1907 - Wie sich Ortsbilder in nur wenigen Jahren ändern 

Heute wollen wir zwei Fotografien vergleichen, zwischen deren Entstehung ungefähr 30 Jahre liegen. 30 Jahre, in denen allerdings in Mihla entlang der Bahnhofstraße viel gebaut wurde und sich daher die Ansicht mächtig veränderte. 

Beide Aufnahmen entstanden in etwa vom gleichen Standort, der Straßenbrücke über die neue Eisenbahnlinie mit Blick auf die gerade im Bau (erstes Foto) bzw. schon 20 Jahre im Betrieb befindliche Werrabrücke der Eisenbahnstrecke von Eisenach über Creuzburg nach Mihla und weiter nach Treffurt. 

Die erste Aufnahme, das Foto wurde uns von Herrn Henry Fehr zur Verfügung gestellt, entstand während des Baus der Werrataleisenbahn im Frühjahr 1907. Der Fotograf hat die Bauarbeiten an der Mihlaer Eisenbahnbrücke über die Werra aufgenommen. Er steht auf dem zweiten Brückenbauwerk, welches damals entstand, dem sogenannten „Viadukt“. 

Unter dieser Brücke verlief die Einsenbahnstrecke in Richtung Ebenshausen über den Sand. Die Pfeiler der Brücke stehen bereits und gearbeitet wird am Bahndamm. Man kann ahnen, welche Erdmassen mit der damaligen Technik bewegt werden mussten! Auch das Werrahochwasser scheint ein Problem gewesen zu sein. 

Interessant ist auch der Blick auf den Hintergrund der Fotografie: Links erkennt man die Heckenbegrenzung des Cuxhofparkes und darin schemenhaft das Gebäude der früheren Cuxhofbrauerei, heute im Betriebsgebäude der Firma Fresenius-Clinico versteckt. Davor, an der heutigen Eisenacher Straße, steht ein einsames Wohnhaus. Dieses Haus, heute noch erhalten, war die erste Wohnbebauung in diesem Gebiet. 

Die Feldstraße existiert noch nicht einmal ansatzweise und die Bahnhofstraße ist ohne jegliche Bebauung. Dort wo heute Wohnblocks und Familienhäuser stehen, lagen damals Äcker und Wiesen am Hainberg. Lediglich auf der Mihlaer Höhe ist ein weitres Wohnhaus, der Vorgängerbau der Villa „Elisabeth“, heute Wohnhaus der Familie Bornmüller, zu erkennen. 

Es lohnt sich also, auch die Einzelheiten genauer in Augenschein zu nehmen: Schauen wir uns die gleiche Szene 30 Jahre später an. 

Die Werrabrücke ist natürlich schon lange fertiggestellt. Über diese rollt gerade ein Personenzug, der den Bahnhof Mihla verlassen hat. Er wird von einer Dampflok der Baureihe 74 gezogen. 

Die Straßenbäume entlang der Bahnhofstraße sind tüchtig gewachsen. Die Wohnbebauung auf der Mihlaer Höhe ist gewachsen und die Landstraße nach Eisenach ist aufgrund der inzwischen erfolgten Anlage von Straßenbäumen kaum noch zu erkennen. 

Zwischen der Mihlaer Höhe und der Einmündung der Feldstraße erkennt man eine neu errichtete große Scheune, heute an der Einmündung der Gartenstraße in die Eisenacher Straße. 

Die meisten Veränderungen sind an der heutigen Feldstraße erfolgt. Mehrere Wohnhäuser, darunter das Polizeihaus (viertes Gebäude von oben) sind entstanden und der alte Feldweg ist zur Fahrstraße ausgebaut. 

Interessant wäre nun ein Blick heutigen Tags. Weitere erstaunliche Veränderungen wären zu erkennen. Auf jeden Fall fehlt die 1945 gesprengte und in den 60er Jahren abgebaute Eisenbahnbrücke. 

(Fotos Ortsarchiv und Museum im Mihlaer Rathaus) 

- Ortschronist -