Dokumentenfund bei den Sanierungsarbeiten in der "Goldenen Aue" 

In einer Hülle aus Blei wurden unter dem Saaldach der "Goldenen Aue" Dokumente aus den Jahren 1902, 1921, 1927 und 1959 gefunden.

 

Zur Zeit arbeitet die Zimmermannsfirma Fritze aus Wölfis am Aufbau der neuen Dachkonstruktion für das Dach des Saales. Da die Termine drängen, sind täglich etwa 15 Zimmerleute in Einsatz und, wie der Vorarbeiter Herr Hartung mitteilte, mache man jeden Tag Überstunden, um das Ziel, Nutzung des Saales zur Kirmes im Oktober, zu erreichen.

In der letzten Woche meldete sich der Vorarbeiter per Handy im Rathaus: Beim Abriß des alten Daches sei man auf einen Bleibehälter gestoßen, in dem sich schriftliche Dokumente befänden.

Sofort wurde der Fund untersucht. Es stellte sich heraus, daß darin eine handschriftliche Abschrift des einst in Mihla sehr bekannten Gedichtes "Die Nicker" befindet. Sie ist mit dem Vermerk versehen: Gut aufbewahren! "Die Nicker", ein kritisches Gedicht zum Verhalten der Mihlaer Gemeinderäte am Ende des vorigen Jahrhunderts, die alle Beschlüsse, die von der damaligen Dorfobrigkeit vorgegeben wurden, ohne richtige Diskussion nur "abnicken" würden, machte damals im Dorf die Runde und führte zu einer Verleumdungsklage und gerichtlichem Vorgehen gegen die Verfasser. Trotzdem wurde das Gedicht immer wieder abgeschrieben und sicherlich oft mit Freude von den Mihlaern gelesen. Die im Bleibehälter gefundene Abschrift stammt aus dem Jahre 1902 und könnte vom damaligen Bauherrn der "Goldenen Aue", dem Wirt Engelhardt, stammen. Wie bekannt ist, wurde das Gebäude der heutigen Gaststätte im Jahre 1903 fertiggestellt, der Saalanbau kam 1908 hinzu.

Weiter lagerten in der Kassette noch original Briefumschläge der Brauerei "Rotes Schloß", gerichtet an den Wirt Engelhart, der sein Bier bis zum Schließen der Brauerei 1921 von dort bezogen hat, sowie zwei 1959 aufgesetzte Testamente einer in Mihla nicht bekannten Familie Stocklöw aus dem tschechischen Kaaden, Zeitungsausschnitte und Negative von Fotos sowie ein Dokument über den Bau der Kegelbahn im Jahre 1927.

Zu den Testamenten meldete sich inzwischen Frau Donner, Witwe des früheren Inhabers des Gasthofes. Sie teilte mit, daß es sich bei der Familie Stocklöw um Verwandte ihres Mannes, der lange Zeit Wirt in der "Goldenen Aue" war, gehandelt habe, die nach dem Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben worden waren und dort ihren gesamten Besitz verloren hätten. Kurz vor ihrem Tode hätten sie die Testamente aufgesetzt, die damaligen Zeiten hätten aber dazu geführt, diese sicher in der bereits beschriebenen Bleihülle aufzubewahren. Als Familie Donner die "Aue" verließ, hätte man sich an die Schatulle erinnert, auch gesucht, sie allerdings nicht mehr gefunden. Dies ist nun mit dem Abriß des Daches geschehen.

Mit dem nunmehr zweiten Fund bei der Sanierung der "Aue", vor gut zwei Jahren hatte man unter den Dielen in einem Gastzimmer ein Protokoll der beim Saalbau 1908 beteiligten Handwerker entdeckt, liegen Dokumente vor, die es zukünftig verdient hätten, in einem Mihlaer Heimatmuseum der Öffentlichkeit herzeigt zu werden. Das ist aber zur Zeit leider noch ein Wunschtraum.

 

 

Mihla, im August 2001 - Ortschronist