Postkarten unserer Region: Ebenshausen, Probsteizella, Freitagszella und Hahnroda, Siedlungen und Höfe im Spiegel der Geschichte 

Die Gemeinden Ebenshausen (288 Einwohner am 31.12.2011, 191 m. ü. NN) und Franken-roda (337 Einwohner, 184 m. ü. NN) mit dem zugehörigen Einzelgehöft Probsteizella liegen am Mittellauf der Werra zwischen Mihla und Treffurt. Die Siedlungen entstanden in der letzten Phase des Landesausbaus im Verlauf des 12. Jahrhunderts. 

Neben diesen beiden Orten wurden auch die Kleinsiedlungen Werthausen, Wesse, Münsterkirchen, Almenhusen und Freitagszella, alle an der Werra zwischen Mihla und Probsteizella gelegen, gegründet. 

Oberhalb Mihlas wurde im Jahre 1484 der Hof Hahnroda urkundlich genannt. Wesse und Münsterkirchen verfügten über eigene Kapellen. Freitagszella und Münsterkirchen standen im Zusammenhang mit dem Creuzburger St. Jakobskloster. 

Außer Freitagszella und Hahnroda, beide heute Ortsteile von Mihla, gingen diese Siedlungen während den Wüstungswellen des 14.Jahrhunderts wieder ein, blieben aber in Sagen und Legenden und anhand der Flurnamen bis heute bekannt. 

Für Ebenshausen, welches erstmals im Jahre 1229 in einer Urkunde des Thüringer Landgrafen Heinrich Raspe erwähnt wurde, wird ein Ewan als Gründer angenommen. 

Frankenroda entwickelte sich in der Nachbarschaft der im Jahre 1104 begründeten klösterlichen Niederlassung Probsteizella. Erzbischof Ruthard von Mainz weihte einen Altar an dieser Stelle. Der Versuch, in Probsteizella ein Kloster aufzubauen, scheiterte an den Streitigkeiten um die Zugehörigkeit zwischen verschiedenen Klöstern des Erzbistums. Letztlich konnte sich das Erfurter Peterskloster durchsetzen und Probsteizella verblieb gemeinsam mit dem Besitz über das Dorf Bischofroda an der Lauter beim Erfurter Kloster, aber die geringe Wirtschaftskraft in der schmalen Werraaue verhinderte eine erfolgreiche Entwicklung. Die neue „Zelle“ wurde letztlich als Probstei, als Wirtschaftshof, genutzt. 


Ansichtskarte von Ebenshausen mit der Gastwirtschaft Gernandt, der Kirche und einem Gesamtblick, um 1920, Sammlung Lämmerhirt. 

Der Nachbarort Frankenroda, nur zwei Kilometer südwestlich gelegen, wurde urkundlich erstmals im Jahre 1229 im Zusammenhang mit Schenkungen des Landgrafen an das Erfurter Peterskloster zugunsten der neuen Zella an der Werra erwähnt. Die Bewohner in Fran-kenroda und auch in Ebenshausen wurden lange Zeit in Gottesdiensten und mit religiösen Handlungen durch die Mönche aus Probsteizella versorgt. 

Frankenroda erhielt im 13. Jahrhundert eine eigene Kirche, eine Katharinenkirche, die im Jahre 1781 ihre heutige Gestalt erfuhr. 

Die Ebenshäuser Dreifaltigkeitskirche entstand gar erst im Jahre 1714 durch eine private Spende. Die enge wirtschaftliche und auch gerichtliche Bindung an die Probsteizella und das Erfurter Peterskloster führten dazu, dass sich in den Ortschaften keine eigenständigen adligen Grundherrschaften herausbildeten. Mit der Herausbildung der landesherrschaftlichen Ämterverwaltung im Verlauf des 14. Jahrhunderts entstand das Amt Haineck auf der gleichnamigen Burg oberhalb Nazzas. 


Ansichtskarte aus Frankenroda und Probsteizella um 1910 mit dem Frankenrodaer Gasthof Schreiber, dem „Heinrichsturm“ („Türmchen“), einer Ansicht von Probsteizella und den Falkener Klippen, Sammlung Lämmerhirt. 

