1. Jh. - Mittelalterliche Wallburgen im Hainich 

Die Burgruine Haineck oberhalb von Nazza erfreut sich zunehmender Beliebtheit bei Besuchern. Was vielen Besuchern allerdings weniger bekannt ist; in unmittelbarer Nähe der Haineck gibt es mehrere Wallanlagen, die zum größten Teil noch vor der Erbauung der Burg 1392 entstanden sind. Zu nennen wären die Altenburg, die Hassenburg und die Hönigenburg, alles Wall-Erde-Anlagen, deren Entstehung in Zusammenhang mit den Grenzbefestigungen des 13. und 14. Jahrhunderts zwischen den Thüringer Landgrafen und den Erzbischöfen von Mainz zu vermuten sind. 

Am besten erhalten ist die Altenburg, direkt gegenüber der Haineck gelegen.

Die Burgstelle erhebt sich etwa 1 Kilometer nördlich von Nazza auf einer ins Tal vorspringenden Bergnase mit nach drei Seiten steil abfallenden Hängen. Nach dem Aufbau der Anlage, umlaufender Wallgraben, der eine kleine runde Wohnfläche umschließt, könnte es sich sogar um einen hochmittelalterlichen Adelssitz handeln. 

Die Bewohner von Nazza haben dies wohl auch so gesehen, denn im Unterschied zur Haineck nannten sie die Burg, dessen richtiger Name urkundlich bisher noch nicht fassbar wird, eben Altenburg; also älter als die Haineck. 

Der Rundling, so nennt man diese Art von Befestigung, besitzt in der Bebauungsfläche einen Durchmesser von 11 Metern, der Graben ist heute noch 5 Meter tief und gut 10 Meter breit. 


C= Wallgraben, A= Burghügel, B= Plateau, Orientierungsplan zur Lage der Altenburg: 1- Altenburg, 2- Haineck 

Südöstlich kann man eine tiefer gelegene Vorburg erkennen, deren Ausmaße etwa 35 x 20 Meter betragen. Somit erreicht die Gesamtanlage, die sich von Nordwest nach Südost erstreckt, eine beachtliche Größe. 

Mauerreste haben sich nicht erhalten. Vermutlich war auch nur im Bereich der Hauptburg ein steinerner Turm vorhanden, alle anderen Gebäude dürften in Holz ausgeführt gewesen sein. Zur genaueren Bestimmung der Burg liegt die Vermutung nahe, dass es sich um den Burgsitz der Herren von Nazza gehandelt haben kann. Dieses Adelsgeschlecht war vom 12. bis zum 15. Jahrhundert sehr aktiv und weit verbreitet, erreichte beachtliche Macht in der Region. Mit

Sicherheit haben die Herren von Nazza nicht im gleichnamigen Ort gesessen, sondern hatten ihren Stammsitz auf einer Burg in der Nähe. 

Mit dem Bau der Haineck 1392 und dem Festsetzen der Landgrafen im Nazzaer Raum verlor die Familie, die zu dieser Zeit schon kaum noch Rechte und Einkünfte in Nazza selbst besaß, wohl auch bald die Verfügung über den Burgsitz. Vielleicht war dieser am Ende des 14. Jahrhunderts bereits aufgegeben, könnte aber als “Warte” auch noch einige Zeit im Zusammenhang mit der Landwehr über den Fuhsberg genutzt worden sein. Schon bald aber verloren sich die Spuren der Befestigung, da die Haineck allmählich alle ursprünglich bestehenden Rechte wie Gerichtsbarkeit und Amtssitz an sich zog und diese dann nach dem Erwerb der Herrschaft Haineck und der Burg an die Herren von Hopffgarten fielen.


Blick über den Wallgraben zum Burghügel der Altenburg. 

Diese hier getroffenen Aussagen lassen sich bisher urkundlich nicht nachweisen, erscheinen aber unter dem Blickwinkel der baulichen Zuordnung der Reste der Altenburg und unter Berücksichtigung der Familie von Nazza als durchaus logisch und möglich. Einen tatsächlichen Nachweis kann wohl nur eine Grabung auf der Altenburg erbringen. 

Die Hassenburg, als Flurname in Nazza noch bekannt, liegt etwa 1 Kilometer südwestlich von Nazza auf dem Osthang des Fuhsberges. Sie soll als Warte Bestandteil der landgräflichen Landwehr gewesen sein. Die Stelle wird mit einem Geröllplatz am Rande eines Ackers näher bezeichnet und dürfte einst aus einem umlaufenden Wall mit Erde- und Holzbefestigungen bestanden haben. An die alte Befestigung, die dann mit der Landwehr wohl im 14. Jahrhundert entstanden ist, könnten noch die Flurbezeichnungen “Burghahnsgraben” und “Oberer Burghahn” erinnern.  


Oberhalb Nazzas, unweit der alten Landwehr und bei der „Hassenburg“, wurde von der IG Historische Grenzsteine aus Nazza ein Grenzstein saniert und diese Erinnerungstafel aufgestellt. 

- Rainer Lämmerhirt -