Vor 60 Jahren: Die Kämpfe um Hörschel, Spichra und Creuzburg - Teil 1  Am 31. März hatte das amerikanische Oberkommando beschlossen, der bereits weit nach Hessen vorgestoßenen 3. US-Armee unter General Patton freie Hand für einen Vorstoß nach Thüringen hinein zu geben. Patton entfernte sich damit weit von seinen linken und rechten Nachbarn, die noch in Kämpfe mit deutschen Streitkräften im Ruhrkessel bzw. im Taunus verwickelt waren. Die Chance, auf die Patton selbst nachdrücklich hingewiesen hatte, die Abschnitte der Autobahn für den Vorstoß zu nutzen und mögliche Widerstandsnester zunächst nicht zu bekämpfen, wurde als realistisch eingeschätzt. Vor allem ging es den amerikanischen Stabsoffizieren darum, die in Thüringen vermuteten deutschen Befehlszentralen (vor allem im Raum Ohrdruf) auszuheben und auszuschalten. Ohrdruf wurde tatsächlich am 4. April von den US-Streitkräften erreicht, Generalfeldmarschall Albert Kesselring, der sich bis zum 3. April in Schloss Reinhardsbrunn aufhielt, konnte jedoch nicht festgenommen werden.Als einziges größeres Hindernis wurde die Werra angenommen, da die Autobahnbrücke bei Hörschel noch nicht fertiggestellt war. Deshalb sollten in der strategischen Richtung liegende kleinere Brücken für den weiteren Vorstoß genutzt werden. Dafür hatte man die Brücken in Hörschel und Spichra vorgesehen. Entsprechend dieser Befehlslage begann der Angriff der 4. US-Panzerdivision (4. Armored Division) am 31. März um 14.00 Uhr. Von Hersfeld aus drangen die Panzer entlang der Autobahn in Richtung thüringische Grenze vor. Infanterieverbände sollten später nachgeführt werden (vgl. Divisionsberichte der 4. US-Panzerdivision vom 31.03. bis 04.04.1945, Archiv WalterHassenpflug, Ludwigsau-Friedlos, Übersetzung von Günter Lemke, Heringen). Bis zum Abend des 31. März wurde Bosserode erreicht.Am frühen Morgen des 1. April (Ostersonntag) setzte das Kampfkommando B (CCB) der 4. US-Panzerdivision den Vorstoß in Richtung Werra fort. Ziel war, der Autobahn folgend, parallel zur Werra in die Tiefe des Raumes vorzustoßen. Kleinere Kampftrupps sollten dann die rechts und links liegenden Ortschaften besetzen. Zu ersten Kampfhandlungen kam es im Raum Gerstungen. Eröffneten deutsche Einheiten das Feuer auf die amerikanische Spitze, erwiderte dies das Feuer mit den Panzerkanonen. Meist reichte das, um das schwache deutsche Feuer zum Erliegen zu bringen, so in Gerstungen, Sallmannshausen und Wommen und Lauchröden. Deutsche Vorpostenstellungen linksseitig der Werra wurden meist vernichtet, so bei Sallmanshausen, Ein an der linksseitigen Brückenrampe der Werrabrücke von Lauchröden abgeschossener deutscher Panzer P IV.Die Kommandos "A" und "R" folgten dem Kampfkommando "B" der 4. Panzerdivision, wobei das 51. gepanzerte Infanterieregiment der CCA von Wommen über die Autobahn vorstoßend beim ebenfalls links des Flusses gelegenen Herleshausen die Werra erreichte. Im Kampfbericht der 4. US-Panzerdivision wurde ein Feuergefecht mit zwei deutschen Panzern bei Wommen gemeldet, bei dem ein deutscher Panzer vernichtet wurde. Im Raum Herleshausen kam es zu weiteren Gefechten, bei denen nach den amerikanischen Angaben insgesamt acht deutsche Panzer vernichtet wurden. Diese Angaben decken sich weitgehend mit den Aussagen der Zeitzeugen, nach denen in Herleshausen mindestens drei deutsche Panzer zerstört bzw. von der Besatzung verlassen wurden, zwei weitere standen nach den Kampfhandlungen an der Werrabrücke nach Lauchröden, nochmals zwei Panzer wurden in Wartha vernichtet.  