Flugunfälle am Harsberg 

In den 30er Jahren wurde am Fliegerhang Harsberg bei Lauterbach immer häufiger geflogen. Neben den vielen Eigenbaumaschinen der Fliegerclubs kamen dann mit dem Aufbau der Segelfliegerschule auch die neuesten Modelle der in großer Stückzahl hergestellten SG 38 zum Einsatz. 

Der Schulgleiter SG 38 war das meistgebaute Flugzeug dieser Zeit. Dieses Gleitflugzeug wurde ab 1936 entwickelt und ab 1938 in großer Stückzahl sowohl im Amateur- als auch im Industriebau hergestellt. Der SG 38 wurde hauptsächlich zur Anfängerschulung eingesetzt. Die Abkürzung „SG“ bezieht sich ursächlich nicht auf die Bezeichnung Schulgleiter, sondern auf „Schneider“ in „Grunau“. „38“ steht für das Einführungsjahr 1938. 

Der Start war recht schwierig, ermöglichte aber auch, diesen ohne Anschleppmaschinen durchzuführen und rasch eine stabile Höhenlage zu erreichen. 

Der Gummiseilstart war (nach dem Laufstart) das früheste Startverfahren für Segelflugzeuge. Dazu wurde ein etwa 2–3 cm starkes Gummiseil in der Mitte an einem Haken an der Nase des Flugzeugs eingehängt. An den Enden des V-förmig ausgelegten Gummiseils waren normale Seile befestigt, die von den beiden Startmannschaften aus jeweils vier bis sechs Personen – den sogenannten „Gummihunden“ – besetzt wurden. Am Rumpf des Flugzeugs wurde ein kurzes Seil befestigt, das von zwei bis vier Personen festgehalten (Haltemannschaft) oder aber in einer Startfalle befestigt wird. 

Nach dem Herstellen der Startbereitschaft hält der Fluglehrer den Flügel waagerecht und gibt nun Startkommandos. Auf das Kommando „Ausziehen!“ beginnen die Startmannschaften ihr Seilende zu straffen und auszuziehen. Auf das Kommando „Laufen!“ laufen die Startmannschaften los und bringen das Seil auf die optimale Spannung. Sobald diese erreicht ist, gibt der Fluglehrer das Kommando „Los!“, worauf die Haltemannschaft ihr Seil loslässt oder die Startfalle durch den Fluglehrer entriegelt wird. Das Flugzeug wird vom Gummiseil beschleunigt und hebt ab. Beim Überfliegen der „Gummihunde“ fällt das Gummiseil aus dem Haken heraus. 

Idealerweise startete man am Hang, da bei Ausklinkhöhen unter zehn Metern der Flug sehr schnell zu Ende wäre. In den 1930er-Jahren wurden durch die Ausnutzung von Hangaufwinden Flugzeiten von mehreren Stunden erreicht, so auch am Harsberg. 

Am Harsberg kam auch das Grunau-Baby in mehreren Versionen (vor allem Baby II) zum Einsatz. 

Das Grunau Baby war eines der am häufigsten gebauten Segelflugzeuge. Zwischen 1931 und 1945 wurden in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern mindestens 4.000 Exemplare hergestellt. Seine Flugeigenschaften waren ideal und gut ausgebildete Piloten konnten mit diesem Segler unendlich lange Dauerflüge und Zielflüge absolvieren. Gerade dafür wurde alsbald der Harsberg bekannt. 

Die häufigen Flüge am Fliegerhang führten jedoch auch immer wieder zu Flugunfällen, von denen einige schon spektakulär waren. 

Seitenwinde, Windböen oder Flugfehler ließen etliche Maschinen in die benachbarten Wälder gleiten und dort mit Bäumen kollidieren. Einige Maschinen gingen auch bei Start und Landung zu Bruch. 

Aus der Sammlung von Herrn Manfred Krieg haben sich dazu einige Fotos bis heute erhalten: 

  
Im April 1941 stürzten diese Schulgleiter am Hang ab. 


Spektakulär auch diese Landung in einem Baum.

- Ortschronist -