Vor 250 Jahren herrschte in Mihla buntes Jahrmarkttreiben 

Mihla besaß bereits im Mittelalter Marktrechte. Doch erst im 18. Jahrhundert entwickelte sich in unserem Ort für einige Jahre ein regelrechtes Jahrmarkttreiben, dass Händler aus Nah und Fern anzog. 

Sicherlich hatte es seit dem Mittelalter in Mihla immer wieder Märkte gegeben. Dazu trug die Lage am Verlauf der bereits genannten Handelsstraßen sowie an der schiffbaren Werra bei. Neben der alten Bezeichnung „Am Markt" und „Marktstraße" deuten darauf auch die beiden seit 1620 immer wieder genannten Herbergen, die „Rote" und die „Schwarze Herberge", hin. In ihnen übernachteten durchreisende Kaufleute. Eine gewisse Rolle spielte neben der Werraschifffahrt auch die seit 1623 nachweisbare Holzflößerei. 

   
Jahrmarktszenen in einer Darstellung des 19. Jahrhunderts. 

Das Entstehen von regelmäßig (dreimal im Jahr) durchgeführten Jahrmärkten verweist auf eine gesteigerte Nachfrage nach landwirtschaftlichen und handwerklichen Produkten, aber auch auf eine wiedereinsetzende Handelstätigkeit. Die Vielzahl der im Ort wirkenden Handwerker erreichte eine solche Produktivität, die den Eigenbedarf überschritt. In dieser Zeit wurden Müller, Bäcker, Weißbäcker, Fleischer, Zimmerleute, Schmiede, Leineweber, Fuhrleute, Bader, Pechsieder, Korbmacher, Kleiber, Köhler u. a. genannt. Natürlich waren auch die Vertreter der herzoglichen Regierung und die Harstalls am Entstehen der Jahrmärkte interessiert, füllten sie doch durch erhobene Extrasteuern und Zollgebühren die Kassen. Schon 1752 vermeldete der Heimbürge Ausgaben für gekauftes „Jahrmarktgerät", um zusätzliche Marktstände bereitzustellen. Auch die Gemeinde war durch Standgebühren am Gewinn beteiligt. Jährlich eingesetzte „Kollekteure" nahmen dieses Geld ein. 1752 betrug der Gewinn für die Gemeinde 9 Taler, 23 Groschen und 2½ Pfennige. 

Der Mihlaer Jahrmarkt erfreute sich bald größter Beliebtheit, nicht nur in der unmittelbaren Umgebung. Dies gab dem hochadligen Gericht der Harstalls den Anlass, durch gesetzliche Festlegungen den Ablauf der Jahrmärkte zu regeln. Am 12.2.1752 ließ der Gerichtsdirektor Wedekind eine „Jahr-Markt-Observation" anschlagen. In der einleitenden Passage hieß es: „... (dass) bei gnädigst concerdicten Jahrmärkten allhier nötig (sei), dass ... Verordnungen getroffen werden ..." 

Mit insgesamt 10 Punkten wurden bei Strafandrohung für die Märkte fördernde Festlegungen getroffen. Dabei musste auch das in der Dorfordnung enthaltene Verbot der Beherbergung von Fremden aufgehoben werden. Dies war nötig, da die Herbergen nicht alle Käufer und Händler unterbringen konnten. 

Andere Festlegungen betrafen Höchstpreise sowie Aufforderungen an alle Anspänner, ihre Pferde und das Rindvieh auf den Mihlaer Märkten zu kaufen, sowie die Forderung an die Wirte, sich mit ausreichenden Getränken und guten Speisen zu versehen. Federführend für die Verordnung war der Gedanke, durch günstige Bedingungen mehr Besucher anzulocken. Allen Bewohnern wurde angeraten, „... sich gegen die Fremden bescheiden aufzuführen und keinen Anlass zum Unfug und Zänkereien zu geben". 

Wie die weitere Entwicklung bewies, waren Käuferstrom und Ausstrahlung der Märkte nicht durch gerichtliche Festlegungen zu beeinflussen. 1753/54 wurden noch 3 Taler und 2 Groschen an Standgebühren eingenommen. Bald darauf brach der 7jährige Krieg aus. Der allgemeine Rückgang der wirtschaftlichen Beziehungen sowie die Kriegslasten berührten auch die Mihlaer Jahrmärkte. 1759/60 kamen noch 1 Taler und 17 Groschen ein, bald jedoch ließ die allgemeine Handelsstagnation die Jahrmärkte gänzlich zum Erliegen kommen. 1768 tauchten sie letztmalig in den Gemeinderechnungen auf. Bis 1778 wurden sie noch in den Schriftstücken der Gemeinde erwähnt, um danach für über 40 Jahre in Vergessenheit zu geraten. 

- Ortschronist Rainer Lämmerhirt -
Mihla