1760 Räuberbanden vor 250 Jahren 

Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts wurde Deutschland von einer Hungersnot heimgesucht. Immer wieder verregnete der Sommer, das Getreide, damals noch Hauptnahrungsmittel für die Menschen, verfaulte auf dem Halm. Teuerungen setzten ein und schon bald starben die Menschen an den verschiedenen Krankheiten. Rasch entwickelte sich sozialer Sprengstoff. 

Eine besondere Erscheinung jener Jahre war daher, dass vielerorts Räuberbanden auftraten. Im engen Zusammenhang mit diesen sich meist aus ruinierten Bauern, Tagelöhnern und desertierten oder entlassenen Soldaten zusammensetzenden Banden ist auch die Zunahme der Wilddieberei und das Auftauchen von vagabundierenden Banden zu sehen. 

Natürlich richteten sich die Anschläge der Räuberbanden meist gegen die Besitzenden. Dadurch entstanden im Volk bald zahlreiche Legenden und Sagen über einzelne bekannte Führer, die bis zur Verehrung ausgeschmückt wurden. 

Um 1760 bis 1770 wurden in Thüringen die Banden des Schwarzen Friedrich und des Schwarzen Böttchers bekannt. 

In Verbindung mit der Bande des Schwarzen Böttchers stand die im Hessischen auftretende Bande des Räubers Florian Henning. Gerade um seine Figur rankten sich bald unzählige Legenden. 


Der Heldrastein oberhalb von Schnellmannshausen und Heldra. Dort hatte in der „Henninghöhle“ der Räuberhauptmann Florian Henning seinen Schlupfwinkel, Interessengemeinschaft Heldra.  

Die Bande, deren Schlupfwinkel in einer Höhle des Heldrasteines angegeben wurde, hatte in den umliegenden Orten Zuträger und Anhänger, so auch in Mihla. Um eine solche Person rankt sich die Überlieferung um einen in Mihla erfolgten Mord. Danach soll der „schöne Gabriel", einer der Spießgesellen des Räuberhauptmanns Henning, einen abtrünnigen Anhänger, der „Am Bach" wohnte, hingerichtet haben. Der findige Räuber konnte sich vor den Landhusaren danach auf der Burgruine Haineck verstecken. 


Der „Schöne Gabriel“, ein Spießgeselle von Florian Henning, soll sich auf der Burg Hainick bei Nazza versteckt haben. 

Sind die Geschichten um die Henning-Bande auch in ein sehr zweifelhaftes Licht gerückt, so trifft dies auf eine andere Diebesbande nicht zu. 

In den Dörfern zwischen Mihla und Berka unternahmen 1764, also unmittelbar nach dem Ende des 7jährigen Krieges, eine mindestens aus vier Personen bestehende Bande mehrere Diebstähle und Überfälle. 

Bekannt sind sie aus Lauterbach und Bischofroda. Am 28.3.1764 verhafteten die eingesetzten Landhusaren diese Räuber bei Mühlhausen und nach abgeschlossener Untersuchung wurden der Anführer Johann Anton Vogel durch das Schwert sowie 3 weitere Räuber durch den Strang in Eisenach hingerichtet. Neben diesem damals alle Gemüter erregendem Geschehen ließ die herzogliche Regierung ein schärferes Vorgehen gegen die „Landstreicherplage" ankündigen, allerdings stellte sich wohl kaum ein rascher Erfolg ein. 

Schon wenig später trafen die Meldungen über den Volksaufstand in Paris ein, den Sturz des Königs, und es dauerte nicht lang, das sangen die Gassenjungen in Eisenach: „Jetzt kommen die Franzosen, um zu prügeln die Großen“. 

Die kamen dann auch bald in Persona des Eroberers Napoleon. So hatten sich die Deutschen die Wirkungen der Revolution nicht unbedingt vorgestellt. 

Rainer Lämmerhirt