Kalenderblatt: Vor 400 Jahren stürmten erzürnte Prager Bürger die Prager Burg 

Vor 400 Jahren, am 23.Mai des Jahres 1618, erstürmten erzürnte Prager Bürger die Kaiserliche Kanzlei in der Prager Burg. Dann stürzten sie drei der aus ihrer Sicht für die neue Politik der Habsburger in Böhmen Verantwortlichen aus dem Fenster. Diese überlebten diesen Angriff. Was dann geschah, sah zunächst nach einem Aufstand in einem von Thüringen weit entfernten Land des großen Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation aus ... 


Vor 400 Jahren: Der "Fenstersturz zu Prag". 

Doch dann entfesselte sich an diesem Fenstersturz ein solcher Krieg, der über eine Generation menschlichen Lebens hinweg beinahe allen Teilen des Reiches in eine nicht endende Kette von Kämpfen, Plünderungen, Hungersnöten und Krankheiten brachte. Ausländische Mächte mischten sich ein, angeblich, um der jeweils bedrängten Religion zu Hilfe zu kommen, in Wahrheit wohl, um die Schwäche des Reiches für eigene Machtansprüche zu nutzen. 

Was genau vor 400 Jahren begann, führte zum schlimmsten Morden, welches Deutschland in seiner Geschichte erlebt hat. 

Nach 30 Jahren waren über sieben Millionen Menschen nicht mehr am Leben. 

Die Bevölkerungsverluste lagen damit über denen des 1. und auch des 2. Weltkrieges. 

Das Land war völlig ausgeplündert. Neben der wütenden Soldateska hatten dazu auch der ständige Verfall der Währung, aber noch mehr die durch die Soldaten immer wieder eingeschleppten Krankheiten, Pest, Ruhr und andere, beigetragen. Ganze Landstriche waren völlig verödet und menschenleer. Die Lage Deutschlands in der Mitte Europas, die politische und religiöse Zerrissenheit des Landes und die Schwäche seiner Zentralgewalt luden die ausländischen Mächte geradezu ein, in Deutschland Krieg zu führen. 

Der Wiederaufbau begann schon während des Krieges. Er dauerte aber länger als eine Generation. Man sagt, erst einhundert Jahre später wäre der Zustand von vor 1618 im Durchschnitt wieder erreicht worden. 

Viel länger wirkten die seelischen Schäden der Überlebenden, die Erinnerung an das unfassbare Geschehen. 

- Ortschronist -