US-Einheiten auf der Autobahn. Was konnte man solch einer materiellen und personellen Überlegenheit noch entgegen stellen?Inzwischen hatten in den frühen Vormittagsstunden des 1. April 1945 amerikanische Einheiten der 4. Panzerdivision die Autobahn verlassen und stießen in Richtung Wartha, Hörschel, Pferdsdorf und Spichra vor, um über die Spichraer Brücke am Elektrizitätswerk und die Warthaer Brücke die Werra zu überschreiten.Auf deutscher Seite hatte man seit dem 30. März verzweifelt versucht, Ersatztruppenteile zuzuführen. Aus Erfurt erreichten Angehörige der Ersatzabteilungen des Panzerregimentes 3 mit einigen Übungspanzern P III die Werralinie und wurden um Wartha und Hörschel verteilt. Hinzu kamen mehrere 7,5 cm Pak der Panzerjäger- Ersatz- und Ausbildungsabteilung 9 aus Eisenach sowie Offiziersschüler und Volkssturmmänner der umliegenden Orte. Den deutschen Offizieren war durchaus klar, dass der Raum zwischen Wartha und Spichra für den amerikanischen Vorstoß nach Thüringen hinein von besonderer Bedeutung von größter Wichtigkeit war, deshalb erfolgte dort auch die größtmögliche Konzerntration der kaum verfügbaren Technik Bei Annäherung der US- Streitkräfte sprengten die deutschen Pioniere die Eisenbahnbrücke bei Hörschel.. Die amerikanischen Spitzenpanzer folgten nun dem Straßenverlauf in Richtung Holzbrücke bei Spichra bzw. Straßenbrücke Spichra am dortigen Wasserkraftwerk. Auf dem Hörschelberg zwischen Hörschel und Spichra standen mindestens zwei deutsche 7,5 cm Pak. Sie feuerten auf die amerikanische Spitze und zerstörten mehrere Panzer, als diese kurz vor Mittag des 1. Aprils 1945 die Straßenkurve unterhalb des Zickelberges erreicht hatten. Gleichzeitig wurde die Holzbrücke gesprengt und mit Strohballen, die Spichraer Bauern noch am Vortage dorthin fahren mussten, in Brand gesteckt und der mittlere Teil der Kraftwerkbrücke in die Luft gejagt. Es entwickelte sich ein weiteres schweres Gefecht, in welches die US-Panzer eingriffen. Durch Panzerfäuste und Pak sollen vier amerikanische Panzer abgeschossen worden sein. Nach unbestätigten Berichten sind allein 21 US-Soldaten gefallen (Hinweise von Horst Schmidt, Creuzburg), viele wurden verwundet. In Spichra hatte sich noch am 29. oder 30. März der Gauleiter von Thüringen,Fritz Sauckel, aufgehalten und eine Durchhalterede vor den Soldaten gehalten Hier könnte ein Grund für den erheblichen Widerstand der dort eingesetzten deutschen Soldaten liegen.Der Kampfbericht der 4. US-Panzerdivision schildert starken deutschen Widerstand im Raum Hörschel/Spichra. Die inzwischen an der amerikanischen Spitze marschierenden Einheiten der gepanzerten Kampfgruppe "A 35" verloren nach diesen Angaben drei Panzer und wurden im Vormarsch aufgehalten. Insgesamt meldete die 4. Panzerdivision für den 1. April zwei gefallene Offiziere, 16 gefallene