1907 - Erinnerung an die „Dampfrösser“ im Werratal 

Die im Jahre 1907 eröffnete Werrataleisenbahn brachte zwar nie den von den damaligen Aktivisten des Bahnbaus erhofften Wirkungen, aber mit dem Bau der Sodawerke in Buchenau und dem Sägewerk in Mihla waren es dann nach dem 2. Weltkrieg auch durchaus wirtschaftliche Überlegungen, die den Weiterbetrieb der Strecke zumindest bis Mihla trotz der Lage im und am Grenzgebiet sicherten. 

Vor allem die im Sodawerk Buchenau und im Sägewerk Mihla benötigten Transportkapazitäten waren es wohl, die ein sofortiges Schließen auch dieses Streckenabschnittes verhinderten. Zudem wäre man nicht in der Lage gewesen, die entstehende Transportlücke durch den Busverkehr auszugleichen. So blieb es noch einige Jahre bei dem bisherigen Schienenverkehr, allerdings wurden kaum noch Instandhaltungsarbeiten am Gleiskörper durchgeführt. Dies wäre vor allem am Abschnitt Buchenau-Mihla im Bereich „unter dem Lienig“ nötig gewesen, denn dort rutschte der Bahndamm immer wieder ab, verursachte mehrfach Schäden und führte auch zum Entgleisen von Waggons. Zuletzt wurde der Abschnitt nur noch im Schritttempo befahren.   


Eine schwere Güterzuglok der BR 58 verlässt den Mihlaer Bahnhof in Richtung Buchenau. Die Szene wurde 1952 aufgenommen, direkt am Bahnübergang am ehemaligen Dienstgebäude der Eisenbahnmeisterei. Hier war inzwischen eine Schrankenanlage installiert. 


Eine Tenderlok, vermutlich der BR 58, zieht einen schweren Güterzug mit Soda. Aufgenommen in den 60er Jahren in Richtung Creuzburg. 

Der Fahrplan des Jahres 1961 wies neun Zugpaare auf der Strecke Wartha-Mihla aus, darunter auch vier Triebwagenpaare. Triebwagen waren bereits seit Jahren zunehmend im Einsatz, da sie ökonomischer betrieben werden konnten und nicht das Betriebsgewicht der schweren Dampfloks aufwiesen. 

Es sollte der letzte Personenzug sein, der am Sonntag, dem 13. Mai 1962, zwischen Mihla und Buchenau fuhr. Nun war es soweit: Der inzwischen weitgehend ruinöse Gleisbau und der Zustand eines großen Teils der Strecke im Grenzgebiet hatten diese Entscheidung hervorgerufen. Erhalten blieb der Güterverkehr bis Mihla. Zunächst dreimal am Tage, später weniger, fuhren noch Güterzüge den Mihlaer Bahnhof und das dortige Verkehrsgleis des Sägewerkes an. Noch häufiger bedient wurde der nunmehrige Güterbahnhof Buchenau. 

Dort wurden täglich bis zu vierzig Kohlewaggons benötigt, zudem musste die produzierte Soda abgefahren werden. Dafür kamen sogar noch die schweren Güterzugloks der Baureihe 58 zum Einsatz, wie unsere beiden Fotos zeigen. 


Blick auf Ebenau und die Gesteinsköpfe im Zustand der 60er Jahre. Links ist auch die Eisenbahnstrecke zu erkennen. 

In diesen Jahren unterhielten die Sodawerke zwei eigene Betriebsloks zu Rangierzwecken, vom Typ her Einspeiseloks, für die ein eigener Lokschuppen errichtet worden war. 

Das Ende der Strecke kam dann ganz rasch: Die Stilllegung des Sodawerkes Buchenau im Verlauf des Jahres 1968 beendete auch den Zugverkehr auf der Werrataleisenbahn. Im Herbst 1968 fuhr der letzte Güterzug bis Buchenau und damit war das Ende erreicht. 62 Jahre Zugverkehr waren zu Ende gegangen.  Der Abbau der Produktionsanlagen in Buchenau erfolgte ohne Gleisanschluss! Creuzburg war noch bis zum September 1969 an den Zugverkehr angeschlossen, dann mussten die Reisenden auch hier auf Busse des Kraftverkehrs umsteigen. 

Rainer Lämmerhirt