1909 - Interessante Infos über das Sodawerk Buchenau aus berufenem Munde 

Vor einigen Tagen erhielt ich einen Anruf aus Falken. Am Telefon meldete sich Herr Kurt Fischbach, 93 Jahre alt und mir seit geraumer Zeit als der Kenner der Geschichte des Sodawerkes Buchenau bekannt. 

Er begann in Buchenau seine berufliche Tätigkeit 1952 als Ingenieur und leitete das Werk schließlich von 1959 bis zum Abbau der Ablagen 1969. Sicher der letzte Zeitzeuge, der über das Werk genau Bescheid weiß. 

Da auch mein Vater und meine beiden Großväter „Buchenauer“ waren, entstand schnell ein Gespräch über die Geschichte des Werkes. Kurt Fischbach übergab mir zum Abschied einen dicken Ordner mit Fotos und Texten zur Werksgeschichte. Dieser Ordner wird nun in unser Mihlaer Museum im Rathaus eingearbeitet. Einige Fakten und Fotos sollen heute mit seiner Zustimmung öffentlich gemacht werden. Danke an Herrn Fischbach! 

Die Kenntnis über ausgedehnte Salzstöcke im Bereich der Werra zwischen Buchenau und Creuzburg ist sehr alt. Erinnert sei an die Saline Wilhelmglücksbrunn, deren Anfänge in das hohe Mittelalter reichen. 

Im Jahre 1909 ließ der Kommerzienrat von Dreyse, damals Bewohner der Creuzburg und aus einer „Erfinderfamilie“ stammend, ein geologisches Gutachten über die Salzstöcke bei Buchenau anfertigen. 

Das Gutachten belegte auf einer Fläche von etwa 23 Quadratkilometern und in einer Stärke von annähernd 20 Metern ein recht gewaltiges Steinsalzflöß. 

Ein Jahr später gründete er die Dreyse-Sodafabrik Buchenau. Es war beabsichtigt, durch ein Nassverfahren das Steinsalz zu fördern und daraus industriell verwertbare Mineralien, vor allem aber Ammoniaksoda zu gewinnen. Die rasch voranschreitende industrielle Entwicklung in Deutschland verlangte geradezu nach immer neuen Mengen an Soda. 

Günstig bei der Betriebsgründung wirkte sich auch der Bau der Werrataleisenbahn von Eisenach bis Treffurt aus. Ebenau erhielt dabei einen Haltepunkt, mit dem Aufbau des Sodawerkes wurde dieser nach Buchenau an den Rand des Betriebsgeländes verlegt.

Die notwendigen Genehmigungen zogen sich lange hin. Vor allem die Einleitung der Abwässer in die Werra war bereits vor über einhundert Jahren ein Problem. Hinzu kamen die Folgen des 1. Weltkrieges. 

1922 übernahmen die Werrawerke AG aus Eiseenach die Betriebsstätte. Schon bald zeigte sich, dass die geförderten Mengen an Salz nicht für eine größere Produktion ausreichten. Am gegenüberliegenden Werraufer wurden weitaus umfangreichere Salzlagerstätten entdeckt, die nun über Rohrleitungen und Rohrbrücken in das noch kleine Werk geleitet wurden. 

1927 war es dann soweit: Das Sodawerk Buchenau nahm seine Produktion auf. Rasch entwickelte sich der Betrieb. Anfang der 30er Jahre wurde der oberhalb Ebenaus liegende Kalksteinbruch erschlossen, 1931 wurde deshalb eine eigene Werksbahn errichtet. 1933 entstand der erste 55 Meter hohe Schornstein. Wurden 1929 noch 40 Tonnen Soda am Tag produziert waren es dann in den 40er Jahren bereits über 80 Tonnen. 

Bis 1969 wurden in Buchenau immer größere Mengen an Soda produziert. Die Gründe der Stilllegung des Werkes sind ganz verschieden, wie Kurt Fischbach erzählte. Bis heute haben sich darüber etliche Legenden erhalten. 

Schauen wir uns einige der Fotos an, die nun im Original durch Herrn Fischbach im MIhlaer Museum zu sehen sind: 


Blick auf das Betriebsgelände in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Links am Bildrand ist einer der Bohrtürme zu sehen, rechts eine der Rohrbrücken. 


Blick auf den Buchenauer „Bahnhof“, Aufnahme von 1936. Links wieder der Bohrturm. 


Einer der Bohrtürme im Zollert, 1936. 

- Ortschronist Mihla -