserve Hospital I (Rautenkranz) zur Behandlung eingeliefert. Georg W.Anglen, der Pilot, lebt heute in Fieldcrest, Columbia und auch Louis L.Cerkas lebt noch in Manitowoc, Wi.

MACR des Absturzes im Eisenacher Klosterholz (Nr. 10)

Auflistung der Besatzung und Dienstrade der Klosterholzmaschine vom 7. Oktober 1944. (Quellen Material E. Hälbig).

Auch bei diesem zweiten Luftkriegsereignis am 7.Oktober 1944 hatte Eisenach wieder Glück im Unglück.

R. Lämmerhirt    

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