Weihnachten in alter Zeit 

Nicht immer in der Geschichte unseres Ortes verlief die Weihnachtszeit so friedlich und mit Vorfreude und Lichterglanz erhellt wie in unseren Tagen. Wir wollen uns daher einmal anschauen, was die Mihlaer Chronik über frühere Jahre zu berichten weiß: 

Traurig waren die Weihnachtsfeiern in den Kriegszeiten. Weihnachten 1914 glaubten viele Menschen noch daran, dass der furchtbare Krieg bald zu Ende sei. Viele Männer waren „im Felde“, eingezogen zur kaiserlichen Armee, einige bereits gefallen. Die Weihnachtsandacht in der Mihlaer Kirche endete mit dem Wunsch, dass bald Friede sei. 

Das kam nicht so… Die Weihnachtsfeiern der nachfolgenden Jahre wurden daher sehr einfach und ruhig gefeiert. Die Zahl der Gefallenen aus Mihla nahm stetig zu. Ende 1918 waren es bereits über 60 Männer und die Trauer in den Familien war groß. Zehn Männer galten als vermisst, viele waren in Gefangenschaft. 

Im Dezember des Jahres 1919, der ersten Friedensweihnacht nach dem 1. Weltkrieg, gab es bei vielen Familien in Mihla und Lauterbach Freude. Die noch immer in französischer oder englischer Kriegsgefangenschaft befindlichen Männer, über 20 an der Zahl, kehrten in ihre Heimat zurück. Das betraf allerdings noch nicht alle. Die Briten entließen ihre Gefangenen später und in Lauterbach kehrte Christoph Hasert, Sohn des Landwirts Albert Hasert, als erster Soldat aus englischer Gefangenschaft zurück. 

Ein Jahr später, im Dezember 1920, gab es weniger gute Nachrichten: Der neue Besitzer des „Roten Schlosses“, Lichtenberg, musste kurz vor den Festtagen Konkurs anmelden. Die hohen Schulden belasteten auch die Gemeinde. 

Im Dezember 1921 greift die Verwaltungsreform des Landes Thüringen auch auf unsere Region über: Nach der Auflösung der Fürstentümer werden die früheren gothaischen Orte Lauterbach, Neukirchen und Nazza dem Kreis Eisenach angegliedert. Die Regierung in Weimar plant, Mihla und Lauterbach zu einer Großgemeinde zu vereinen. Unruhe gerade zu Weihnachten macht sich breit.


Solche Weihnachtskarten wurden in der Zeit des 1. Weltkrieges verschickt! Eine Korporalschaft deutscher Soldaten, darunter Männer aus Mihla, stellen sich vor dem Weihnachtsbaum zum Foto, Weihnachten 1915, verschickt an die Angehörigen.  (Museum im Mihlaer Rathaus) 


Kurz vor Weihnachten waren alle Mihlaer noch Millionäre, manche sogar „Billionäre“, doch dann wurde die neue und stabile Rentenmark eingeführt und alles normalisierte sich. Kein einziger Einwohner war traurig, nicht mehr über Millionen zu verfügen, die Inflation war vorüber. 

Erfreuliches 1922: Die neu gegründete Mädchenturnriege unter Leitung der engagierten Arztfrau Evers führt zu Weihnachten im Saal der „Goldenen Aue“ ein Schauturnen vor, dass sehr gut besucht ist. 

Das Jahr 1923 bringt viel Aufregung und große Probleme. Die Inflation lässt jeden Mihlaer zum Millionär werden, allerdings kann man sich für die immer neuen Geldscheine nichts kaufen!

Trotzdem sammelt die Gemeindeschwester Frieda Hohl für die notleidende Bevölkerung in den Städten Lebensmittel. Es kommen zwei Zentner Mehl, 20 Brote, Wurst, Speck und 200 Eier zusammen. 

Zu Weihnachten 1923 beruhigt sich alles wieder. Die neue Währung, die Rentenmark, wird allgemein angenommen. 


Eröffnung der Buslinie Eisenach-Mühlhausen zu Weihnachten 1927. Erinnerungsfoto auf der verschneiten Struppeiche. 

Nach den Feiertagen 1925 taut es stark und die Werra führt ein solches Hochwasser, wie man es seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt hat. 

Am Abend vor dem 24. Dezember 1926 feiert die Turnerschaft Mihla ihr 30jähriges Stiftungsfest auf dem Saal der „Erholung“. Zum Abschluss wird ein Christbaum erfolgreich versteigert. Nach Weihnachten gibt es erneut ein starkes Hochwasser. 

Ein ganz besonderes Ereignis ist aus der Weihnachtszeit des Jahres 1927 zu vermelden. Am 16. Dezember wird die erste Überlandbuslinie Eisenach-Mühlhausen eröffnet. Die eingesetzten Dixi-Busse haben 22 Sitzplätze, eine Fahrt kostet 3.20 Mark. 

Zuletzt noch ein Blick in die Weihnachtszeit des Jahres 1928. Damals wurde eine Einwohnerzählung durchgeführt. Mihla hat 2191 Einwohner. 53 Geburten standen 30 Sterbefälle gegenüber. Interessant, gleich mit gezählt wurden die zugelassenen Fahrzeuge:

5 PKW, 9 LKW, 4 Busse und 2 Traktoren! 

Na, da hat sich doch tatsächlich etwa geändert bis heute. Ob es tatsächlich aber positive Veränderungen sind, mag jeder Leser selbst entscheiden! 

Konzentrieren wir uns daher auf die diesjährigen Festtage! 

- Ortschronist -