Zu Beginn des 16.Jahrhunderts erwarben die im Hainichgebiet begüterten Herren von Hopffgarten diese Burg und das zugehörige Amt. Dazu zählten auch Rechte in Ebenshausen. Nachdem das Amt Haineck durch landesherrschaftliche Erbteilungen an das Haus Gotha der Wettiner Herzöge gefallen war, bildete sich eine territoriale Zersplitterung in dieser Region heraus, wie sie schlimmer kaum vorstellbar ist. 

Das Weimarische Amt in Creuzburg war für die Zivilgerichte zuständig, die Herren von Hopffgarten besaßen die Kriminalgerichtsbarkeit und die in Mihla sitzenden Herren von Harstall verfügten über einen großen Teil der Erbzinsen, Abgaben und Lasten. 

Die Folgen dieser Zustände waren ständige Gerichtsstreite, die seit der Mitte des 17. Jahrhunderts anhielten und vor allem um die Zugehörigkeit der bäuerlichen Grundstücke auf dem Flurstück „Werthausen“, der Flur eines im 14. Jahrhundert wüst gefallenen Dorfes, von bäuerlichen Eigentümern, den Gemeinden Ebenshausen und Mihla sowie den Herren von Hopffgarten und Harstall geführt wurden. Ein abschließender Schiedsspruch konnte gar erst im Jahre 1938 erreicht werden. Ebenshausen blieb bis 1922 zum Herzogtum Gotha zugehörig, der Nachbarort Mihla lag im Herzogtum Sachsen-Weimar und Probsteizella unterstand als Lehen weiterhin dem Erfurter Peterskloster. Im 16. Jahrhundert veränderte die Lutherische Reformation die Situation in Probsteizella grundlegend. Zunächst hatten sich an einem Felsen an der Werra unweit der Probstei im April 1525 aufständische Bauern aus Falken und den benachbarten Dörfern versammelt und auch den Wirtschaftshof selbst geplündert. 


Die legendenreiche „Bauernkanzel“ bei Probsteizella. 

Die Erinnerung an jene Tage lebt bis heute in der Tradition der „Bauernkanzel" weiter. Während die umliegenden Orte rasch zum neuen Glauben übergingen, wurde Probsteizella in ein Wirtschaftsgut umgewandelt, blieb aber als Lehen des Erfurter Petersklosters bestehen. Versuche der Weimarer Herzöge diese katholische Exklave ihrem Gebiet anzugliedern, scheiterten. 

Erst mit den Napoleonischen Kriegen und den neuen Grenzregelungen des Wiener Kongresses 1815 entstand das Kammergut Probsteizella, welches vom Weimarer Großherzog verpachtet wurde. 

Mit der Gebietsreform in der Weimarer Republik 1922 erfolgten schließlich die Lösung von Bischofroda und die Angliederung an die Gemeinde Frankenroda. Trotz der bis 1922 unterschiedlichen Landeszugehörigkeit verband die 1907 auf Betreiben Preußens (Treffurt und Falken waren 1815 preußisch geworden) ausgebaute Werrataleisenbahn von Eisenach über Creuzburg und Mihla zum Verkehrsknotenpunkt Treffurt alle Orte des Werratals. Ebenshausen und Frankenroda erhielten einen gemeinsamen Bahnhof. 

Der 2. Weltkrieg, alle Werrabrücken wurden in den letzten Kriegstagen gesprengt, und die danach entstehende innerdeutsche Grenze (Probsteizella lag bereits im „Sperrgebiet“) beendete diese Entwicklung. 

Heute verläuft auf der alten Eisenbahntrasse der bekannte Werratal-Radweg und eine der Brücken zwischen Ebenshausen und Frankenroda konnte dafür wiederaufgebaut werden. In Probsteizella ist nach der Nutzung als Betriebsferienlager zu DDR-Zeiten ein Landgasthof mit Campingplatz und Reiterhof entstanden. 

Aus: "Der Hainich. Landschaften in Deutschland, Leipzig 2018"