Unteroffiziere und Soldaten sowie 33 Verwundete. Die Mehrzahl der amerikanischen Verluste war im Bereich Hörschel/Spichra zu verzeichnen . Messtischblatt von Spichra: Eingezeichnet sind die deutschen Geschützstellungen auf dem Hörschelberg, von denen aus amerikanischePanzer am gegenüberliegenden Zickleberg unter Feuer genommen wurden, die Brücken (Eisenbahn, Holzbrücke Spichra und Kraftwerkbrücke), die allesamt gesprengt wurden, die deutschen Stellungen auf dem Spatenberg bei Spichra sowie die beiden amerikanischen Pontonbrücken oberhalb des Kraftwerkes.Über die Kämpfe bei Hörschel und Spichra berichtete Friedrich Schneppe aus Seelze, der damals als Soldat Angehöriger einer Marschkompanie der Panzerjäger Ersatz- und Ausbildungsabteilung 9 war. Im Februar/März 1945 hatten die Angehörigen dieser Kompanie in Mihla ihre Ausbildung erfahren, Teile davon kamen offensichtlich auch in Spichra zum Einsatz. Kompanieführer dieser Truppe war Leutnant Walborn, Zugführer Oberfeldwebel Schrapel. Der erste Angriff der Amerikaner, die über die noch nicht vollständig zerstörte Brücke beim Wasserkraftwerk Spichra vorstoßen wollten, wurde - so der Augenzeuge Schneppe - durch eine deutsche Pak der Abteilung verhindert, die allein vier US-Panzer abgeschossen habe (vermutlich sind die beiden Pak auf dem Hörschelberg gemeint).Nachdem die Amerikaner bei Hörschel auf Widerstand gestoßen waren, zogen sie ihre Angriffsspitzen nach Herleshausen zurück. Über die Ringaudörfer, die ihnen ohne Widerstand in die Hände fielen, erreichten sie dann am späten Nachmittag Pferdsdorf (gegenüber Spichra). Die 25. Kavallerie-Aufklärungsschwadron erkundete das Gebiet nach Norden zu, um eine andere Brücke über die Werra zu finden. Von dieser Aufklärungseinheit wurde gemeldet, dass die Brücke in Creuzburg noch intakt und passierbar wäre. Diese sollte nun als Übergang genutzt werden. Amerikanische Einheiten drangen deshalb von Herleshausen auch in Richtung Archfeld und weiter nach Willershausen vor. Am frühen Nachmittag des 1. April 1945 wurde dann über Altefeld und Lüderbach auch Ifta erreicht.In Spichra hatte es inzwischen eine Umstrukturierung der Verteidigung gegeben. Die zwei Pak vom Hörschelberg wurden mit Hilfe von Bauernpferden auf dem Spatenberg oberhalb Iftas in Stellung gebracht. Weiter oberhalb des Spatenberges kam ein völlig neuer Flakpanzer vom Typ "Kugelblitz" zum Einsatz, zudem gingen dort zwei Panzer III (wahrscheinlich Fahrschulpanzer aus Erfurt) in Stellung. Am Werradamm am Stauwasser des Kraftwerkes bezogen deutsche Infanteristen mit Schussrichtung Kraftwerksbrücke Stellung. Luftbildaufnahme von Spichra: Im Mittelpunkt das Wasserkraftwerk. Der mittlere Bogen der Brücke wurde gesprengt. Rechts mit vorgelagerten Waldrand ist der Spatenberg zu erkennen, auf dem sich die deutschen Geschützstellungen befanden. Der Ort Spichra wurde während des Gefechtes beschossen und brannte zu großen Teilen ab. Der Weg, der von Pferdsdorf her von der Straße zum Kraftwerk abzweigt, markiert in etwa den Standort der großen amerikanischen Pontonbrücke über die Werra. Nördlich davon wurde noch eine Schlauchbootbrücke errichtet.weiter zu Teil 2     Mihla,08.03.2005 -